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Vorgartenstraße 31-35

Fakten

Vorgartenstraße 31-35

Vorgartenstraße 31-35, 1200 Wien

Baujahr: 1983-1985

Wohnungen: 116

Architekt: Kurt Stögerer, Walter Proché

Weitere Adressen

Engerthstraße 58, 1200 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Die Vorgartenstraße durchquert auch heute noch das Gebiet einer ehemals Zwischenbrücken genannten Ortschaft. Im Zuge der Donauregulierung verschwand ab 1862 der östliche Teil, während der Rest durch Rodung und Bebauung zum neuen Wohngebiet des 2. Gemeindebezirkes ausgebaut wurde und 1900 ein eigener Bezirk, der 20., wurde.

Die lange Verbindungs- und Wohnstraße verläuft ab dem Friedrich-Engels-Platz parallel zur Donau, durchquert den 20. und den 2. Bezirk und endet im Prater beim Ernst-Happel-Stadion. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden hier zahlreiche Gärtnereien. Um trotz des rasanten Bevölkerungsanstieges und der zunehmenden Wohnungsmisere um die Jahrhundertwende möglichst viele Grünflächen im Stadtgebiet zu erhalten bzw. zu schaffen, schrieb die Wiener Bauordnung von 1893 das Anlegen von Vorgärten vor den Wohnhäusern verpflichtend vor. Wenn dieses Prinzip auch später aus Platzmangel wieder aufgegeben worden ist, wurde es in der Vorgartenstraße auch bei den Bauten des 20. Jahrhunderts berücksichtigt. Auf dem Grundstück der heutigen Wohnanlage befand sich in den 1930er-Jahren eine Lagerhalle der deutschen Pohlig-GmbH., die auf Förderanlagen und Seilbahnen spezialisiert war. Die Planung der Wohnanlage wurde einerseits von Walter Proché, einem im Wohnbau erfahrenen Architekten, und andererseits vom Wiener Dombaumeister Prof. Kurt Stögerer durchgeführt.

Die Architektur

Der 1985 fertig gestellte Wohnblock schloss eine Baulücke in der Bauzeile der Vorgartenstraße und in der Engerthstraße. Die aus zwei Bauteilen bestehende Anlage (Stiege 1 an der Engerthstraße und die Stiegen 2-4 an der Vorgartenstraße) teilt einen weiten rechteckigen, begrünten Innenhof mit der Ende der 1960er-Jahre errichteten Wohnanlage Friedrich-Engels-Platz 21. Das an der Vorgartenstraße liegende, auf rechteckiger Grundfläche errichtete Gebäude ist siebengeschoßig mit einer ausgebauten Dachgeschoßzone, die zugunsten von Terrassenflächen leicht rückversetzt ist. An den Fronten Vorgartenstraße als auch an der Hofseite betonen charakteristische Erker die Vertikale. Diese für die Bauzeit typischen einachsigen Bauteile reichen über fünf Geschoße und finden in kleinen Balkonen, die im letzten darüber liegenden Geschoß noch durch einen segmentbogigen Giebel überhöht werden, ihren Abschluss. Die vertikalen Kanten dieser Erker sind ungleich ausgeführt. Eine der beiden wurde abgerundet und die Erker gegengleich gesetzt, sodass die Rundungen wie Klammern die Fassade gleichzeitig segmentieren und verbinden. An der Hofseite intensiviert der Wechsel zwischen vortretenden plastischen Bauteilen und tiefen gekuppelten Loggien das Gestaltungsprinzip der Licht-Schatten-Wirkung, dem die entsprechend gesetzten Farbzonen an der Fassade entsprechen.

Im Erdgeschoß ist ein Kindertagesheim untergebracht, dem an der Hofseite ein weitläufiger Garten- und Spielbereich vorgelagert ist. Die Wohnhäuser sind straßenseitig durch einfache Rechteckportale zu betreten.

Im Keller des Hauses Vorgartenstraße befindet sich eine Tiefgarage mit Abstellplätzen für 80 PKW, im Erdgeschoß steht ein Mehrzweckraum für die Bewohner zur Verfügung.

Der Name

Die Vorgartenstraße hat ihren Namen seit 1903, nachdem die meisten der hier befindlichen Häuser gemäß der Wiener Bauordnung von 1893 einen kleinen Vorgarten haben.

Architekten

Kurt Stögerer - Kurt Stögerer (1923-1992) studierte von 1945 bis 1950 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Der Dombaumeister der Domkirche St. Stephan zu Wien plante unter anderem die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Wien 21, Triestinggasse 30 (1951), die Pfarrexpositur Am Spiegeln, Meyrinkgasse 7-9 in Wien 23 (1960-1962), und die Schulkapelle des Schulzentrums Friesgasse in Wien 15 (1973). Gemeinsam mit Walter Proché entwarf Kurt Stögerer die Wohnhausanlage Vorgartenstraße 31-35 in Wien 20 (1983-1985).

Walter Proché - Walter Proché (1920-1994) studierte an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1949 sein Diplom erhielt. Zunächst in einer Bürogemeinschaft mit Heinz Surböck tätig, führte er später sein eigenes Atelier, wobei er vor allem in den Bereichen Wohn-, Schul- und Sportanlagenbau arbeitete. So entwarf Proché für die Gemeinde Wien unter anderem die Schule in der Per-Albin-Hanson-Siedlung Wendstattgasse 5 in Wien 10 (1970/72) und als Mitglied einer größeren Arbeitsgemeinschaft die Wohnanlage Hadikgasse 268-272 in Wien 14 (1953/54).