Alszeile 118
Alszeile 118
Alszeile 118, 1170 WienBaujahr: 1962-1964
Wohnungen: 122
Architekt: Karl Hosmann, Herbert Müller-Hartburg, Richard Pfob
Weitere Adressen
Zwerngasse 16, 1170 Wien
Wohnen in Wien
In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.
Geschichte
Das umliegende Villenviertel wurde seit den 1920er-Jahren zunehmend von Klein- und Mittelgewerbe durchsetzt. Mit den Arbeitern kamen auch die Gemeindebauten, die den dörflichen Charakter des ehemaligen Vorortes Dornbach veränderten. Auch auf dem Grundstück der Wohnhausanlage Alszeile 118 stand bis zum Abbruch 1962 ein freistehendes, zweistöckiges Althaus.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage erstreckt sich auf einem großzügigen, leicht ansteigenden Grundstück zwischen Alszeile und Zwerngasse und besteht aus sechs in Zeilenbauweise angeordneten langgestreckten Einzelhäusern (in zwei Reihen und vier Zeilen versetzt angeordnet). Allen Häusern gemeinsam ist die Höhe von drei Geschoßen, das Giebeldach, der Steinsockel aus hellbraunen Schieferplatten und die glatte Putzfassade in den Farben Beige und Dunkelrot. Jeweils zwei Gebäude sind identisch. Die ersten beiden, der Alszeile zugewandten, Häuser sind mit je 19 Fensterachsen die längsten; sie unterscheiden sich nur in der Anzahl der Balkone. Bei den vier Balkonreihen des Straßentrakts ist die Fassade dunkelrot gestrichen und springt etwas zurück, durch die roten Balkonbrüstungen wird sie zusätzlich aufgelockert. Das parallel dahinter liegende Wohnhaus verfügt nur über eine, tiefer nach innen versetzte, Balkonreihe an der äußersten Fensterachse. Die der Straßenseite abgewandten Fassaden beider Gebäude sind durch die dunkelrot markierten Stiegenhäuser vertikal gegliedert. Weniger streng sind die Fassaden der beiden 12 Fensterachsen breiten, der Zwerngasse zugewandten Wohnhäuser: Sie werden an den beiden äußersten Fensterachsen durch Loggien, deren Innenseiten dunkelrot gestrichen sind, und mittig durch zwei vorspringende, von Balkonen flankierte Baukörper aufgelockert. An den rückwärtigen Fassaden springen im selben Ausmaß wie die Loggien nach innen nun fensterlose Baukörper vor. Die letzten beiden 12 Fensterachsen breiten Wohnhäuser sind ebenso mit Loggien und Balkonen ausgestattet; sie unterscheiden sich durch die drei Fensterachsen breiten, zweifärbig gestrichenen Giebelfassaden, an denen Balkone versetzt angeordnet sind.
... und die Kunst
In den Garten der Wohnhausanlage ist eine Steinplastik eingebettet, die eine Kuh mit Kalb darstellt; das Kalb schmiegt sich an seine Mutter an, die ihm gerade Milch gibt. Die Plastik wurde 1964 vom Bildhauer und Wotruba-Schüler Alfred Kurz geschaffen. In der Gravur ist neben Autor und Datum der Geburtsort von Kurz, Wietzen im Waldviertel, vermerkt, in dem sich auch ein Freilichtmuseum, der so genannte "Künstlergarten" mit Skulpturen des Künstlers befindet.
Der Name
Die Alszeile wurde 1897 nach der entlang des Alser Baches erbauten Häuserzeile benannt. Ein Teil hieß vorher seit 1868 Badgasse.
Architekten
Karl Hosmann - Karl Hosmann (1916-1985) plante für die Gemeinde Wien unter anderem das Wohnhaus Franzensbrückenstraße 21 in Wien 2 (1967-1969) und zusammen mit Josef Baudys den Dr.-Gerhard-Weißenberg-Hof in Wien 15, Hofmoklgasse 2-6 (1975-1977).
Herbert Müller-Hartburg - Herbert Müller-Hartburg (geb. 1925) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Graz und war ab 1958 freiberuflich in Wien tätig. Er engagierte sich lange Zeit in der Bundesingenieurkammer, für die Gemeinde Wien entwarf er in einer Arbeitsgemeinschaft die Wohnhausanlage Ankerbrotgründe (Wien 10) sowie den Frieda-Nödl-Hof (Wien 3).
Richard Pfob - Richard Pfob (1903-1985) studierte von 1924-1927 bei Karl Holey, Max Theurer und Siegfried Theiß an der Technischen Hochschule Wien. 1931 promovierte er zum Thema "Bauten für den Olympischen Sport". Pfob arbeitete selbständig oder in Partnerschaft mit Hans Petermaier, mit dem er vorwiegend Industrie- und Gewerbebauten errichtete.