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Färbermühlgasse 11

Fakten

Färbermühlgasse 11

Färbermühlgasse 11, 1230 Wien

Baujahr: 1964-1966

Wohnungen: 34

Architekt: Rudolf Bazalka, Viktor Hufnagl

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Das Wohnhaus in der Färbermühlgasse 11 wurde in den Jahren 1964-66 nahe dem Liesinger Platz, dem Hauptplatz des ehemals selbstständigen Ortes Liesing, errichtet. Der heutige 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing ist der jüngste Bezirk Wiens. Das Gebiet der ehemaligen niederösterreichischen Gemeinden Liesing, Atzgersdorf, Erlaa, Inzersdorf, Siebenhirten, Mauer, Rodaun, Kalksburg u. a. wurde 1938 als 25. Bezirk Bestandteil von "Groß-Wien".

1954 gingen Teile davon an das Bundesland Niederösterreich zurück und Liesing wurde in seinen heutigen Grenzen der 23. Bezirk der Stadt Wien, deren Wohnbautätigkeit in dieser Region erst nach 1945 einsetzte. Heute zeichnet sich Liesing vornehmlich durch teils noch erhaltene secessionistische zweigeschoßige Zinshäuser, moderne mehrgeschoßige Wohnhausanlagen, sowie eine hohe Dichte an Schulen aus.

Die Architektur

Das viergeschoßige Wohnhaus in der Färbermühlgasse umfasst drei Stiegen mit insgesamt 33 Wohnungen. Es ist das vierte Gebäude, das nach den Plänen des Architekten Rudolf Bazalka in dieser Gasse unter der Mitwirkung von Viktor Hufnagl, der an der ursprünglichen Planungsphase 1962/63 noch beteiligt war, errichtet wurde.
Im seinem Aufbau folgt das Haus den für den kommunalen Wohnbau der 1960er-Jahre typischen Prinzipien; über einer genuteten, grob verputzten Sockelzone erheben sich die Geschoße, in denen die in Ost-West-Richtung ausgerichteten Wohnungen untergebracht sind. Diese verfügen über insgesamt 12 ostseitige, zum Garten gerichtete Halbloggien.

Zur Straßenseite prägt eine einfach gegliederte Fassade das Erscheinungsbild des Baus. Durch die versetzten, verschieden großen, teils quadratischen, teils hochrechteckigen Fenster an der sonst glatt verputzten Westfassade entsteht der Eindruck einer regelmäßigen Matrix, ein Stilmerkmal, das sich auch an den drei weiteren Gebäuden des Architekten an der Färbermühlgasse 12-14 und 15 erkennen lässt.

Neben einem eigenen Abstellplatz für insgesamt 13 Pkw und ausreichender Parkmöglichkeit entlang der Färbermühlgasse verfügt der Bau darüber hinaus durch seine Nähe zum Liesinger Bahnhof über eine hervorragende Anbindung an das öffentliche Netz.

... und die Kunst

In der ca. 10 m breiten Grünfläche, die durch das Zurücksetzen des Baus hinter die Baulinie an der Färbermühlgasse entstand, befindet sich eine ca. 2,5 m hohe Steinplastik des Bildhauers Rudolf Schwaiger (1924-1979). Sie stammt aus den Jahren 1964-66 und trägt den Titel "Färbergruppe".

Der Name

Die ehemalige Gärtnergasse wurde im Jahr 1954 nach der unweit gelegenen Färbermühle, einem Wahrzeichen von Liesing (heute steht dort das Liesinger Bezirksamt), in Färbermühlgasse benannt.

Prominente Bewohner

Zu den zahlreichen berühmten Bewohnern von Liesing gehört auch der Bildhauer Rudolf Schmidt (1894-1980), der das Kriegerdenkmal in Liesing schuf (1926, heute Liesinger Friedhof). Von seiner Hand stammt auch der bekannte Hannaken-Brunnen am Fuß der Stiegenanlage bei Maria am Gestade (1937) im ersten Wiener Gemeindebezirk.

Architekten

Rudolf Bazalka - Rudolf Bazalka (1916-2004) studierte von 1936 bis 1942 Architektur bei Franz Schuster und Carl Witzmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Als selbständiger Architekt entwarf Bazalka unter anderem die Gemeindebauten Kahlgasse 9-11 in Wien 21 (1952/53) und Bessemerstraße 10-16 in Wien 21 (zusammen mit Othmar Augustin, 1957-1959). Außerdem war er in einer größeren Architektengemeinschaft an der Errichtung der kommunalen Wohnhausanlage Goldschlagstraße 148-158 in Wien 14 beteiligt (ab 1951).

Viktor Hufnagl - Viktor Hufnagl (1922-2007) studierte in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister. Ab 1956 als freischaffender Architekt tätig, spezialisierte er sich auf Schul- und Wohnungsbauten. Als revolutionäre Neuerung galt die von Hufnagl 1973 in Wörgl (Tirol) erbaute Hallenschule. Zu den bekanntesten Werken des vielfach ausgezeichneten Architekten zählen die Kirche und die Wohnhausanlage "Am Schöpfwerk" (Wien 12) sowie die Roßauer Brücke (Wien 9 und 2).