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Boschstraße 20-22

Fakten

Boschstraße 20-22

Boschstraße 20-22, 1190 Wien

Baujahr: 1952-1953

Wohnungen: 166

Architekt: Kurt Reinhart, Walter Prutscher, Walter Foral

Weitere Adressen

Halteraugasse 2-4, 1190 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Gegend rund um die Wohnhausanlage war ursprünglich landwirtschaftlich geprägt. Bis heute liegen am Hang zur Heiligenstädterstraße die Kellereien der Weingroßhändler. Im Mittelalter ein reicher Ort, litt das Gebiet ab dem 15. Jahrhundert stark unter kriegsbedingten Verwüstungen, von denen es sich erst im 18. Jahrhundert erholte. Im 19. Jahrhundert erwarb es sich einen Ruf als Sommerfrischeort. Zu dieser Zeit entstanden aber auch Industriebetriebe, und die nächste Umgebung des Gemeindebaus entwickelte sich zu einem bedeutsamen Wirtschaftsstandort.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage befindet sich an der Kreuzung Boschstraße/Halteraugasse.
Sie besteht aus einem langgestreckten, nach der Boschstraße orientierten Block sowie zwei weiteren, rechtwinkelig dazu angeordneten Gebäuden, die eine großzügig dimensionierte Freifläche parzellieren. Nach der Boschstraße orientierte Front zeichnet sich durch die zweifach abgestufte Dachhöhe aus. Zudem sind die Fassadenabschnitte mehrfach gegeneinander versetzt. Die farblich differenzierte Erdgeschoßzone wird durch ein Gesims von den darüber liegenden Stockwerken abgesetzt. Es alternieren große quadratische mit hochrechteckigen Fenstern, was ein rhythmisches Erscheinungsbild erzeugt. Die nach der Halteraugasse orientierte Fassade des Eckhauses ist der Gestaltung der Längsfront angeglichen und wird durch flache Risalite gegliedert. Neben Erschließungstürmen strukturieren axial angelegte Balkone die Fronten des Hofes. Ein Gesims setzt auch hier die Erdgeschoßzone ab.

... und die Kunst

An der Ecke Halteraugasse ist ein vom ersten Stock bis zum Dachgeschoß reichendes schmales Sgraffitowandbild zu sehen. Das Kunstwerk wurde 1952/53 von Arthur Hecke geschaffen. Es trägt den Titel "Die Künste".

Der Name

Die Straße, in der das Wohnhaus steht, ist seit 1889 nach Franz Xaver Bosch (1790-1860) benannt. Der Namensgeber war Industrieller, Gründer des für das hochwertige Schwarzbier bekannten Nussdorfer Brauhauses und Ortsrichter.

Architekten

Kurt Reinhart - Kurt Reinhart (1906-1981) studierte von 1926 bis 1934 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Stadt Wien plante er etwa das Wohnhaus Belvederegasse 36-38 in Wien 4 (1950/51) und gemeinsam mit Walter Foral und Walter Prutscher die Anlage Boschstraße 20-22 in Wien 19 (1952/53).

Walter Prutscher - Walter Prutscher (1914-2002) studierte von 1935 bis 1939 an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1961 auch promovierte. Von 1955 bis 1968 hatte Prutscher an der TH eine Assistentenstelle für Kunsthandwerk, Innenraumgestaltung und Gartenkunst inne. Nach seinen Entwürfen wurde unter anderem die Hischstetter Pfarrkirche in Wien 22 (1959-1961) errichtet. Prutscher war auch Mitglied der Architektengruppe, die für die Gemeinde Wien die Wohnhausanlage Hofmannsthalgasse 12-24 in Wien 3 (1957-1595) plante.

Walter Foral - Walter Foral (1904-1965) studierte ab 1935 an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Peter Behrens und legte 1938 sein Diplom bei Alexander Popp ab. Während der NS-Zeit plante Walter Foral Krankenhäuser, Lazarette und war für die Klöckner-Flugzeugmotorenwerke in Brünn tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte er sich vorwiegend am Wiederaufbau. Neben Teilen der Wohnanlage "Roter Berg" in Wien 13 gestaltete er auch das Ausflugslokal am Cobenzl und leitete das Projekt für den Bau einer Seilbahn auf den Untersberg in Salzburg. Auch in Wiener Neustadt plante er in den 1950er-Jahren mehrere Wohnhausanlagen und das Finanzamt.