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Winterburgergasse 3-11

Fakten

Winterburgergasse 3-11

Winterburgergasse 3-11, 1160 Wien

Baujahr: 1966-1968

Wohnungen: 259

Architekt: Bruno Tinhofer, Julius Bergmann, Walter Stepanik, Ferdinand Albrecht

Weitere Adressen

Sonnenthalgasse 2-4, 1160 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Auf dem Grundstück der Wohnhausanlage in der Winterburgergasse 1 sowie 3 - 11 befand sich bis kurz vor Baubeginn der Kleingartenverein "Fuchsenloch". Der Gemeindebau in Zeilenbauweise ist auch heute noch von kleinteiligen Strukturen, Einfamilienhäusern und Kleingartensiedlungen umgeben. Diese Durchmischung der Bebauungsformen ist typisch für die äußeren Bezirksteile Ottakrings.

Die Architektur

Der Gemeindebau in der Winterburgergasse 3 - 11 ist in zwei Bauphasen errichtet worden. Das erste von insgesamt sieben in Zeilenbauweise errichteten, als Einheit erkennbaren Wohnhäusern, stammt von Architekt Tinhofer und war Vorbild für den nachträglich hinzugefügten achten Wohnbau in der Winterburgergasse 1. An der 23 Fensterachsen langen und vier Geschoße hohen, hell verputzten Fassade sind drei Reihen Loggien angeordnet, die balkonartig mit farbigen Brüstungsgeländern weiter auskragen. Die vier parallel dazu angeordneten Zeilenbauten verfügen auf den der Roterdstraße zugewandten Seiten über eine zusätzliche vierte Stiege und Balkone statt Loggien. Diese geben als Einzel- bzw. Doppelbalkonreihen den 28 Fensterachsen langen Fassaden eine vertikale Komponente, die farbigen Brüstungsgeländer lockern die glatte Putzfassade zusätzlich auf. Drei dieser Zeilenbauten sind zusätzlich in der Tiefe versetzt. Die Fensterformate variieren von kleinen quadratischen über Standardfenster bis zu französischen Fenstern mit Gitterbrüstungen. Auf den durchlaufenden Dachgesimsen lagern niedrige Satteldächer auf. Die der Baumeistergasse zugewandten, glatt verputzten Lochfassaden sind durch je vier raumhoch verglaste Stiegenhäuser vertikal gegliedert, grau verputzte Sockel nehmen das leicht abfallende Gelände auf.

An der Sonnenthalgasse befinden sich im rechten Winkel auf die zwischen Roterdstraße und Baumeistergasse aufgereihten Zeilenbauten zwei weitere Wohnbauten, die ursprünglich als Pensionistenwohnungen errichtet wurden; die Wohnungsgrößen variieren um die 40 Quadratmeter. Diese Bauten sind nur zwei Geschoße hoch und 13 Fensterachsen lang, die Fassaden der Längsseiten sind identisch gestaltet: Balkone flankieren die beiden zwei Fensterachsen breiten Vorbauten, das Satteldach kragt breit über die weiter hinten liegenden Fassaden aus. An den beiden Schmalseiten befinden sich mittig die raumhoch verglasten Stiegenhäuser.

... und die Kunst

In einer Grünfläche bei Stiege 10 steht eine Steinplastik von Oskar Bottoli aus 1968; sie stellt den nackten Körper einer stämmigen Frau dar, die eine schwere Last auf ihrem Kopf trägt. Die Figur "Maurerweib" nimmt Bezug auf die vorherrschend weibliche Arbeiterschaft im Baugeschehen der Zwischenkriegszeit; Frauen wurden in erster Linie für Hilfsarbeiten wie das Mischen des Mörtels oder das Zutragen der Ziegel herangezogen.

Der Name

Die Winterburgergasse wurde 1920 nach dem ersten Buchdrucker in Wien, Johannes Winterburger (1492 - 1519), benannt. Vorher hieß sie Roterdstraße.

Architekten

Bruno Tinhofer - Bruno Tinhofer (1924-2005) studierte an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Lois Welzenbacher, wo er später auch als Hochschulassistent tätig war. Neben dem Wohnbau gehörte vor allem auch der Schulbau zu seinem Schaffensschwerpunkt. Zu seinen Bauten zählen unter anderem die Volkshochschule am Arthaberplatz 18 in Wien 10 (mit Eduard Berger, Leopold Tinhof, 1960/61) und das Wohnhaus Rainergasse 6-8 in Wien 4 (1975-81).

Julius Bergmann - Julius Bergmann (1896-1969) studierte von 1918 bis 1923 unter anderem bei Siegfried Theiß und Franz Krauß an der Technischen Hochschule Wien. Zusammen mit Rudolf Boeck und Adolf Hoch plante er das 1950/51 errichtete Josef-Afritsch-Heim (Internationale Kulturwerkstätte Hörndlwald, Josef-Lister-Gasse 7, Wien 13). Für die Gemeinde Wien entwarf Bergmann unter anderem die Wohnhausanlagen Staudgasse 48-50 in Wien 18 (1949-1950) und Hofferplatz 3 in Wien 16 (1955-1957).

Walter Stepanik - Walter Stepanik (1921-2002) studierte während des Zweiten Weltkrieges Architektur an der Technischen Hochschule und an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien war er unter anderem an den Plänen zur Wohnhausanlage Winterburgergasse 3-11 in Wien 16 (1966-1968) beteiligt. Walter Stepanik arbeitete aber auch als Kunstmaler.

Ferdinand Albrecht - Ferdinand Albrecht (1898-1976) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Rudolf-Zeller-Gasse 69 in Wien 23 (1969/70) und Dieselgasse 11-17 in Wien 10 (1959/60).