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Billrothstraße 77

Fakten

Billrothstraße 77

Billrothstraße 77, 1190 Wien

Baujahr: 1954-1955

Wohnungen: 22

Architekt: Leopold Ledwinka

Weitere Adressen

Leidesdorfgasse 22, 1190 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Bei einem schweren Bombenangriff während des Zweiten Weltkrieges wurden die nebenan gelegene Station der damaligen Vorortelinie (heute S45) sowie die gegenüber liegende Krankenanstalt Rudolfinerhaus fast völlig zerstört. Auch das Gebäude, welches sich an der Adresse Billrothstraße 77 befand, wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. In der Zeit des Wiederaufbaus wurde an dessen Stelle ein städtisches Wohnhaus errichtet.

Die Architektur

Bei dem Grundstück handelt es sich um eine unregelmäßige Eckparzelle, die sich dadurch ergibt, dass hier die Leidesdorfgasse in einem stumpfen Winkel auf die Billrothstraße trifft. Der Architekt löste die Situation, indem er zwei Baublöcke jeweils entlang der beiden Straßenzüge schuf, die leicht versetzt gekuppelt wurden. Dadurch konnte vor den Häusern eine kleine Grünfläche geschaffen werden, wo man eine Pappel pflanzte, die nunmehr die Gebäude um einiges überragt, sowie ein begrünter Innenhof, von wo die Stiegenhäuser zugänglich sind. Dieser ist über einen Gehweg an der linken Grundgrenze zu betreten. Die beiden Straßenfassaden zeigen eine ähnliche Gestaltungsweise: An der Billrothstraße finden sich fünf Achsen mit hochformatigen Fenstern, an der Leidesdorfgasse vier, wobei die äußersten dreiteilige Fenster aufweisen. Die Hoffronten hingegen sind durch unterschiedliche Fensterformate stärker bewegt. Schon bei der Errichtung wurden die Dachgeschoße teilweise ausgebaut.

... und die Kunst

An der zur S-Bahnstation gelegenen Mauer befindet sich das Mosaikwandbild "Dr. Christian Theodor von Billroth", welches von dem österreichischen Maler und Graphiker Rudolf Hausner (1914-1995) gestaltet wurde, einem bedeutenden Vertreter des Phantastischen Realismus, der wiederholt an der künstlerischen Ausgestaltung der Wiener Gemeindebauten in der Wiederaufbauzeit mitwirkte.

Der Name

Die Straße wurde 1894 nach Dr. Christian Theodor von Billroth (1829-1894) benannt. Der aus Norddeutschland stammende Chirurg war ein bedeutender Vertreter der Wiener Medizinischen Schule, Mitbegründer der Wiener Freiwilligen Rettungsgesellschaft sowie ein bekannter Musik- und Kunstliebhaber. 1882 gründete er die in dieser Straße gelegene Krankenanstalt Rudolfinerhaus. An ihn erinnert das Mosaik an der Hausmauer.

Architekten

Leopold Ledwinka - Leopold Ledwinka (1913-2001) studierte ab 1935 bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Billrothstraße 77 in Wien 19 (1954/55) und war an den Plänen zu den Anlagen Eisenstadtplatz 4-8 in Wien 10 (1960-1963) und Patrubangasse 9 in Wien 10 (1960-1963) beteiligt.