Krottenbachstraße 94-96
Krottenbachstraße 94-96
Krottenbachstraße 94-96, 1190 WienBaujahr: 1953-1955
Wohnungen: 89
Architekt: Rotraut Hommer, Ferdinand Kitt, Henry Lutz
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
In der Krottenbachstraße und einigen Querstraßen wurde nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1970er-Jahre eine größere Anzahl von Gemeindebauten errichtet. Das Architektentrio Ferry Kitt jun., Henry Lutz und Rotraut Hommer erstellte an der Einmündung der Kratzlgasse in die Krottenbachstraße zwei weitgehend baugleiche Anlagen.
Die Architektur
Die Architekten schufen hier drei Trakte mit insgesamt sechs Stiegen: einen entlang der Krottenbachstraße, der durch eine Pergola mit einem weiteren Gebäude an der Kratzlgasse verbunden ist. Durch dieses führt ein Durchgang, wo eine Tafel angebracht ist, die an die Errichtung des Gemeindebaus erinnert. Diese beiden fünfgeschoßigen Gebäude verfügen über bereits bei der Errichtung teilweise ausgebaute Dachgeschoße und begrenzen an zwei Seiten den großzügigen Gartenhof, wo sich der dritte, frei stehende Bauteil befindet. Die Häuser sind hofseitig durch unterschiedlich gestaltete Haustüren erschlossen, mit Ausnahme des freistehenden Gebäudes sind die Stiegenhäuser auch von der Straße aus zu betreten und an diesen Fassaden deutlich erkennbar. Die Wohnungen sind durchgebunden und somit querzulüften, an den süd- und ostseitigen Straßenfronten wurden französische Fenster vorgesehen, zum Innenhof Balkone. Ohne jede Rahmung sitzen die Fenster in den Fassaden. Die Sockel sind mittels einer Nut und gröberen Verputzes von den darüber liegenden Bauteilen abgesetzt. An der Straßenkreuzung findet sich ein Vorgarten.
... und die Kunst
Das Sgraffito-Wandbild mit dem Motiv "Wiener Wein" wurde von Ferry Kitt gestaltet.
Der Name
Die Krottenbachstraße stellt die Hauptverbindung zwischen Oberdöbling und den Weinbauorten Salmannsdorf und Neustift her, sie hieß deshalb bis zur Eingemeindung dieser Heurigendörfer Neustiftgasse. 1894 wurde sie nach dem hier verlaufenden Krottenbach benannt, der 1908 eingewölbt wurde.
Architekten
Rotraut Hommer - Rotraut Hommer (1923-2001; geb. Friedl, später verh. Haberl) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Graz. Später war sie als selbständige Architektin in Wien tätig. Hier wurden nach ihren Entwürfen unter anderem für die Gemeinde Wien die Wohnhäuser Lorystraße 54-60 in Wien 11 (1964-1966) und Karl-Löwe-Gasse 7-9 in Wien 12 (1967-1969) errichtet.
Ferdinand Kitt - Ferdinand (Ferry) Kitt jun. (1919-1973), Sohn des gleichnamigen Malers und einer Musikerin, studierte Architektur an der TU Wien und war danach als freier Architekt in Wien tätig. Zu seinen bekanntesten Werken zählt die Haupt- und Sonderschule in Wien 11, Florian-Hedorfer-Straße 22 (1970-1971; gemeinsam mit Eugen Wörle). Kitt war auch an einer Reihe von Gemeindebauten beteiligt, darunter der Freiheitsturm in Wien 20, Klosterneuburger Straße 99 (1960-1962).
Henry Lutz - Henry Lutz (1896-1968) studierte zunächst an der TU Wien und später in Graz. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit lag im Wohnbau, er schuf jedoch auch einige Industrieanlagen, evangelische Kirchen sowie das heutige Apollokino in Wien 6.