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Johann-Nepomuk-Berger-Platz 7

Fakten

Johann-Nepomuk-Berger-Platz 7

Johann-Nepomuk-Berger-Platz 7, 1160 Wien

Baujahr: 1982-1983

Wohnungen: 18

Architekt: Ottokar Uhl

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Der Vorgängerbau der Wohnhausanlage am Johann-Nepomuk-Berger-Platz 7, ein dreigeschoßiges Wohnhaus aus dem Jahr 1884, wurde 1949 nach Kriegsschäden wieder instandgesetzt. 1974 jedoch erfolgte die Aufhebung des Denkmalschutzes für dieses Gebäude, das später durch den Gemeindebau ersetzt wurde.

Die Architektur

Die Wohnhäuser am Johann-Nepomuk-Berger-Platz und in der Feßtgasse (1977 - 1983) wurden zu einem Vorreitermodell für partizipatives Bauen. Ottokar Uhl entwickelte eine "demokratisierte Ästhetik", die die Mitwirkung der Benutzer am Gestaltungsprozess propagierte. Die Fassade des sieben Geschoße hohen und nur fünf Fensterachsen schmalen Wohnhauses am Johann-Nepomuk-Berger-Platz 7 spiegelt die unterschiedlichen Nutzeransprüche wider: Loggien sind in Dreiergruppen in jeder Fensterachse mit einem Versatz über jeweils drei Geschoße angeordnet und erzeugen ein aufgelockertes, aber ausgewogenes Erscheinungsbild. Je nach Wohnungsgröße wird der Außenraum der Loggien entweder in geräumigen oder in schräg zur Fassade stehenden, kleinen Balkonen verlängert. Mittig befinden sich das vollverglaste Stiegenhaus und der Liftturm. Die Hoffassade folgt denselben Gestaltungsprinzipien, lediglich auf die über zwei Fensterachsen reichenden Balkone wurde verzichtet. Im Erdgeschoß, etwas zurückversetzt, befindet sich der Durchgang zum Hof, daneben ein Aufenthaltsraum für die Hausgemeinschaft. Die Loggien des obersten Geschoßes sind nach oben verglast, ein Nutzer hat ein zusätzliches seitliches Fenster in der Feuermauer für sich umsetzen können.

Der Name

Der Johann-Nepomuk-Berger-Platz hieß bis 1894 Marktplatz und wurde dann nach dem Rechtsanwalt Dr. Johann Nepomuk Berger (1816 - 1870) benannt. Dieser war 1848 Mitglied der demokratischen Linken, 1861 Gemeinderat, 1863 deutsch-liberaler Reichsratsabgeordneter und zwischen 1867 und 1870 Minister ohne Portefeuille. Während des Zweiten Weltkriegs missfiel der Namensgeber (als demokratischer Linker) und der Platz hieß daher 1942 - 1945 Lerchenfeldplatz.

Architekten

Ottokar Uhl - Ottokar Uhl wurde 1931 in Wolfsberg, Kärnten, geboren und zählt zu den bedeutendsten österreichischen Architekten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er studierte von 1950 bis 1953 an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Lois Welzenbacher Architektur. Ab 1959 war er als freischaffender Architekt in Wien tätig und wurde 1963 für seine demontierbare Kirche in der Wiener Siemensstraße mit dem Österreichischen Staatspreis für Architektur ausgezeichnet. Uhl entwarf Ende der 1970er-Jahre Mitbestimmungsmodelle im Geschoßwohnbau (Wohnhaus Feßtgasse, Wien 16, 1977 - 1981). Zwischen 1974 bis 1996 hatte er den Lehrstuhl für Bauplanung und Entwerfen an der Universität Karlsruhe inne und unterrichtete als Gastprofessor Liturgiewissenschaft an der Universität Wien. Den Schwerpunkt seiner umfangreichen Tätigkeit im In- und Ausland legte Uhl auf den Wohn- und Sakralbau.