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Wohnsiedlung Schmelz

Fakten

Wohnsiedlung Schmelz

Wohnsiedlung Schmelz , 1150 Wien

Baujahr: 1919-1924

Wohnungen: 719

Architekt: Hugo Mayer

Weitere Adressen

Wickhoffgasse 3-19, 1150 Wien

Wickhoffgasse 14-26, 1150 Wien

Mareschplatz 3-4, 1150 Wien

Mareschplatz 1-2, 1150 Wien

Wickhoffgasse 4-8, 1150 Wien

Mareschgasse 4-8, 1150 Wien

Mareschgasse 20-32, 1150 Wien

Mareschgasse 17-19, 1150 Wien

Minciostraße 10-28, 1150 Wien

Gablenzgasse 101-105, 1150 Wien

Mareschplatz 5-5a, 1150 Wien

Oeverseestraße 2-12, 1150 Wien

Mareschgasse 3-13, 1150 Wien

Possingergasse 3-35, 1150 Wien

Mareschgasse 14-16, 1150 Wien

Mareschplatz 6-7, 1150 Wien

Minciostraße 32-34, 1150 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Errichtung der Siedlungsanlage auf den Gründen des ehemaligen Exerzierplatzes Schmelz war schon vor 1918 im Rahmen des Arbeiterwohnbauprogramms geplant worden. Die Umsetzung des Bauvorhabens verzögerte sich allerdings bis nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, und so wurde der südliche Teil der Anlage, der so genannte "Mareschbau" rund um den Mareschplatz, erst unter der Regierung des "Roten Wien" (Bürgermeister Jakob Reumann) als einer der ersten Gemeindebauten der Stadt umgesetzt und am 13. Oktober 1920 eröffnet. In weiteren Bauphasen bis zum Jahr 1924 wurden der so genannte "Planschbeckenbau" an der Gablenzgasse und schließlich der so genannte "Hufeisenbau" am Rohrauerpark ausgeführt.

Die Architektur

Der in der ersten Bauphase von 1919-1920 errichtete "Mareschbau"orierntiert sich an der Idee der Siedlungsbewegung der unmittelbaren Nachkriegszeit und gilt als erster kommunaler Reihenhaus-Wohnbau der Stadt Wien. Um den Mareschplatz, in dessen Zentrum sich ein Steinbrunnen befindet, liegen die ursprünglich zur Selbstversorgung angelegten Gärten und die zum Teil noch aus Ersatzstoffen und Betonhohlsteinen errichteten einstöckigen Häuser dieser Bauphase. Die Gemeinde Wien fungierte zwar als Bauträger, die zukünftigen Bewohner konnten sich jedoch an der landschaftlichen Gestaltung der Gärten und dem Ausbau der Wohnungen beteiligen. Als zweiter Bauteil wurde der nach einem Kinderfreibad, das sich ehemals im weitläufigen Hof befunden hatte, benannte "Planschbeckenbau" an der Gablenzgasse/Possingergasse in den Jahren 1922-1923 errichtet. Diese zwei- bis dreistöckige Blockrandverbauung mit ihren glatt verputzten Fassaden entspricht schon viel deutlicher der Ästhetik des sozialen Gemeindebaus der 1920er-Jahre in Wien. Der am Rohrauerpark gelegene "Hufeisenbau" - gegen die Wickhoffgasse als Straßenhof ausgebildet -wurde in der letzten Bauphase von 1923-1924 errichtet und unterscheidet sich durch die Erker und Loggien, die starken Vor- und Rücksprünge in der Fassade und die aufgelockerte Dachlinie deutlich von den älteren Bauteilen.

... und die Kunst

Im Hof des an der Gablenzgasse gelegenen so genannten "Planschbeckenbaus" befindet sich gegenüber der großen Gartenlaube ein Zierbrunnen mit der bronzenen Figur eines Knaben mit Sternfisch, geschaffen von dem akademischen Bildhauer Adam Pohl.

Der Name

Die Ortsbezeichnung "Schmelz" erinnert an ein Schmelzhaus, das sich bis zur zweiten Türkenbelagerung im Jahre 1683 an dieser Stelle befand. Urkundlich erwähnt wird das Gebiet erstmals im Jahre 1309 als "Smeltz im Preitensewer aigen".

Prominente Bewohner

In den Jahren 1921 bis 1925 wohnte der spätere Bundespräsident Adolf Schärf im so genannten "Planschbeckenbau" der Wohnsiedlung. Eine vom Kulturverein Fünfhaus zu Schärfs hundertstem Geburtstag im Jahre 1990 gestiftete Tafel am Haus Possingergasse 25 (Ecke Wickhoffgasse) erinnert an den berühmten Bewohner.

Architekten

Hugo Mayer - Hugo Mayer (1883-1930) studierte an der Technischen Hochschule in Wien. Er beschäftigte sich intensiv mit dem Wohnhaus- und Siedlungsbau und ist einer der wichtigsten Vertreter in diesem Bereich. Neben zahlreichen Wohnanlagen für die Gemeinde Wien plante er auch Kindergärten und Schulen. Seine Wohnanlage für die Bediensteten der Städtischen Gaswerke (1910-1914) gilt als typologischer Vorläufer des Gemeindewohnbaus der Zwischenkriegszeit.