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Gregorygasse 35-45

Fakten

Gregorygasse 35-45

Gregorygasse 35-45, 1230 Wien

Baujahr: 1962-1964

Wohnungen: 220

Architekt: Alois Machatschek, Johannes Daum, Walter Vasa

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Erlaa, das erstmals 1114 als Erila urkundlich erwähnt wird, entwickelte sich als Straßendorf in der Schleife zwischen Anton-Baumgartner- und Erlaaer Straße und unterstand bis ins 15. Jahrhundert der Herrschaft von hochfreien - vom Landesfürsten unabhängigen - Familien. Danach wurde es gemeinsam mit Kalksburg und Mauer ein landesfürstliches Lehen. Im 17. Jahrhundert wurde das protestantische Erlaa eingezogen und an Private verkauft. Unter Georg Fürst Adam von Starhemberg, Besitzer seit 1765, erfolgte die Vereinigung mit Atzgersdorf sowie der Ausbau des Erlaaer Schlosses durch Nicolaus Pacassi. In die Zeit der Starhembergischen Grundherrschaft fällt auch der Bau der Schlossallee nach Wien, die heute Gregorygasse heißt. Im frühen 19. Jahrhundert entstand an der Grenze zu Atzgersdorf eine Reihe von Fabriken. Die Industrialisierung brachte dem Ort enormen Aufschwung und bedingte 1835/36 die Gründung von Neu-Erlaa am Schnittpunkt von Triester, Altmannsdorfer und Erlaaer Straße.

Auf dem Gelände, auf dem sich heute die Wohnhausanlage befindet, stand früher die Fabrik des Salamifabrikanten Pick Moric, der 1883 in Szeged/Ungarn geboren wurde und 1945 im KZ Bergenbelsen ums Leben kam. Nach der Enteignung im Mai 1938 wurde die Salamifabrik kommissarisch verwaltet, 1941 wurde die Fabrik zwangsversteigert.

Die Architektur

Auf dem langgestreckten Gelände wurden insgesamt sechs viergeschoßige Wohnhäuser mit je drei Stiegen parallel zueinander errichtet. Zwischen den Baukörpern und am Nordende der Anlage sind breite Grünstreifen angelegt, am südlichen Ende befindet sich ein Parkplatz. Bei allen sechs Gebäuden sind die Stiegenaufgänge nordseitig und die Loggien südseitig angelegt. Teilweise wurde auch an den Schmalseiten eine Loggienachse eingebaut. Die Gestaltung der Stiegenaufgänge folgt einem in den 1960er-Jahren beliebten Schema: Über dem Flugdach der dreiteiligen Eingangstür liegen in einer leichten hochrechteckigen, bis zur Dachlinie reichenden Vertiefung große Aufgangsfenster mit Paneelen aus gestreiftem, blaugrünem Drahtglas. Das oberste Fenster ist sehr niedrig und stößt an das vorkragende Kranzgesims. Die Gangfenster der äußeren Stiegenaufgangsachsen eines Traktes werden durch mittelgraue, jene der mittleren Stiegenaufgangsachse durch terrakottafarbige Parapete vertikal verbunden. Beiderseits der Aufgangsfenster liegen in jedem Geschoß zwei durch ein dunkleres horizontales Putzfeld zusammengefasste quadratische Nassraumfenster, meist gefolgt von einer Fensterachse.

Bei den längeren Bauten kann vereinzelt eine zusätzliche, schmälere Fensterachse hinzukommen. Die Balkonachsen der Südfassaden liegen in seichten, terrakottafarbenen Mauerrücklagen. Da sich die Loggienachsen immer an den äußersten Achsen einer Stiege befinden, präsentieren sie sich beim Aneinandertreffen zweier Stiegen als Doppelloggienachsen. Die Paare quadratischer Nassraumfenster jeder Stiegeneinheit sind durch ocker- oder terrakottafarbene oder auch mittelgraue Putzfelder vertikal zusammengeschlossen und von der hellgrauen Mauerfläche abgesetzt.

Insgesamt sind alle Fassaden streng symmetrisch aufgebaut, Abweichungen fallen vor allem bei der Mittelstiege des vierten Blocks auf.

Der Name

Die Gregorygasse (vorher Schlossallee) ist seit 1954 nach Leopold Gregory (1840-1903) benannt, der von 1885 bis 1903 Bürgermeister von Erlaa war.

Architekten

Alois Machatschek - Alois Machatschek (geb. 1928) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1961 auch promovierte. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an der Planung zum Arthur-Schnitzler-Hof in Wien, Döblinger Hauptstraße 1 in Wien 19 (1959/60), beteiligt. Bedeutung erlangte Alois Machatschek aber vor allem durch den Umbau und die Restaurierung zahlreicher historischer Bauten. Gemeinsam mit Wilfried Schermann erneuerte er etwa das bedeutende Barockpalais Caprara/Geymüller in Wien 1, Wallnerstraße 8 (1986-1988), und das Palais Ferstel in Wien 1, Freyung 2 (1978-1986).

Johannes Daum - Johannes Daum (geb. 1920) studierte bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1957 auch zum Thema "Das Wiener städtische Mietwohnhaus in der Zeit von 1700-1859" promovierte. In der Folge wurde er Hochschulassistent am Institut für Baukunst, Denkmalpflege und Entwerfung und 1968 schließlich ordentlicher Universitätsprofessor für Baukunst. 1969 übernahm er den Vorstand des Instituts für Baukunst und Denkmalpflege der Universität Innsbruck, wo er von 1977 bis 1979 auch Dekan der Fakultät für Bauingenieurswesen und Architektur war. Als Architekt plante Johannes Daum unter anderem Umbauten des Französischen Kulturinstituts und der Französischen Botschaft in Wien.

Walter Vasa - Walter Vasa (1924-2002) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Karl-Metschl-Gasse 13-23 in Wien 16 (1953/54) und Schüttaustraße 20-40 in Wien 22 (1954-1956).