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Kapaunplatz 4-6

Fakten

Kapaunplatz 4-6

Kapaunplatz 4-6, 1200 Wien

Baujahr: 1950-1953

Wohnungen: 285

Architekt: Friedrich Schlossberg, Alfred Dreier, Walter Muchar

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage am nördlichen Kapaunplatz entstand nach dem Zweiten Weltkrieg und ist eine Erweiterung einer der größten Wiener Wohnhausanlagen des "Roten Wien", der 1930-1933 von Rudolf Perco errichteten Wohnstadt am Friedrich-Engels-Platz. Diese Anlage, die auf dem Gebiet der früheren Donau-Auen geplant war, sollte ursprünglich 2.300 Wohnungen umfassen. Die Stadtgemeinde musste den Umfang der Wohnhausanlage jedoch aus Kostengründen reduzieren. Als nach 1945 die Wohnungsnot immer drängender wurde, entschloss man sich, die bestehende Anlage nach abgeänderten Plänen großflächig nördlich und östlich des Kapaunplatzes zu erweitern. In der Folge wurden zwischen 1950 und 1953 die Wohnhausanlagen Kapaunplatz 4 - 6 und 7 gebaut.

Die Architektur

Insgesamt bleibt der Bau der Monumentalität der Wohnhausanlagen aus der Zwischenkriegszeit, die in vielen Fällen auf die Schule Otto Wagners zurückzuführen ist, verpflichtet. Die große Wohnhausanlage, die von 1930 bis 1933 gebaut worden war, umschließt in Blockrandbebauung weitgehend den zentralen Kapaunplatz und umfasst die Gründe zwischen der Wehlistraße, dem Friedrich-Engels-Platz, der Forsthausgasse und der Leystraße. Während der Teil südlich der Aignerstraße bereits 1932 fertig gestellt war, wurden die Wohnhäuser an der Leystraße erst Ende der 1930er-Jahre vollendet. Die Anlage Kapaunplatz 4 - 6, ebenfalls in Randbauweise errichtet, schließt an diese Wohnhäuser an, sodass der Innenhof geschlossen wurde. Vom Kapaunplatz aus ist der Hof durch eine rechteckige, zweiachsige Torhalle zu erreichen. Die Häuser sind sechsgeschoßig mit Walmdach und werden an der Ecke zur Griegstraße durch einen auf einer Pfeilerhalle ruhenden, turmartigen Bauteil um ein Geschoß überragt. Die Gestaltung der Ecken als Wohnturm ist eine Idee, die auf Rudolf Perco, den Erbauer der älteren Anlage zurückgeht. Im Innenhof platzierten die Architekten zwei fünfgeschoßige Riegelbauten, die durch einen überdachten Gang mit der Randbebauung verbunden sind. Die glatt geputzten Fassaden werden durch horizontale Fensterbänder und vertikal übereinander gesetzte Halbloggien strukturiert. Die Fenster sind durch einfache Putzfaschen gerahmt.

Der Name

Der Kapaunplatz ist benannt nach Ing. Dr. Franz Kapaun (1851-1929), der Bauleiter und Direktor der Wiener Gaswerke war.

Architekten

Friedrich Schlossberg - Friedrich Schlossberg (1900-1968) studierte von 1919 bis 1921 an der Technischen Hochschule Wien. Er war zunächst in verschiedenen Büros tätig, bevor er sich 1931 als Architekt selbständig machte. Sein einzig dokumentiertes Werk aus dieser Zeit ist die kommunale Wohnhausanlage Custozzagasse 14-18 in Wien 3 (1931). Während des Zweiten Weltkrieges mit einem Berufsverbot belegt, war er nach 1945 am Wiederaufbau der Wiener Secession beteiligt und plante in Zusammenarbeit mit verschiedenen Architekten mehrere Wohnhäuser für die Gemeinde Wien.

Alfred Dreier - Alfred Dreier (1920-1987) besuchte zunächst die Staatsgewerbeschule in Villach, bevor er an der Technischen Hochschule Wien studierte, wo er 1939 sein Diplom erhielt. Nach seinem Abschluss war Dreier bis 1945 Assistent am Institut für Gebäudelehre und machte sich im Anschluss als Architekt selbständig, wobei er eine Bürogemeinschaft mit Otto Nobis einging. Zusammen waren sie vor allem im Wiederaufbau von Industrieanlagen und für die Gemeinde Wien tätig. Unter anderem erfolgten die Sanierung und der Umbau der Albertina in Wien 1 nach ihren Plänen.

Walter Muchar - Walter Muchar (1918-2005) studierte ab 1942 bei Alexander Popp an der Akademie der bildenden Künste Wien. Nach seinen Plänen wurden von den 1950er- bis in die 1980er-Jahre mehrere Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien errichtet, wie etwa die Wohnhäuser Erdbergstraße 36 in Wien 3 (1977-1979) und Kaiser-Ebersdorfer Straße 12-18 in Wien 11 (1979-1981).