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Gallhof

Fakten

Gallhof

Heiligenstädter Straße 4, 1090 Wien

Baujahr: 1924-1925

Wohnungen: 137

Architekt: Heinrich Schopper, Alfred Chalusch

Weitere Adressen

Latschkagasse 3-5, 1090 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Dieser frühe Gemeindebau beherbergte bei seiner Errichtung eine Badeanlage und ein Künstleratelier sowie einen Kindergarten bzw. ein Kindertagesheim, die heute noch in Betrieb sind. Kriegszerstörungen im Bereich der Stiege 5 wurden 1948 behoben. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Die Architektur

Dieses erste gemeinsame Werk der Architekten Schopper und Chalusch schloss zwei schwierige Baulücken. Auf der verwinkelten Parzelle liegt eine großzügig wirkende Anlage um einen Innenhof, von dem aus halbrunde Stiegenhaustürme in die sechs Wohngeschoße führen. Durch expressionistische Details wie Runderker und spitzgiebelige Dachfenster erscheint die Hoffassade sehr bewegt. Schlichter sind die klassizistischen Straßenfassaden mit ihrer Gliederung durch schmale Lisenen und Gesimse. Der dreifärbige Anstrich erhöht die Wirkung der Architektur: braun im Sockelgeschoß, rosa Flächen, die gliedernden Elemente weiß.

... und die Kunst

Über dem Eingang Heiligenstädter Straße steht die männliche Figur "Kraft und Fruchtbarkeit" von Leopold Hohl, der auch die Steinplastik "Spielende Kinder" beim Kindergarten im Hof schuf. Über dem Portal in der Latschkagasse findet sich ein Relief in einer Arkade.

Der Name

Matthias Gall (1893-1944), sozialdemokratischer Bezirksrat am Alsergrund, wurde von den Nationalsozialisten im Zuchthaus Straubing ermordet. An den Widerstandskämpfer erinnert eine Gedenktafel im Hauseingang.

Architekten

Heinrich Schopper - Heinrich Schopper (1881-1952) besuchte die Meisterschule Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste Wien. 1915 gründete er eine Bürogemeinschaft mit Julius Chini, 1924 dann eine mit Alfred Chalusch, in der bis 1930 vier Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien entstanden. 1926 adaptierte er das Kurtheater in Reichenau/Rax und richtete es neu ein.

Alfred Chalusch - Alfred Chalusch (1883-1957) besuchte die Meisterschule Otto Wagners an der Akademie der bildenden Künste Wien. Die Dokumentation seines Werks ist nicht sehr umfangreich. 1924 gründete er mit Heinrich Schopper eine Bürogemeinschaft, in der bis 1930 vier Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien entstanden. Sein einziges nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenes Bauwerk ist die Wohnhausanlage in der Wehlistraße 40, Wien 20.