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Wohnhausanlage Hasenleiten

Fakten

Wohnhausanlage Hasenleiten

Hasenleitengasse 10-14, 1110 Wien
Hasenleitengasse 8, 1110 Wien
Hasenleitengasse 6, 1110 Wien
Hasenleitengasse 5, 1110 Wien
Strachegasse 13, 1110 Wien
Haugerstraße 3, 1110 Wien
Haugerstraße 5, 1110 Wien
Albin-Hirsch-Platz 1, 1110 Wien
Albin-Hirsch-Platz 2, 1110 Wien
Luise-Montag-Gasse 1, 1110 Wien
Luise-Montag-Gasse 3, 1110 Wien
Luise-Montag-Gasse 5, 1110 Wien
Zsigmondygasse 1, 1110 Wien
Zsigmondygasse 3, 1110 Wien
Zsigmondygasse 5, 1110 Wien
Zamenhofgasse 6, 1110 Wien
Friedjunggasse 6, 1110 Wien
Konrad-Thurnher-Gasse 6, 1110 Wien
Zamenhofgasse 10, 1110 Wien
Friedjunggasse 10, 1110 Wien
Konrad-Thurnher-Gasse 10, 1110 Wien
Friedjunggasse 12, 1110 Wien
Konrad-Thurnher-Gasse 12, 1110 Wien
Zamenhofgasse 8, 1110 Wien
Friedjunggasse 7, 1110 Wien
Friedjunggasse 8, 1110 Wien
Konrad-Thurnher-Gasse 7, 1110 Wien
Konrad-Thurnher-Gasse 8, 1110 Wien

Baujahr: 1937-1950

Wohnungen: 1214

Architekt: Anton Valentin, Oskar Unger, Friedrich Punzmann, Otto Trnik, Moritz Servé, Oskar Heymann

Weitere Adressen

Zamenhofgasse 1, 1110 Wien

Zsigmondygasse 2, 1110 Wien

Friedjunggasse 1, 1110 Wien

Zamenhofgasse 2, 1110 Wien

Zsigmondygasse 4, 1110 Wien

Konrad-Thurnher-Gasse 1, 1110 Wien

Friedjunggasse 2, 1110 Wien

Konrad-Thurnher-Gasse 2, 1110 Wien

Zsigmondygasse 6, 1110 Wien

Am Kanal 79, 1110 Wien

Zamenhofgasse 4, 1110 Wien

Friedjunggasse 3, 1110 Wien

Oerleygasse 2, 1110 Wien

Konrad-Thurnher-Gasse 3, 1110 Wien

Oerleygasse 4, 1110 Wien

Friedjunggasse 4, 1110 Wien

Am Kanal 81, 1110 Wien

Konrad-Thurnher-Gasse 4, 1110 Wien

Oerleygasse 6, 1110 Wien

Friedjunggasse 5, 1110 Wien

Oerleygasse 1, 1110 Wien

Konrad-Thurnher-Gasse 5, 1110 Wien

Oerleygasse 3, 1110 Wien

Am Kanal 83, 1110 Wien

Oerleygasse 5, 1110 Wien

Friedjunggasse 9, 1110 Wien

Konrad-Thurnher-Gasse 9, 1110 Wien

Am Kanal 87, 1110 Wien

Konrad-Thurnher-Gasse 11, 1110 Wien

Am Kanal 89, 1110 Wien

Am Kanal 85, 1110 Wien

Wohnen in Wien

Zu Beginn der 1930er-Jahre wurde der kommunale Wohnungsbau durch die zunehmend schlechte Wirtschaftslage massiv eingeschränkt. Um für die arbeitslose Bevölkerung trotzdem Wohnraum und Beschäftigung schaffen zu können, ging die Stadt dazu über, am Stadtrand liegendes Bauland zu erschließen und so genannte "Erwerbslosensiedlungen" zur Verfügung zu stellen. Die Siedlungshäuser wurden von den späteren Bewohnern nach einem vorgegebenen Bebauungsplan selbst errichtet. Durch die Ausschaltung des Parlaments und die Einführung einer autoritären ständestaatlichen Verfassung verlor Wien 1934 den Status eines eigenen Bundeslandes. Der Wohnbau kam so gut wie zum Erliegen, und die Arbeitslosigkeit stieg weiter. Der wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung versuchte die Stadt entgegenzuwirken, indem sie Bauland zur Gründung autarker Wohneinheiten bereitstellte und so die Bewohner aus dem Elend der traditionellen Arbeiterbezirke an den grünen Stadtrand absiedelte.

Geschichte

Bereits während des Ersten Weltkrieges befand sich auf dem Areal der Wohnhausanlage Hasenleiten ein Lazarettlager. Daraus entwickelte sich in der Zwischenkriegszeit ein Barackenlager für Mittellose; um 1935 wohnten hier rund 3.500 Personen, davon etwa 2.000 Kinder. 1937 begann die Gemeinde Wien mit der Sanierung des Areals und ließ hier bis 1939 erste Wohnbauten errichten. Der Zweite Weltkrieg unterbrach jedoch die Bauarbeiten. In dieser Zeit wurden in den noch bestehenden Baracken vorübergehend Delogierte untergebracht, bevor sie in ein KZ deportiert wurden. Erst 1949/50 ließ die Gemeinde Wien die restlichen Baulücken auf der Hasenleiten verbauen. Die seit 1915 am Albin-Hirsch-Platz bestehende Barackenkirche wurde 1961 abgetragen. Als Ersatz wurde bereits ab 1953 ein Festsaal als Kirchenprovisorium im Süden der Wohnhausanlage (Hasenleitengasse 16) eingerichtet.

Die Architektur

Die Erbauung der Siedlung erfolgte in mehreren Etappen von 1937 bis 1950. Die vor dem Krieg entstandenen Bauteile wurden von Moritz Servé entworfen. Erst bei der Vollendung der Anlage 1949/50 waren auch mehrere andere Architekten beteiligt.

Das Zentrum der Anlage bildet der von der Lorystraße durchschnittene Albin-Hirsch-Platz. Der rechteckige Platz wurde 1937 um die hier einst bestandene Barackenkirche angelegt. Die schlichten mit Satteldächern versehenen Häuser umfassen ein bis zwei Geschoße mit zum Teil nachträglich ausgebauten Dachgeschoßen und sind mit ihren kleinteiligen Sprossenfenstern dem ländlich idyllischen Heimatstil verbunden. Die kassettierten Decken und eingestellten Rundpfeiler der breiten, kräftig gerahmten Durchfahrten verleihen dem Platz hingegen eine repräsentative, klassizistische Aura und scheinen dem von den Nationalsozialisten vertretenen Neoklassizismus entliehen zu sein. Die anschließenden Bauten (1937 - 1939) umfassen drei bis vier Hauptgeschoße und folgen entlang der Hasenleitengasse und Strachegasse dem Prinzip der Blockrandverbauung. Die schlichten Fronten werden vor allem durch die Stiegenhausachsen gegliedert, die leicht hinter die Fassadenflucht zurückversetzt sind und durch einen spitz verdachten Dachausbau überhöht werden. Die um 1939 errichteten Gebäude auf dem Gelände zwischen Zamenhofgasse und der Straße "Am Kanal" sind in Zeilenbauweise angelegt. Die elf quer zur Zamenhofgasse liegenden Häuser umfassen jeweils drei Hauptgeschoße und werden über vier Stiegenhäuser erschlossen.

Ab 1949 entstanden entlang der Luise-Montag-Gasse die drei von Servé zusammen mit Oskar Unger und Otto Trnik entworfenen U-förmigen Hofanlagen. Sie umfassen zwei bis drei Hauptgeschoße und zum Teil ausgebaute Dachgeschoße. Durch die Höhenstufungen entsteht eine lebhafte Silhouette, die zusammen mit den akzentuierten Stiegenhäusern, den Balkonen und Loggien und den gewölbten Durchgängen ein romantisch-idyllisches Erscheinungsbild schafft, das an die großen Wohnhausanlagen der 1920er-Jahre denken lässt. In dieser Bauphase wurde auch die flache Hofanlage Zamenhofgasse 8 errichtet. Die vier parallel dahinter liegenden Häuser entstanden 1950. Sie wurden von Anton Valentin, Friedrich Punzmann und Oskar Heymann entworfen und schlossen die letzte freie Baulücke der Wohnhausanlage.

... und die Kunst

Zwei Terrakotta-Reliefs von Hans Rauser; "Kinder beim Ballspiel" und "Kinder bei Musik und Reigentanz" (1949/1950).

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach dem alten Flurnamen des Geländes benannt, nach dem bereits 1894 auch die Hasenleitengasse benannt wurde.

Prominente Bewohner

Der Fußballer Herbert Prohaska lebte als Kind in der WHA Hasenleiten. Prohaska: "... Ich war in der Hasenleiten das glücklichste Kind, das
man sich nur vortellen kann. ... Ich ahnte ja nicht einmal, dass es Leute gab, die mehr hatten. Die Hasenleiten war die berüchtigste Gegend im Wiener Arbeiterbezirk Simmering, eine Art Klein-Chicago. Sobald die Dunkelheit einbrach, traute sich kein Fremder in unseren ‚Hieb‘." Aus: "Mein Leben", Herbert Prohaska, Toni Huemer und Tom Hofer, Wien 2005, Seite 10.

Architekten

Anton Valentin - Anton Valentin (1895-1976) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war ab 1926 als freischaffender Architekt in Wien tätig. Für die Gemeinde Wien errichtete er sowohl in der Zwischen- als auch in der Nachkriegszeit eine ganze Reihe an Gemeindebauten.

Oskar Unger - Oskar Unger (1877-1972) studierte von 1896 bis 1902 an der Akademie der bildenden Künste, wo er von Vertretern des Späthistorismus ausgebildet wurde. Zunächst arbeitete er in Architekturbüros mit, wo er vor allem mit Restaurierungsarbeiten betraut war. Als selbstständiger Architekt errichtete er in den 1920er-Jahren nur zwei Bauten - beides Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Unger am Bau von zwei weiteren Wohnhausanlagen beteiligt.

Friedrich Punzmann - Friedrich Punzmann (1901-1982) war ab 1920 an der Technischen Hochschule Wien inskribiert. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem den Bauteil Schleifgasse des Conrad-Lötsch-Hofes in Wien 21 (1961/62) und gemeinsam mit Anton Valentin das Wohnhaus Braunhirschengasse 13 in Wien 15 (1967-1969). Punzmann war auch an Plänen zum Kopenhagen-Hof in Wien 19 (Schegargasse 13-15, 1956-1958) beteiligt.

Otto Trnik - Otto Trnik (1886-1953) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1936 auch promovierte. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits Oberbaurat bei der Generaldirektion der österreichischen Bundesbahnen in Wien. Als selbständiger Architekt beteiligte sich Otto Trnik unter anderem 1949 für die Gemeinde Wien an der Erweiterung der Siedlung Hasenleiten in Wien 11.

Moritz Servé - Moritz Servé (1881 - 1977) studierte von 1901 bis 1904 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er die Meisterschule von Viktor Luntz und Alfred Castelliz besuchte. 1908 wurde er am Wiener Stadtbauamt angestellt, wo er vor dem Ersten Weltkrieg an der Errichtung mehrerer Amtshäuser (z. B. Hermanngasse 24 - 28 in Wien 7, 1910) beteiligt war. Ab 1937 plante Servé die Wohnhausanlage Hasenleiten, an der er bis in die späten 1940er-Jahre arbeitete; nach 1945 in Zusammenarbeit mit mehreren anderen Architekten. Dabei handelt es sich um sein einziges gesichertes Bauwerk.

Oskar Heymann - Oskar Heymann (1875-1953) besuchte von 1895 bis 1901 die Bauschule der Technischen Hochschule Wien und war hier zudem im Semester 1901/02 als a. o. Hörer inskribiert. Für die Gemeinde Wien entwarf er zusammen mit Walter Vasa die Wohnhausanlage Karl-Metschl-Gasse 13-23 in Wien 16 (1953-1954) und war 1950 an der Erweiterung der Siedlung Hasenleiten in Wien 11 beteiligt.