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Melangasse 1-5

Fakten

Melangasse 1-5

Melangasse 1-5, 1220 Wien

Baujahr: 1981-1983

Wohnungen: 179

Architekt: Karl Mang, Johann Georg Gsteu, Udo Schrittwieser, Eva Mang, Egon Fraundorfer, Manfred Stein, Annemarie Obermann, Günther Schuster, Alfred Viktor Pal

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Im Zuge der Stadterweiterung nach Norden wurde in den 1970er-Jahren im Anschluss an den alten Ortskern von Leopoldau eine Wohnhausanlage errichtet. Die Anlage stellt eine Verbindung zwischen Leopoldau und der Bebauung der Saikogasse her und leitet gleichzeitig über den Rennbahnweg zur Wagramer Straße über. Der Wohnbau Melangasse 1-5 wurde wenige Jahre später im Anschluss an das bereits bebaute Areal auf einer freistehenden Fläche errichtet. Damit wurde die vorhandene Lücke zwischen der Verbauung im Osten und dem Josef-Bohmann-Hof geschlossen.

Die Architektur

Der Wohnbau aus den 1980er-Jahren verläuft direkt entlang der Melangasse und besteht aus zwei autonomen Bauteilen. Die Häuser verfügen beide über rechteckige Grundrisse und schließen direkt an eine weitere Wohnhausanlage an. Im Nordwesten des Wohnbaus erstreckt sich auf einem weitläufigen Areal der Josef-Bohmann-Hof, der wenige Jahre davor errichtet wurde. Der Wohnbau Melangasse 1-5 ist als Fortsetzung der vorhandenen Anlage und gleichzeitig als östlicher Abschluss anzusehen. Die Häuser sind als freistehende Wohnblöcke angeordnet und verfügen durchwegs über fünf Geschoße. Mehrere Grünflächen mit Bäumen sind zwischen den Gebäuden angelegt und fungieren auch als Verbindung zum benachbarten Wohnbau. Die Fassade des ersten Bauteiles gliedert sich in mehrere Fensterachsen, wobei die zwei- bis dreiteiligen Öffnungen knapp in die glatte Wandfläche eingeschnitten sind. Mehrere Achsen mit Balkonen sorgen dafür, dass die schlichte Gestaltung der Anlage aufgelockert wird. Die Stiegenaufgänge sind über einige Stufen zu erreichen und werden von einem ausladenden Dach mit Säulen gerahmt. Der zweite Wohntrakt erweckt einen weitaus plastischeren Gesamteindruck, der aufgrund der unterschiedlichen Gliederung der Fassaden zustande kommt. Die Schauseite löst sich in drei mächtige Risalite auf, die zur Straße hin stufenförmig angeordnet sind. Die vorspringenden Bauteile sind zusätzlich mit Balkonachsen versehen, die den dynamischen Charakter der Wohnhausanlage verstärken.

Der Name

Die Gasse, in der der Wohnbau steht, ist seit 1958 nach dem österreichischen Bauingenieur Josef Melan (1853 - 1941) benannt. Er war als Professor an der Technischen Hochschule in Wien tätig und spezialisierte sich auf Brückenbau. Er erfand eine Eisenbetonbauweise, die nach ihm benannt wurde und besonders für den Bau von Bogenbrücken geeignet ist.

Architekten

Karl Mang - Karl Mang (geb. 1922) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er nach kriegsbedingter Unterbrechung 1948 sein Diplom erhielt. Zusammen mit seiner Frau Eva Mang (1927-2000) realisierte er zahlreiche Inneneinrichtungen, Wohnbauten, aber auch Ausstellungsprojekte. Zu ihren bedeutendsten Werken gehören unter anderem die Inneneinrichtung des UN-Generalsekretariats in New York City (1972) und der Umbau des Palais Lobkowitz zu einem Theatermuseum (Lobkowitzplatz 2, Wien 1, 1981-1989). Große Verdienste erwarb Mang auch als Publizist und Ausstellungskurator auf den Gebieten des Möbelbaus der Wiener Kommunalarchitektur.

Johann Georg Gsteu - Johann Georg Gsteu (geb. 1927) studierte von 1950 bis 1953 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Nach dem Studium gründete er zunächst eine Bürogemeinschaft mit Friedrich Achleitner. Zusammen bauten sie die Rosenkranzkirche in Wien-Hetzendorf um (1956-58). In den 1970er-Jahren realisierte Gsteu in Wien mehrere Filialen der Wiener Zentralsparkasse (u. a. Sparkassenplatz in Wien 15 und Rußbergstraße in Wien 21) und von 1990 bis 1995 die neuen Stationsgebäude der U6. Sein letztes Bauwerk war die Fußgängerbrücke "Nordsteg" über die Donau (1994-1997). An der Gesamthochschule Kassel hatte er von 1980 bis 1992 eine Professur inne.

Udo Schrittwieser - Udo Schrittwieser (geb. 1927 in Wien) studierte Architektur von 1945 bis 1951 an der Technischen Universität Wien. Bereits während seiner Studienzeit arbeitete er im Büro von Roland Rainer und im Anschluss bei Erich Boltenstern. Mit der Planung und Ausführung der Flachbausiedlung Cebotariweg in Wien 19 begann 1954 seine Laufbahn als selbstständiger Architekt. Udo Schrittwieser war an zahlreichen Projekten für Wohnhausanlagen, Einfamilienhäuser, Siedlungen und Hotels beteiligt. Für die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen plante Udo Schrittwieser etwa die Pension "Harmonie" in Unterdambach (NÖ, 1982) und die "Waldpension" in Hochegg (NÖ, 1997). Ebenfalls nach seinen Entwürfen wurde das Jugendgästehaus am Wilhelminenberg in Wien 16, Savoyenstraße 2 (1988), ausgeführt. Seit 2004 ist Udo Schrittwieser im Ruhestand.

Eva Mang - Eva Mang (1927-2000) studierte bis 1952 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Nach dem Studium war sie zunächst bis 1955 als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität tätig, bevor sie mit ihrem Ehemann Karl Mang 1955 ein gemeinsames Architekturbüro in Wien gründete. Das Ehepaar gestaltete vor allem Geschäftslokale in der Wiener Innenstadt und Bankfilialen, wie etwa Zweigstellen der Zentralsparkasse in der Kärntner Straße und der Mariahilfer Straße und die Sparkasse am Graben. Für die Gemeinde Wien waren sie unter anderem an den Entwürfen zum Josef-Bohmann-Hof in Wien 22 (Oskar-Grissemann-Straße 2) und zum Dr.-Adolf-Schärf-Hof in Wien 16 (Roterdstraße 12-14) beteiligt. Darüber hinaus galten beide als Spezialisten auf dem Gebiet des Möbelbaus und entwarfen auch einige Geschäftslokale für die Firma Thonet in Wien und Düsseldorf.

Egon Fraundorfer - Egon Fraundorfer (1913-1975) studierte 1936 und 1937 Architektur bei Hans Adolf Vetter an der Wiener Kunstgewerbeschule. Unter anderem war er für die Gemeinde Wien an der Errichtung der Wohnhausanlage Hartlebengasse 1-17 in Wien 22 (1961-1963) beteiligt.

Manfred Stein - Manfred Stein (1940-1997) studierte zunächst Malerei an der Akademie der bildenden Künste, bevor er zum Architekturstudium an die Technische Universität wechselte. Nach erfolgreichem Abschluss begann er im Büro von Wilhelm Holzbauer zu arbeiten, wo er unter anderem am Umbau der Wohnung des Schauspielers Curd Jürgens beteiligt war. 1971 eröffnete Stein sein eigenes Architekturbüro. Eines seiner ersten Projekte war die Gestaltung der Fußgängerzone in Wien Favoriten, die im Rahmen der Bauarbeiten der U-Bahnlinie U1 in Auftrag gegeben wurde. 1984 zog Stein mit seiner Familie nach Kautzen (NÖ), wo er die gesamte Neugestaltung des Ortes (samt Heimatmuseum und Badeteich) plante, für die er 1992 den europäischen Preis für Dorferneuerung erhielt. Darüber hinaus war Stein als Kulturkritiker, Essayist und Maler tätig, der sich stets kritisch gegenüber der modernen, nach Fortschritt strebenden Großstadtgesellschaft äußerte.

Annemarie Obermann - Annemarie Obermann (geb. 1940) studierte bis 1964 Architektur an der Technischen Universität Graz. Im Anschluss absolvierte sie einige Praxisjahre in Grazer Architekturbüros, bevor sie nach abgelegter Ziviltechnikerprüfung nach Wien ging, wo sie sich 1971 als Architektin selbstständig machte. Annemarie Obermann war an der Errichtung mehrerer Wohnbauten beteiligt, wie etwa dem Josef-Bohmann-Hof in Wien 22 (Oskar-Grissemann-Straße 2, 1976-1978). Später arbeitete sie vorwiegend im Sanitär- und Sozialbereich. Sie entwarf unter anderem das Pensionistenwohnhaus Arbeitergasse 45 in Wien 5 (ca. 1984) und verschiedene Um- und Zubauten von Rehabilitationszentren und Krankenstationen. Darüber hinaus gestaltete Annemarie Obermann Messestände der Österreichischen Wirtschaftskammer im In- und Ausland.

Günther Schuster - Günther Schuster (geb. 1930 in Wiener Neustadt) studierte zunächst Architektur an der Technischen Universität Wien, bevor er die Meisterklasse von Oswald Haerdtl an der Akademie für angewandte Kunst besuchte. Nach einer vorübergehenden Anstellung im Büro von Carl Appel und Franz Hoffmann machte er sich 1969 als Architekt selbständig, wobei er auch als gerichtlich beeideter Sachverständiger fungierte. Schuster war an der Planung mehrerer Wohnbauten und Reihenhausanlagen in Wien und Niederösterreich beteiligt, wie etwa am Josef-Bohmann-Hof in Wien 22 (Oskar-Grissemann-Straße 2, 1976-1978). Er entwarf aber auch Bankfilialen und verschiedene Industriebauten, so auch den Postbahnhof samt Gleishalle in Wiener Neustadt.

Alfred Viktor Pal - Alfred Viktor Pal (1911-2007) studierte bis 1935 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Während des Zweiten Weltkrieges war er mit der Planung und Ausführung von Bauten der Luftwaffe betraut. Nach 1945 beteiligte sich Pal vor allem am Wiederaufbau. Mehrere Wohn- und Gewerbebauten wurden, vorwiegend in Gemeinschaftsarbeit mit anderen Architekten, nach seinen Entwürfen realisiert.