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Arabellagasse 2-10

Fakten

Arabellagasse 2-10

Arabellagasse 2-10, 1230 Wien

Baujahr: 1957-1959

Wohnungen: 181

Architekt: Leopold Scheibl, Fritz Nollert, Hans Bolek

Weitere Adressen

Barakgasse 1-3, 1230 Wien

Oktaviangasse 2-20, 1230 Wien

Zerbinettagasse 3-5, 1230 Wien

Barakgasse 2-4, 1230 Wien

Oktaviangasse 1-11, 1230 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Den 23. Bezirk durchziehen wichtige, seit der Römerzeit bestehende Verkehrswege, Äste der von Vindobona nach Scarabantia (Ödenburg) führenden Römerstraße. Diese haben sich bis heute einerseits in der Triester Straße und andererseits in der als "Gebirgsrandweg" bezeichneten Verbindung von Hietzing über Lainz, Mauer, Kalsburg, Rodaun und Perchtholdsdorf nach Baden erhalten. Seit 1946 gehören Atzgersdorf, Erlaa, Inzersdorf, Kalksburg, Liesing, Mauer, Rodaun und Siebenhirten zum 23. Bezirk. Einige dieser Gemeinden gehen auf Gründungen aus dem Hochmittelalter zurück und gehörten zum Teil Gundherrschaften an. Daneben bestanden aufgrund der topografischen Gegebenheiten vor allem wirtschaftliche Zusammenhänge. Die Wienerwaldgmeinden Mauer, Kalksburg und Rodaun waren vom Weinbau und der Forstwirtschaft sowie ab dem 19. Jahrhundert vom Sommerfrischewesen geprägt.

Die Architektur

Die Wohnsiedlung Arabellagasse 2 bis 10 erstreckt sich über einen Verbund von 6 Straßen und besteht aus 18 zwei- und dreigeschoßigen Häusern mit insgesamt 28 Stiegen.
Die Häuser verteilen sich in mehreren parallelen Reihen am Grundstück. Am Ende einzelner Reihen befinden sich vereinzelt auch so genannte Kopfbauten - das sind quer gestellte Gebäudeblöcke. Zwischen den Wohnbauten liegen Grünflächen, die parkähnlich gestaltet sind. Diese Bauweise ermöglicht eine optimale (natürliche) Beleuchtung der Wohnungen. Die geosteten Schlafzimmer werden von der Morgensonne, die Wohnräume von der Mittags- und Abendsonne geflutet.
Durch die alternierend hohen und verschiedenfarbig gestalteten Häuser könnte man annehmen, dass es sich hier um frei stehende Mehrfamilienhäuser handelt und nicht um eine Wohnhausanlage. Die teilweise aus Vollziegeln gefertigten Häuser sind nach außen hin durch klar strukturierte Fensterreihen an den schlichten Fassaden gegliedert, die in ihrer Symmetrie an Bauten Adolf Loos’ und in ihrer Sachlichkeit an Gemeindebauten von Josef Hoffmann erinnern.

... und die Kunst

Zwischen den Stiegen 18 und 20 befindet sich eine 2 m große Natursteinplastik von Karl Nieschlag, die "Zwei liegende Menschen mit Kind" (1957/59) zeigt. Als Symbol für eine Familie stellt sie die visualisierte Wohnidylle in der Anlage dar. (Zu vergleichen mit ähnlich verschränkter Figurengruppe von Hannes Haslecker: Plastik "Familie" von 1960/63 in Wien 11, Römersthalgasse.)
An der Ostfassade der an der Oktaviangasse 18 gelegenen Stg. 2-5 befinden sich 4 monumentale Sgraffiti, die jeweils zwei Fenster der Fassade einbeziehen. Sie zeigen vorwiegend Naturmotive und symbolisieren die vier Jahreszeiten. Damit nehmen auch sie das Thema des idyllischen Wohnens im Grünen auf.

Der Name

Die Namen der umliegenden Straßen stammen alle von berühmten Charakteren in Richard-Strauss-Opern (Arabella, Oktavian, Barak, Zerbinetta). Fast könnte man von einem Opernviertel sprechen.
Die Lechthalergasse im Süden und Westen der Anlage bezieht sich auf den Wiener Komponisten Josef Lechthaler (1891-1948).

Architekten

Leopold Scheibl - Leopold Scheibl (1904-1978) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er die Meisterklasse von Clemens Holzmeister und Peter Behrens besuchte. Er erhielt sein Diplom 1937 zusammen mit dem höchstdotierten akademischen Preis der Akademie. Er wirkte als Architekt an der Planung des nicht realisierten Projektes eines Zentralbahnhofs und Flughafens im Herzen von Wien mit und konzipierte gemeinsam mit Hans Bolek und Fritz Nollert die Wohnhaussiedlung in der Arabellagasse 2-10 in Wien 23.

Fritz Nollert - Über die Ausbildung des Architekten Fritz Nollert (1909-1977) gibt es keine Informationen. Für die Gemeinde Wien plante er gemeinsam mit Hans Bolek und Leopold Scheibl die Wohnhausanlage Arabellagasse 2-10 in Wien 23 (1957-1959).

Hans Bolek - Hans Bolek (1890-1978) studierte an der Kunstgewerbeschule in Wien. Nach dem Ersten Weltkrieg war er vorwiegend als Architekt kommunaler Bauten in Wien tätig und arbeitete unter anderem mit Josef Hoffmann zusammen. Als Gründungsmitglied des österreichischen Werkbunds entwarf er unter anderem Möbel, Keramiken, Tapeten und Schmuck, ehe er ab 1972 vorwiegend als Maler und Grafiker tätig war. In Wien schuf er unter anderem in Zusammenarbeit mit Fritz Nollert und Leopold Scheibl die Wohnhausanlage in der Arabellagasse 2-10 in Wien 23.