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Leystraße 119

Fakten

Leystraße 119

Leystraße 119, 1200 Wien

Baujahr: 1952-1954

Wohnungen: 51

Architekt: Anny Beranek

Weitere Adressen

Pöchlarnstraße 16, 1200 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnanlage befindet sich auf dem Gebiet der ehemaligen Ortschaft Zwischenbrücken. Diese war unabhängig von Brigittenau entstanden, als die Donau noch unreguliert war und die Taborbrücke errichtet wurde. Brigittenau und Zwischenbrücken gehörten zunächst zum 2. Bezirk; im Jahre 1900 wurden die beiden Orte zum 20. Wiener Gemeindebezirk zusammengefasst. Das Wohnhaus in der Leystraße 119 wurde an ein bestehendes vierstöckiges Althaus angebaut, das heute nicht mehr in dieser Form erhalten ist. Die Anlage war 1954 benutzungsbereit und blieb seither im Wesentlichen unverändert. Lediglich der Zubau von Aufzugschächten an den Hofseiten und Umbauten im Bereich der Ladenzone veränderten das äußere Erscheinungsbild.

Die Architektur

Das sechsgeschoßige Eckhaus erhebt sich über einem L-förmigen Grundriss zwischen der Pöchlarngasse und der Leystraße. Es umfasst zwei Stiegen, die vom schmalen, begrünten Hof aus zugänglich sind. Der Durchgang zur Grünanlage befindet sich in der Leystraße. Auf eine differenzierte architektonische Gliederung des Baukörpers wurde bei der Gestaltung der Anlage verzichtet. Oberhalb eines schmalen Podestes erstreckt sich die Sockelzone bis zu den Fenstern des ersten Hauptwohngeschoßes. Sie wird in Sohlbankhöhe von einem durchgängigen Zwischengesims abgeschlossen. Die rote Farbe setzt das Erdgeschoß stark von den darüber liegenden Stockwerken ab. Im Gegensatz zu den Fenstern der oberen Geschoße sind jene des Erdgeschoßes mit ausgeprägten Rahmen versehen. Die Fassade der fünf Hauptwohngeschoße ist schlicht, die Fenster sind regelmäßig axial angeordnet und auch das Hauptgesims ist durchgängig. In der Leystraße befinden sich mittig zwei Dacherker.

Die Hofansicht wird heute von den nachträglich dazugebauten Aufzugstürmen geprägt. Auch auf dieser Seite ist die Fassade oberhalb des schmalen Sockelpodestes schlicht und funktionell gestaltet. Das Stiegenhaus der Stiege 1 ist verglast und kann auf der Hofseite der Pöchlarngasse über wenige Stufen erreicht werden. Der Eingang zur Stiege 2, auf der Seite der Leystraße, ist mit einem Vordach versehen und ebenerdig. Höhendifferenzierungen und Dachaufbauten erschließen hofseitig weiteren Wohnraum. Der Hof grenzt an die benachbarten Grünanlagen. Die Anlage ist aufgrund ihrer funktionelle Sachlichkeit und der schlichten Fassadengestaltung typisch für die Bauzeit.

... und die Kunst

Im Bereich der Sockelzone in der Leystraße befindet sich das Natursteinrelief "Dämmerung" von Edmund Reitter (1954). Dargestellt ist eine familiäre Szene mit Mutter, Kind und zwei männlichen Figuren, eine davon spielt auf einer Flöte. "Kunst am Bau" nimmt in den 1950er-Jahren aufgrund der anonymen Sachlichkeit der Baukörper einen besonderen Stellenwert ein.

Der Name

Die Leystraße wurde 1884 nach Konrad Ley (1801-1881), ab 1862 Bezirksvorsteher des 2. Wiener Gemeindebezirks, benannt. Mit seiner Hilfe kam 1869 mit einer von der "Österreichischen Spar-Casse" gewidmeten Summe der Bau des Leopoldstädter Kinderspitals nach einem Entwurf von Carl von Hasenauer zustande. 1873 erhielt Konrad Ley für seine Verdienste den Franz-Joseph-Orden, 1975 die Große Silberne Salvator-Medaille. Ley benannte in den 1860er-Jahren zahlreiche Straßen und Gassen des 2. Bezirks nach Frauen aus seinem Bekanntenkreis und Angehörigen.

Architekten

Anny Beranek - Anny Beranek (geb. Langer, 1914-1998) studierte ab 1934 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war sie unter anderem an den Entwürfen der Wohnhausanlage Arltgasse 2-16 in Wien 16 (1931-1956) beteiligt.