Ziedlergasse 28
Ziedlergasse 28
Ziedlergasse 28, 1230 WienBaujahr: 1967-1969
Wohnungen: 156
Architekt: Joachim Peters, Fritz Judtmann, Anton Steflicek
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Die Wohnhausanlage an der Ziedlergasse 28 wurde in den Jahren 1967 bis 1969 nahe dem Kirchenplatz, dem ursprünglichen Ortskern von Atzgersdorf, errichtet. Die als Gassengruppendorf um 1120 gegründete Gemeinde, die als eines von acht Dörfern 1938 in den Bezirk Liesing eingegliedert wurde, ist noch heute im Bereich um den Kirchenplatz in seiner ursprünglichen Struktur erkennbar, auch wenn die meist eingeschoßige, historische Bausubstanz zum Teil bereits durch mehrstöckige Wohnhäuser ersetzt wurde.
Die Architektur
Der U-förmige Bau umfasst 13 Stiegen mit insgesamt 156 Wohnungen. Er ist hinter die Baulinie gerückt, sodass direkt an der Ziedlergasse ein Parkplatz mit 58 Abstellplätzen entsteht. Über einen steinumrahmten Durchgang mit einer Oberlichte aus Glasbausteinen gelangt man in den dahinter liegenden, großflächigen Gartenhof, der als Rasenplatz mit einzelnen Baumgruppen, Sitzbänken und Fußwegen gestaltet ist. Das parkähnliche Gelände folgt in Ost-West-Richtung einem leichten Gefälle, das durch die in der Höhe abgesetzten Sockelzonen des Baus ausgeglichen wird. Darüber erheben sich die vier Wohngeschoße, die teilweise mit vor die Fassadenflucht kragenden Halbloggien ausgestattet sind. Straßenseitig folgt das äußere Erscheinungsbild des Baus mit den regelmäßigen Fensterreihen an der glatt verputzten Fassade dem Typus des kommunalen Wohnbaus der 1960er-Jahre. Auffallend ist die teilweise farbliche Gestaltung der Fassaden, die sich jeweils über zwei Fensterachsen erstreckt bzw. die Binnenzone zweier Fenster betont. Weitere Akzente setzen die in regelmäßigen Abständen eingefügten Achsen mit französischen Fenstern.
Der Name
Die ehemalige Feldgasse wurde 1954 nach dem Kämpfer der Arbeiterbewegung und Maschinisten Franz Ziedler (1867-1917) benannt.
Architekten
Joachim Peters - Der Architekt und Keramiker Joachim Peters wurde 1912 in Osterode am Harz (D) geboren. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaft an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Marcusgasse 4-12 in Wien 14 (1961-1963) und Zanaschkagasse 14 und 16 in Wien 12 (1976-1980). Joachim Peters ist 1987 in Wien verstorben.
Fritz Judtmann - Fritz Judtmann (1899-1968) studierte von 1918 bis 1922 an der TH Wien, wo er 1928 promovierte. Zusammen mit Egon Riss errichtete er für das Rote Wien unter anderem die Wohnhausanlage Diehlgasse 20-26 in Wien 5 (1928) und den TBC-Pavillon im Lainzer Krankenhaus (1929-1931). Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand unter anderem die Wohnhausanlage Lindengasse 57 in Wien 7 (1966-1968) nach seinen Plänen.
Anton Steflicek - Anton Steflicek (1909-1988) studierte ab 1931 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Für die Gemeinde Wien entwarf er gemeinsam mit Fritz Judtmann unter anderem den Hans-Binder-Hof in Wien 7 (Lindengasse 61, 1962-1964) und die Wohnhausanlage Vollbadgasse 3-5 in Wien 17 (1953-1957). Nach den Plänen von A. Steflicek erfolgte auch der Wiederaufbau der 1944 durch Bomben schwer beschädigten Antoniuskirche am Antonsplatz in Wien 10.