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Pilgerimgasse 4-6

Fakten

Pilgerimgasse 4-6

Pilgerimgasse 4-6, 1150 Wien

Baujahr: 1930-1931

Wohnungen: 64

Architekt: Viktor Lurje

Weitere Adressen

Loeschenkohlgasse 35-37, 1150 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Um 1910 wurde mit der Besiedelung des Landstreifens zwischen Oeverseestraße und Hütteldorfer Straße begonnen, doch der Ausbruch der Ersten Weltkrieges unterbrach das Bauvorhaben. Die so entstandenen Baulücken wurden in der Zwischenkriegszeit unter anderem durch Gemeindebauten geschlossen. Neben konventionellen Wohnanlagen wie jener in der Pilgerimgasse 4-6 entstand hier auch der progressive "Heimhof" in der Pilgerimgasse 22-24.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage mit 64 Wohnungen füllt zwei einander gegenüberliegende, breite Baulücken in der Pilgerimgasse und in der Loeschenkohlgasse durch eine zusammenhängende Hofanlage. Die langen Straßenfassaden sind kaum gegliedert. Lediglich an der Fassade zur Pilgerimgasse werden die mittleren acht von insgesamt zwölf Fensterachsen durch Fensterfaschen im ersten und zweiten der vier Geschoße etwas hervorgehoben. Die Fassade zur Loeschenkohlgasse präsentiert sich ein wenig bewegter: Versetzt angeordnete, mit Faschen umrahmte Fenster, verschiedene Fenstergrößen, eine Unterteilung der Geschoße sowie durchgehende Gesimse bringen Abwechslung in die Architektur. Auch die Dachlandschaft präsentiert sich durch den Ausbau des Dachgeschoßes zu Wohnungen wesentlich abwechslungsreicher als jene in der Pilgerimgasse.
Über den Hof wird die Anlage mittels fünf Stiegenhäusern erschlossen, die Hoftore selbst sind nicht gesondert hervorgehoben. Die anspruchslose Gesamtgestaltung verweist bereits auf Tendenzen des Wohnbaus, die sich erst in den 1950er-Jahren endgültig durchsetzen werden.

Der Name

Die Wohnhausanlage selbst hat keinen eigenen Namen. Die Pilgerimgasse wurde 1912 nach Bischof Pilgerim, einer Gestalt aus der Nibelungensage, die Loeschenkohlgasse im selben Jahr nach Johann Loeschenkohl (gestorben 1807), Kupferstecher, Kunsthändler, Kalender-, Knopf- und Tapetenfabrikant sowie Hersteller von Karten-, Brett- und Würfelspielen, benannt.

Architekten

Viktor Lurje - Victor Lurje (1883-1944) war vielseitig tätig: als Architekt, Maler, Dekorateur, Designer und Keramikkünstler. Der Wohnbau in der Pilgerimgasse 4-6 ist sein einziger bekannter Bauauftrag. 1938 emigrierte er nach Shanghai.