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Neuwaldegger Straße 3

Fakten

Neuwaldegger Straße 3

Neuwaldegger Straße 3, 1170 Wien

Baujahr: 1966-1967

Wohnungen: 27

Architekt: Wilhelm Schütte

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Das Grundstück befand sich bereits um 1900 an einem rege frequentierten Ort, unmittelbar gegenüber von dem "Gasthof zum Hirschen". Vor Errichtung der heutigen Wohnanlage standen hier für die Vorstadt typische, ebenerdige Häuserzeilen mit Garten, welche im 18. Jahrhundert erbaut worden waren. Die Gemeinde Wien erwarb das Grundstück 1957 und ließ das baufällige Althaus abreißen. 1967 war die neue Anlage bezugsfertig. Der Baubestand blieb seither unverändert.

Die Architektur

Die Anlage besteht aus zwei parallel zum Straßenverlauf hintereinander liegenden Wohnblöcken. Zwei der insgesamt drei Stiegen liegen an der Straßenseite, die dritte befindet sich im hinteren Trakt. Der vordere Trakt ist in gekuppelter Bauweise mit dem Nachbarhaus ausgeführt. Die langgestreckte Straßenfassade ist durch die markante Gestaltung der Stiegenhäuser sowie durch schmale Putznuten strukturiert. Die Stiegenhäuser werden durch jeweils einen schmalen Risalit markiert. Dieser ist mittig verglast, an den Flanken befinden sich pfeilerähnliche Keramikeinlagen. Tür- und Fensterrahmungen sind mehrfarbig gestaltet. Oberhalb des Türsturzes befindet sich ein Keramikrelief. Die Putznuten setzen bei der Sockelzone an und sind vertikal bis an das Hauptgesims herangeführt. Die gesamte Fassade ist reich an künstlerischem Schmuck und Keramik. Die Pfeiler zwischen den Läden sowie die Brüstungen der Auslagen sind mit keramischen Platten belegt. Das Hauptgesims ist durchgängig. Die der Straße abgewandten Fassadenteile sind schlichter gestaltet. Oberhalb einer in Kratzputz ausgeführten Sockelzone ist die Fassade durch vertikale Nutungen unterteilt. Der zweite Trakt ist ähnlich dem Straßentrakt gestaltet; hier beschränkt sich die keramische Gestaltung jedoch auf den mittigen Stiegenzugang.

... und die Kunst

Auf den schmalen Risaliten, welche die Eingangsbereiche markieren, befinden sich insgesamt sechs Mosaike "ornamentale Darstellung". Jeweils drei davon stammen von den Künstlern Fritz Riedl und Robert Pick. Sie wurden während der Bauzeit, zwischen 1966 und 1967 angebracht.

Der Name

Die Neuwaldegger Straße hieß bis 1984 "Hauptstraße" und wurde mit der Eingemeindung von Neuwaldegg zur Wahrung des Vorstadtnamens umbenannt. Die Bezeichnung Neuwaldegg ist auf ein bereits 1307 urkundlich erwähntes Schloss "Neuwaldeckh" zurückzuführen. Die Gemeinde um dieses hieß auch "Oberdornbach" und war bis 1891 selbstständig, danach Teil des XVII. Wiener Gemeindebezirkes.

Architekten

Wilhelm Schütte - Wilhelm Schütte (1900-1968) studierte Bauingenieurwesen in Darmstadt und bis 1923 Architektur an der Technischen Hochschule München. Mitte der 1920er-Jahre wurde er an das Stadtbauamt in Frankfurt/Main berufen, wo mehrere wegweisende Schulen nach seinen Plänen errichtet wurden. Mit seiner Frau Margarete Schütte-Lihotzky war er im Rahmen von Stalins Fünfjahresplan in den 1930er-Jahren in Russland tätig und während des Zweiten Weltkrieges in der Türkei. Ab 1947 war Schütte mit seiner Frau in Wien ansässig. Hier konnte er neben einigen Geschäfts- und Parteilokalen für die KPÖ auch eine Schule nach dem Prinzip der Freiluftklasse in Wien 21 (Franklinstraße 27, 1961) realisieren.