Donaustadtstraße 44
Donaustadtstraße 44
Donaustadtstraße 44, 1220 WienBaujahr: 1951-1952
Wohnungen: 85
Architekt: Franz Thajer, Karl Brandner
Weitere Adressen
Steinbrechergasse 40, 1220 Wien
Gerambgasse 21-29, 1220 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die Wohnhausanlage befindet sich in der Donaustadtstraße, die fast parallel zur Alten Donau von Kagran in Richtung Süden verläuft. In der nahen Umgebung gab es um die Jahrhundertwende vor allem unverbaute Ackerflächen. Westlich des Wohnbaus verlief damals die Flur Unterer Gänshaufen und im Norden hatten sich einige Industriebetriebe angesiedelt, zum Beispiel eine Lederfabrik. Die betreffende Anlage wurde im Zuge der baulichen Erschließung dieses Gebietes nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet.
Die Architektur
Die Anlage verläuft über einem hakenförmigen Grundriss entlang der Donaustadtstraße und der Gerambgasse, wobei ein kurzer Arm von der Donaustadtstraße in die Steinbrechergasse hineinragt. Der Wohntrakt entlang der Gerambgasse passt sich der Biegung der Straße an und hebt sich aufgrund der Farbigkeit vom zweiten Trakt, der direkt an der Donaustadtstraße liegt, ab. An der Nahtstelle der beiden Bauteile befindet sich der Durchgang zum Innenhof, der mit einem großformatigen Sgraffitowandbild betont wird. Die Stiegenaufgänge liegen im Hof und sind ausschließlich über den zentralen Eingang zugänglich. Die Anlage vermittelt einen geschlossenen Gesamteindruck und besticht vor allem aufgrund der schlichten Gestaltung. Der Wohnbau verfügt über drei Geschoße, zum Teil ist auch das Dachgeschoß ausgebaut. Die Fassade gliedert sich in Fensterachsen, wobei die Öffnungen scharf in die glatte Wandfläche eingeschnitten sind. Einzelne Balkone entlang der Gerambgasse lockern die Fassade auf und sorgen für eine Öffnung der Wohnhausanlage nach außen.
... und die Kunst
Über dem Durchgang zum Innenhof befindet sich ein Sgraffitowandbild von Ferdinand Kitt. Die Darstellung trägt den Titel "Alte Donau" und stammt von 1951/52. Unterschiedliche Menschen in Badekleidung tummeln sich an der Alten Donau, sitzen in Segel- oder Ruderbooten und erfrischen sich im Wasser.
Der Name
Die Straße, in der der Wohnbau steht, trägt seit 1971 den Titel Donaustadtstraße. Der Name soll an den Stadtteil erinnern, der nach der Donauregulierung 1875 zwischen der Reichsbrücke und der Ausstellungsstraße entstanden ist.
Architekten
Franz Thajer - Franz Thajer (1926-2007) erlernte zunächst das Tischlerhandwerk, bevor er an der Universität für angewandte Kunst Innenarchitektur und Hochbau studierte. Nach seinem Studiumsabschluss 1949/50 arbeitete er in diversen Architekturbüros, bis er sich schließlich als Architekt selbstständig machte. Franz Thajer plante zahlreiche Wohnbauten in Wien, unter anderem auch für die Wohnbaugesellschaft Mischek. Die Wohnhausanlage Donaustadtstraße 44 in Wien 22 (1951) war sein einziger Wohnbau für die Gemeinde Wien. Auch verschiedenste Inneneinrichtungen wurden von Franz Thajer entworfen.
Karl Brandner - Karl Brandner (1902-1969) studierte von 1920 bis 1927 Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1929 die 2. Staatsprüfung ablegte. Bis 1938 und später nochmals von 1949 bis 1951 war er an der TH Wien auch als Hochschulassistent tätig, bevor er Lehrer an der HTL Schellinggasse in Wien 1 wurde. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Rainergasse 23-25 in Wien 4 (1959/60) und war an den Plänen zu den beiden ersten Bauteilen des Lainzer Tiergartens in Wien 13 (ab 1951) beteiligt.