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Silbergasse 4

Fakten

Silbergasse 4

Silbergasse 4, 1190 Wien

Baujahr: 1951-1952

Wohnungen: 69

Architekt: Josef Ludwig Kalbac, Josef Hoffmann

Weitere Adressen

Nußwaldgasse 2, 1190 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Südlich der Volkswohnhausanlage in der Silbergasse verlief ursprünglich der Krottenbach. Da es immer wieder zu Überschwemmungen kam, wurde der Bach gegen Ende des 19. Jahrhunderts kanalisiert. An der Ecke Silbergasse/Nusswaldgasse standen bereits um die Jahrhundertwende ein Wohnhaus und direkt daneben eine Volksschule, beide wurden während des Zweiten Weltkrieges zerstört.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage in der Silbergasse liegt an der Ecke zur Nusswaldgasse und besteht aus drei autonomen Bauteilen. Die ersten beiden Wohnblöcke stehen parallel zueinander und führen von der Silbergasse Richtung Osten. An beiden Bauteilen setzen die einzelnen Abschnitte stufenförmig an, sodass sich die Wohnhausanlage nach Osten hin scherenförmig öffnet. Den Abschluss bildet ein fünfgeschoßiger Wohnblock, der mit fünf Achsen um einiges kleiner als die beiden anderen Häuser angelegt ist. Dazwischen liegt ein gemeinsamer Innenhof, der an drei Seiten umschlossen wird und sich zur Silbergasse hin öffnet.

Die Anlage ist einheitlich gestaltet und wird von einer zurückhaltenden und schlichten Gliederung bestimmt. Die glatte Fassade löst sich in regelmäßige Fensterachsen auf, wobei die Öffnungen knapp in die Wandfläche eingeschnitten sind. Auffallend sind die risalitartigen Stiegenhäuser und das verkröpfte, stufenförmige Gesims. Die gesamte Wohnhausanlage ist mit Walmdächern und Dacherkern ausgestattet, wodurch der einheitliche, in sich geschlossene Charakter noch verstärkt wird.

... und die Kunst

Im Zentrum der Wohnhausanlage befindet sich eine Plastik von Fritz Wotruba (1907-1975). Die Darstellung zeigt eine stehende Frau, die ein Kind in den Armen hält.

Der Name

Die genaue Herkunft des Gassennamens ist ungeklärt und auch das Datum der Benennung ist nicht bekannt. Die Bezeichnung Silbergasse geht auf einen alten Riednamen zurück, der ursprünglich ein Moorgebiet oder eine Flur in Döbling bezeichnete.

Prominente Bewohner

An der Stelle des heutigen Wohnbaus stand früher ein Gebäude, dass im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. In diesem Haus lebte im Sommer 1815 Ludwig van Beethoven, der dort seine beiden Cellosonaten op. 102 komponierte. In der Nusswaldgasse wurde 1953 eine Gedenktafel von Fritz Tiefenthaler angebracht, die an den großen Komponisten erinnert.

Architekten

Josef Ludwig Kalbac - Josef Ludwig Kalbac (1902-1980) studierte nach Abschluss einer handwerklichen Lehre bei Oskar Strnad an der Kunstgewerbeschule Wien Architektur. Als gelegentlicher Mitarbeiter im Büro Josef Hoffmanns war er unter anderem an den Inneneinrichtungen von dessen Reihenhäusern in der Wiener Werkbundsiedlung (1931/32) beteiligt und errichtete gemeinsam mit Hoffmann einen Wohnbau für die Gemeinde Wien im 5. Bezirk in der Blechturmgasse 23-27. Neben industriellen Holzhäusern für eine Wohnsiedlung in Wien Schwechat 1940/41 entstanden auch zahlreiche Projekte für Einfamilienhäuser und Siedlungen; im Jahr 1948-51 errichtete Josef Kalbac den Gemeindebau in der Malfattigasse 27-31.

Josef Hoffmann - Josef Hoffmann (1870 - 1956) besuchte zunächst die Staatsgewerbeschule in Brünn (gemeinsam mit Adolf Loos, Leopold Bauer und Hubert Gessner) und studierte anschließend an der Akademie der Bildenden Künste in Wien bei Karl Hasenauer und Otto Wagner. Der Mitbegründer der Wiener Secession wurde 1899 Professor an der Kunstgewerbeschule. Bekannt wurde er durch die Leitung der Wiener Werkstätten, die Gründung des Österreichischen Werkbundes 1912 und die Mitwirkung an der Werkbundsiedlung. Internationale Berühmtheit erlangte Hoffmann durch Bauten wie das Sanatorium Unter-Purkersdorf oder das Palais Stoclet in Brüssel. Er schuf eine große Anzahl von Wohnhäusern, darunter auch mehrere Gemeindebauten, sowohl im "Roten Wien" als auch in der Nachkriegszeit.