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Klausgasse 1-11

Fakten

Klausgasse 1-11

Klausgasse 1-11, 1160 Wien

Baujahr: 1954-1955

Wohnungen: 277

Architekt: Anton Kralik, Jakob Zachar, Elisabeth Pongracz, Georg Fleischmann

Weitere Adressen

Herbststraße 71-75, 1160 Wien

Gablenzgasse 76-80, 1160 Wien

Brüßlgasse 2-14, 1160 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kleingartensiedlung "Auf der Schmelz" gelegen, könnte der Unterschied der Bebauungsform nicht größer sein. Der Grundstückskataster sah für den Block zwischen Klausgasse, Gablenzgasse, Brüßlgasse und Herbststraße an sich die für Ottakring im typischen Raster übliche Parzellenteilung vor, die 16 Einzelhäuser in Blockrandbebauung zugelassen hätte. Die Wohnhausanlage aus den 1950er-Jahren dagegen erreicht bei annähernd gleicher Wohndichte eine wesentlich lockerere Bebauung und schafft damit einen wertvollen Grün- und Erholungsraum.

Die Architektur

Der "Superblock" in der Klausgasse 1-11 besteht aus einer U-förmigen, an der Klausgasse offenen Bebauung - an der Gablenzgasse fünf und an der Herbststraße aufgrund des abfallenden Geländes sechs Geschoße hoch - sowie aus zwei viergeschoßigen Zeilenbauten im Hof. Die Walmdächer aller Baukörper sind mansardenartig ausgebaut. Nachträglich wurden an den 16 Stiegen Lifttürme angebracht.

Die mit 34 Fensterachsen längste Fassade der Wohnhausanlage zeigt zur Brüßlgasse. Sie ist durch zwei fünf Fensterachsen breite und farblich hervorgehobene, vorspringende Baukörper räumlich strukturiert. Dadurch werden an den beiden Straßenecken und vor der 20 Fensterachsen breiten Mittelfront Grünflächen gebildet. Symmetrisch in der Fassadenmitte ist der Durchgang in den Hof angeordnet. Sämtliche Fassaden sind in hellem, glattem Putz ausgeführt. Rahmen umgeben die Fenster, deren Laibungen sich farblich vom Rest der Fassade unterscheiden. Der Sockel ist in Grobputz ausgeführt und durch eine Nut von der darüber liegenden Fassade getrennt. Die Fassade an der Gablenzgasse verfügt über drei Balkonreihen, die über vier Geschoße reichen. Währenddessen sind die in den begrünten Innenhof und zur Klausgasse weisenden Fassaden mit versetzt angeordneten Balkonen ausgestattet. Die schmalen Fassaden des U-förmigen Bauteils an der Hauptadresse Klausgasse 1-11 sind mit Wandbildern geschmückt.

... und die Kunst

Das von Erich Huber gestaltete, querformatige Sgraffito "Ornament" (1953-1955) verbindet durch die farbliche Hervorhebung der Flächen zwischen den Öffnungen vier Fenster des Erdgeschoßes und des ersten Stocks zu einer symmetrischen Einheit.

Der 1923 in Wiener Neustadt geborene Maler, Zeichner und Glaskünstler Florian Jakowitsch gestaltete das Sgraffitowandbild "Familie" (1953/54), das zwischen den beiden Fensterachsen vom Erdgeschoß bis zum dritten Stock reicht. Es stellt, vertikal übereinander angeordnet, eine Familie - die Tochter, die Mutter mit dem kleinen Sohn im Arm und den Vater mit dem anderen Sohn auf seinen Schultern - in einem Garten dar. Anlässlich des 85. Geburtstags des Malers veranstaltet das Stadtmuseum Wiener Neustadt im Oktober 2008 eine Sonderausstellung.

Der Name

Die Klausgasse wurde 1894 nach dem Maler und Kupferstecher Johann Klaus (1847-1893) benannt.

Die Brüßlgasse erhielt ihren Namen im Jahr 1883 nach Franziska Brüßl (1793-1855), der Mitgründerin des Ottakringer Kirchenbaufonds.

Die Gablenzgasse hat ihren Namen seit 1894 und hieß davor Burggasse bzw. auch Marc-Aurel-Gasse. Ludwig Karl Wilhelm Freiherr von Gablenz (1814-1874) war sächsischer Offizier, der 1866 im verlorenen Krieg gegen Preußen die einzige Schlacht für Österreich gewann. Im vorangegangenen Krieg gegen Dänemark führte er für Österreich erfolgreich das Kommando.

Die Herbststraße trägt ihren heutigen Namen seit 1883, davor hieß sie in Neulerchenfeld Koflergasse und in Ottakring Marc-Aurel-Straße. Dr. Eduard Herbst (1820-1892) war ein profilierter Führer der deutsch-liberalen Bewegung. Von 1868 bis 1870 war er Justizminister und verfasste auch einschlägige juristische Schriften (z.B. Handbuch des allgemeinen österreichischen Strafrechts, 2 Bände, 1855).

Architekten

Anton Kralik - Der Baumeister Anton Kralik (1912-1976) plante für die Gemeinde Wien unter anderem die Wohnhausanlage Maurer Hauptplatz 2 in Wien 23 (1957-1959) und war in einer Arbeitsgemeinschaft an der Errichtung der Anlage Klausgasse 1-11 in Wien 16 (1954/55) beteiligt.

Jakob Zachar - Jakob Zachar (1908-1988) war für die Gemeinde Wien vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Realisierung mehrerer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Wohnhäuser Klausgasse 1-11 in Wien 16 (1954/55) und Franzensbrückenstraße 19 in Wien 2 (1963).

Elisabeth Pongracz - Elisabeth Pongracz (geb. Porges, 1909-1974) studierte von 1929 bis 1934 unter anderem bei Siegfried Theiß und Franz Krauß an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war sie an den Entwürfen zu den Wohnhausanlagen Klausgasse 1-11 in Wien 16 (1954-1955) und Hofmannsthalgasse 12-24 in Wien 3 (1957-1959) beteiligt.

Georg Fleischmann - Der in Erlangen/Bayern geborene Georg Fleischmann (1889-1955) studierte Architektur bei Franz Krauß und Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Uchatiusgasse 10-12 in Wien 3 (1951/52) und in einer Arbeitsgemeinschaft die Anlage Klausgasse 1-11 in Wien 16 (1954/55).