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Ottakringer Straße 147

Fakten

Ottakringer Straße 147

Ottakringer Straße 147, 1160 Wien

Baujahr: 1965-1967

Wohnungen: 25

Architekt: Gerhard Kolbe, Frank Schläger, Erwin H(einz) Dusl

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

An der Stelle der Wohnhausanlagen in der Ottakringer Straße 145 und 147 stand bis August 1983 ein ebenerdiges Althaus mit zwei Wohnungen, einem Geschäftslokal und zwei Garagentrakten, das abgebrochen wurde und den Gemeindebauten mit insgesamt 43 Wohnungen Platz machte.

Die Architektur

Die glatte, großflächige Putzfassade der elf Fensterachsen breiten und sechs Geschoße hohen Wohnhausanlage in der Ottakringer Straße 147 ist durch verschieden farbige, durch Nutung getrennte Putzstreifen horizontal strukturiert. Die dunkleren Putzstreifen verbinden die Fensterreihen über die gesamte Fassadenlänge. Am linken Rand der Fassade befindet sich der Durchgang in den Hof, die Fensterreihe darüber verfügt über keine horizontale Gliederung. Die restliche Straßenfassade ist mit einer Bauteilfuge in zwei gleich große Abschnitte geteilt; diese Symmetrie nehmen auch die vier Geschäftslokale der Erdgeschoßzone auf. Die Stiegeneingänge sind hofseitig angeordnet. Die zwölf Fensterachsen breite Hoffassade ist durch vier Balkonreihen, von denen zwei unmittelbar aneinander grenzen, und die beiden Reihen der dreiflügeligen Stiegenhausfenster vertikal betont. Sie ist einfärbig und glatt verputzt, den Sockel in Grobputz trennt eine Nut von der restlichen Fassade, die beiden Eingänge sind mit Stein umrahmt. Zwei Mansarden ragen über den Stiegenhäusern über das Satteldach.

Der Name

Die Ottakringer Straße verläuft durch den 16. und 17. Bezirk und wurde 1894 zur Erinnerung an den alten Vorort Ottakring benannt. Der Name "Otachringen" wurde urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt; Ottakring zählte vor der Eingemeindung im Jahr 1890 61.817 Einwohner.

Architekten

Gerhard Kolbe - Gerhard Kolbe (1922-1992) studierte bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Als selbständiger Architekt war er vor allem in den Bereichen Wohnbau und Gewerbebau tätig. So plante Gerhard Kolbe zuletzt etwa das Fabriksgebäude der Firma Geberit in Pottenbrunn bei St. Pölten (Fertigstellung 1991). Zusammen mit Frank Schläger und Erwin H. Dusl entwarf er für die Gemeinde Wien das Wohnhaus Ottakringer Straße 147 in Wien 16 (1965-1967) und den Wilhelmine-Moik-Hof in Wien 16, Wattgasse 9-11 (1965-1967). Bis zu seiner Pensionierung unterrichtete Gerhard Kolbe zudem 20 Jahre lang an der HTL Krems.

Frank Schläger - Frank Schläger (1894-1978) studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach der Ziviltechnikerprüfung arbeitete er drei Jahre als Hausarchitekt des Hotels Bristol in Wien. Zeit seines Lebens unternahm er Reisen nach Jugoslawien, Rumänien, London, Paris und in die USA, um Hotelstudien vorzunehmen. Zu seinen renommiertesten Projekten zählen das Verkehrsbüro der deutschen Lufthansa sowie Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien, u.a. in der Breitenfurter Straße 477-485 im 23. Bezirk, die er gemeinsam mit Richard Putsch konzipierte.

Erwin H(einz) Dusl - Erwin H. Dusl (1922-1999) wurde in Graz geboren, wo er zunächst ab 1937 die Baufachschule besuchte. 1941 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach seiner Rückkehr aus Russland studierte Erwin Dusl von 1946 bis 1951 an der Technischen Hochschule Graz. Im Anschluss arbeitete er im Büro von Michel Engelhart unter anderem am Wiederaufbau des Wiener Burgtheaters mit, bevor er im Auftrag der Gemeinde Wien für vier Jahre nach Stockholm ging, um dort den schwedischen sozialen Wohnbau zu studieren. Ab 1957 wieder in Wien arbeitete Erwin Dusl zunächst im Büro von Karl Schwanzer (u. a. Erweiterung der Kapuziner-Gruft in Wien 1 und Pötzleinsdorfer Kirche in Wien 18). In den 1960er-Jahren machte er sich schließlich als Architekt selbständig. Nach seinen Plänen wurden unter anderem das Pensionistenheim Augarten in Wien 2, Rauscherstraße 16, und das kommunale Wohnhaus Brunnengasse 7 in Wien 16 (1984/85) errichtet.