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Tietzestraße 2

Fakten

Tietzestraße 2

Tietzestraße 2, 1220 Wien

Baujahr: 1964-1965

Wohnungen: 523

Architekt: Peter Payer, Oskar Payer

Weitere Adressen

Viktor-Kaplan-Straße 13, 1220 Wien

Rabenlechnerweg 4, 1220 Wien

Polgarstraße 5, 1220 Wien

Rabenlechnerweg 5, 1220 Wien

Schreinerweg 1-3, 1220 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Die Wohnhausanlage Tietzestraße 2 wurde als zweite Bauetappe des südlichen Bauteils der ersten Plattenbausiedlung "Siebenbürgerstraße/Erzherzog-Karl-Straße" auf der zuvor landwirtschaftlich genutzten Fläche "Großes Aufeld" errichtet.

Die Architektur

Die Siedlung ist durch die für die Plattenbauweise anfänglich typische Zeilenbebauung gekennzeichnet. Die geradlinigen Baukörper liegen ausschließlich parallel bzw. orthogonal zueinander und sind Ausdruck einer äußerst rationellen Bauweise. Die Abstände zwischen den einzelnen Gebäuden wurden häufig durch die Dimension der Montagekräne bestimmt.
Die Wohnhausanlage besteht aus einem neungeschoßigen Wohnblock mit neun Stiegenhäusern sowie neun orthogonal dazu angeordneten, viergeschoßigen Wohngebäuden, die über jeweils einen Eingang verfügen. Die Ausrichtung der Gebäude orientiert sich am ersten Bauteil der Wohnhausanlage Siebenbürgerstraße 2-12.
Die Wohngebäude sind alle unterkellert, wobei der Keller um ein halbes Geschoß aus dem Terrain ragt und so die - auch farblich abgesetzte - Sockelzone bildet. Aufgrund der bereits durchgeführten thermischen Sanierung ist die für die Fertigteilbauweise typische Fassadenrasterung nicht mehr sichtbar. Die südseitigen Loggien der viergeschoßigen Wohngebäude sind zur Hälfte in das Gebäude integriert, dadurch erhält die sonst sehr schlichte Fassade eine plastische Struktur. Zwei von Stahlsäulen gestützte Betonvordächer markieren die an der Nordseite gelegenen Eingänge der insgesamt 36 Stiegenhäuser der viergeschoßigen Wohnbauten. Darüber hinaus ist die Nordfassade im Bereich der Hauseingänge über eine Breite von jeweils 13 Meter um 75 cm nach vorne versetzt, was dem Gebäude mehr Plastizität verleiht. Die beiden Giebelseiten sind fensterlos.

... und die Kunst

Die Außenwandplatten, in denen sich die Hauseingangstüren befinden, sind noch original mit einer hellbraunen Glasmosaikoberfläche versehen. Hier sind auch die künstlerisch gestalteten Hauszeichen zu finden. Diese sollten den Bewohnern der einförmigen Plattenbauten als Orientierungshilfe dienen. Die Hauszeichen des neungeschoßigen Wohnblocks (Stg. 1-9) wurden von Joana Steinlechner-Bichler gestaltet, die der viergeschoßigen Wohnbauten von Egon Haug, Maria Plachky und Horst Aschermann.

Der Name

Die Siedlung trägt seit dem Jahr 1965 den Namen der im Norden angrenzenden Straße. Der Kunsthistoriker Prof. Dr. Hans Tietze (1880-1954) verfasste zahlreiche Publikationen über Kunstgeschichte, Denkmalpflege und Musealwesen. 1938 emigrierte Hans Tietze mit seiner Frau Erica Tietze-Conrat in die USA.

Architekten

Peter Payer - Peter Payer wurde am 5. Dezember 1932 in Wien geboren. Er studierte Architektur an der Technischen Hochschule sowie an der Akademie der angewandten Kunst in Wien und diplomierte im Jahr 1956 bei Prof. Franz Schuster. Gleich seinem Vater Oskar Payer konzentrierte er sich auf die Verbesserung der Wohnkultur sowie die Rationalisierung des Wohnungsbaus. Zahlreiche Publikationen zeugen vom Engagement der beiden Architekten. Neben der Planung Tausender Wohnungen für die Gemeinde Wien entwarfen Oskar und Peter Payer auch Möbel und gründeten das Einrichtungshaus "Payer-Dekor". Im Jahr 1970 erhielten sie den Staatspreis für ein Sitzliegemöbel.

Oskar Payer - Oskar Payer (1903-1973) erlernte zunächst das Tischlerhandwerk, bevor er die Staatsgewerbeschule in Wien besuchte. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er sich vor allem für eine Verbesserung der Wohnkultur sowie auch für die Funktionalität der Wohnung selbst ein. Dies stellte er u.a. in zahlreichen Publikationen, wie z.B. "Die praktische Wohnungskunde", und als Obmann des Vereins "Die Frau und ihre Wohnung" unter Beweis. Für die Stadt Wien plante Oskar Payer gemeinsam mit seinem Sohn Peter Payer mehrere Tausend Wohnungen, allen voran die zahlreichen Montagebau-Wohnungen.