Wernhardtstraße 12-16
Wernhardtstraße 12-16
Wernhardtstraße 12-16, 1160 WienBaujahr: 1952-1954
Wohnungen: 128
Architekt: Karl Harberger, Otto Katschenka, Alois Plessinger
Weitere Adressen
Lorenz-Mandl-Gasse 18-20, 1160 Wien
Landsteinergasse 11-15, 1160 Wien
Roseggergasse 9-11, 1160 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.
Geschichte
Die für Ottakring typische dichte Blockrandbebauung löst sich in Richtung der äußeren Bezirksgrenzen immer mehr auf. Einige Gemeindebauten der 1950er-Jahre erreichen dieselbe Bebauungsdichte mit einer aufgelockerten Bauweise, so auch die Wohnhausanlage in der Wernhardtstraße 12 - 16, die den Straßenblock nicht hermetisch schließt, sondern Durchblicke über die Grünräume schafft.
Die Architektur
Die Wohnhausanlage in der Wernhardtstraße 12 - 16 besteht aus drei parallel zueinander angeordneten fünfgeschoßigen Blöcken mit je zwei Stiegen und 13 Fensterachsen, die beiden äußeren sind L-förmig. Die drei schmalen Hauptfassaden des Gemeindebaus weisen auf die Wernhardtstraße und sind mit Balkonreihen und Mosaiken akzentuiert. Die den Straßen zugewandten glatten Putzfassaden wirken durch die regelmäßig angeordneten Fenster und hellen Fensterfaschen schlicht; aus der Reihe tanzen nur ein Erker in der Lorenz-Mandl-Gasse und eine Loggienreihe in der Roseggergasse. Zu den Grünräumen hin orientieren sich filigrane Gitterbalkonreihen und die nachträglich angebauten Lifttürme. Wegen des stark abfallenden Geländes sind die Gebäude in der Höhe gestaffelt, die Dachgesimse sind an dieser Stelle unterbrochen und überlappend ausgeführt. Um den einzigen Erker und um die vorspringenden Baukörper in der Landsteinergasse laufen sie durch, darüber sitzen Walmdächer, die hofseitig mit Fenstergaupen ausgestattet sind.
... und die Kunst
An der Fassade in der Wernhardtstraße 12 ist die Fliesenmalerei "Das Leben am Wasser" von Robin C. Andersen (1954) angebracht. Sie stellt junge Männer beim Wasserball, Picknick und Paddeln dar.An der Fassade in der Wernhardtstraße 16 befindet sich das keramische Mosaik "Ein Sommertag" von Karl Hauk (1954). Auf türkisem Hintergrund sind spielende, zeltende und badende Jugendliche und Familien dargestellt, angereist ist man mit Fahrrad und Moped. Leider sind die beiden keramischen Wandbilder im oberen Drittel schwer beschädigt.Auch der Schriftzug des Gemeindebaus ist als Mosaik ausgeführt, er befindet sich zwischen den beiden Wandmosaiken in der Wernhardtstraße 14.
Der Name
Die Wernhardtstraße wurde 1899 nach dem ersten, um 1330 urkundlich erwähnten, Weingartenbesitzer in Breitensee, Wernhardt, benannt.
Architekten
Karl Harberger - Karl Harberger (1896-1969) studierte ab 1923 bei Friedrich Ohmann und Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Als Architekt entwarf er zusammen mit Otto Katschenka und Alois Plessinger die Wohnhausanlage Wernhardtstraße 12-16 in Wien 16 (1952-1954). Von 1955 bis 1966 war Karl Harberger Leiter des Bauamtes Perchtoldsdorf, wo er zudem von 1961 bis 1965 Vizebürgermeister war.
Otto Katschenka - Otto Katschenka (1903-1977) begann 1921 sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Wien, das er als Diplomingenieur für Hochbau erfolgreich abschloss. Sein besonderes Interesse galt dem Theaterbau, so erfolgte etwa 1974 der Umbau des Wiener Akademietheaters nach Katschenkas Entwürfen. Zusammen mit Karl Wieninger plante er die Adaption der Räumlichkeiten des ehemaligen Ursulinenklosters in Wien 1 (Johannesgasse 6-8) zur Universität für Musik und darstellende Kunst und Studentenheim (1963-1968).
Alois Plessinger - Alois Plessinger (1894-1968) studierte ab 1919 bei Franz Krauß und Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien entwarf er in den 1950er- und 60er-Jahren eigenständig und in Arbeitsgemeinschaften mehrere große Wohnhausanlagen, wie etwa die Anlagen Wolfersberggasse 13-17 in Wien 14 (1954/55) und Czerninplatz 7 in Wien 2 (mit Heinrich Reitstätter, 1963/64). Besonders bemerkenswert ist das noch vor dem Zweiten Weltkrieg von Alois Plessinger geplante Einfamilienhaus Peter-Jordan-Straße 187 in Wien 18 (1931/32).