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Breitenfurter Straße 299-303

Fakten

Breitenfurter Straße 299-303

Breitenfurter Straße 299-303, 1230 Wien

Baujahr: 1963-1965

Wohnungen: 72

Architekt: Richard Siedek, Walter Prutscher

Weitere Adressen

Meisgeyergasse 20, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Ursprünglich hätte die Wohnanlage mit zwei Wohnblöcken durch einen dritten mit Geschäftszeile und Polizeistation auf einer Grundstücksinsel zwischen der Breitenfurter Straße und einer nördlich davon liegenden Nebenfahrbahn ergänzt werden sollen. Diese Planung kam nicht zur Ausführung. Erst 1978 wurden nach einer Straßenregulierung entlang der nun südlich verlaufenden Nebenfahrbahn an der Breitenfurter Straße 291-297 nach den Plänen von Ilse Koci und Ian Koci zwei große Wohnblöcke, ebenfalls mit integrierten Geschäftszeilen, errichtet. Dadurch ist die im etwas tiefer gelegenen großen Grünbereich liegende Wohnanlage von Walter Prutscher und Richard Siedek von der stark befahrenen Breitenfurter Straße abgeschirmt.

Die Architektur

Die beiden langgezogenen Wohnblöcke mit jeweils vier Stiegen, drei Hauptgeschoßen und flachem Satteldach liegen zueinander parallel in strenger Ost-Westausrichtung auf dem weitläufigen Grundstück. Sie sind so gegeneinander verschoben, dass nur die letzte Stiege des ersten Blocks und die erste Stiege des zweiten Blocks einander gegenüber liegen. Ein Kinderspielplatz befindet sich im breiten Grünbereich dazwischen. In die Nordfassaden der Wohnblöcke sind ebenerdig die breiten Portale mit Eingangstor und fünfbahniger seitlicher Verglasung in tiefen Rahmungen aus weißem Natursteinkonglomerat eingelassen. Über den Portalen erhebt sich die Stiegenaufgangsachse mit breiten dreiflügeligen Fenstern und verdoppelten quadratischen Nasszellenöffnungen zu beiden Seiten. Verschieden breite Fensterachsen in den Wandabschnitten dazwischen rhythmisieren die langen Fassadenfluchten. An den Südfassaden sind in hochrechteckigen Mauerrücklagen, die bis knapp unter die Dachlinie führen, in den beiden Obergeschoßen einfache Balkonachsen an den Gebäudeecken und doppelte Balkonachsen beim Übergang zur jeweils nächsten Stiege eingestellt. Dreiteilige Fenstertüren befinden sich unter den Balkonen im Erdgeschoß. Bei Stiege 1 im Westen führt an Stelle einer Fenstertür ein Tor zu einem Funktionsraum und an den Ostenden beider Blöcke sind noch unterhalb der französischen Fenster Kellertüren angebracht. Die Gebäudeschmalseiten haben nur eine Fensterachse. Beide Trakte sind hellgrau gestrichen und haben einen dunkelgrauen Rauputzsockel.

Der Name

Die Breitenfurter Straße hat Anfang des 19. Jahrhunderts ihren heutigen Verlauf bekommen und führt durch den 12. und 23. Bezirk. 1593 wurde sie "die Straße" genannt, später "Ordinari Straße von Wien nach Atzgersdorf", dann "Breitenfurther Waldämtliche Straße" nach dem Ort Breitenfurt. Sie ist eine wichtige, den 23. Bezirk durchquerende Ausfallsstraße nach Südwesten, im Bereich Atzgersdorf verläuft sie vorwiegend parallel zur Schnellbahn von der Bezirksgrenze mit dem 12. Bezirk zum ehemaligen Ortskern Liesing (Liesinger Platz). Nach einem Knick nach Westen führt sie als Grenze zwischen Mauer und Rodaun durch Kalksburg in den Wienerwald.

Architekten

Richard Siedek - Richard Siedek (1902-1995) studierte ab 1921 an der Technischen Hochschule Wien. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Baufirmen, bevor er sich 1935 als Architekt selbständig machte. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er vornehmlich mit Planungen und Bauleitungen der NS-Rüstungsindustrie beauftragt. Ab 1950 beteiligte er sich am Wiederaufbau und entwarf mehrere Neubauten für die Gemeinde Wien.

Walter Prutscher - Walter Prutscher (1914-2002) studierte von 1935 bis 1939 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1961 auch promovierte. Von 1955 bis 1968 hatte Prutscher an der TH eine Assistentenstelle für Kunsthandwerk, Innenraumgestaltung und Gartenkunst inne. Nach seinen Entwürfen wurde unter anderem die Hischstetter Pfarrkirche in Wien 22 (1959-1961) errichtet. Prutscher war auch Mitglied der Architektengruppe, die für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Hofmannsthalgasse 12-24 in Wien 3 (1957-1595) plante.