Theodor-Körner-Hof
Theodor-Körner-Hof
Margaretengürtel 68-74, 1050 WienBaujahr: 1951-1955
Wohnungen: 1224
Architekt: Robert W. Preissecker, Wolfgang Horak, Siegfried Mörth, Ceno Kosak, Friedrich (Fritz) Kastner, Albert Hein, Hans Paar, Josef Schmelzenbart, Heinrich Benedikt, Hans Riedl, Albrecht F. Hrzan, Friedrich Schlossberg, Julius Gretzmacher, Fritz Sammer, Hermann Aichinger, Wilhelm (Willi) Reichel
Weitere Adressen
Siebenbrunnenfeldgasse 1D, 1050 Wien
Leopold-Rister-Gasse 3, 1050 Wien
Margaretengürtel 74a, 1050 Wien
Reinprechtsdorfer Straße 1A, 1050 Wien
Reinprechtsdorfer Straße 1C, 1050 Wien
Grünwaldgasse 9, 1050 Wien
Kohlgasse 2, 1050 Wien
Grünwaldgasse 3-5, 1050 Wien
Grünwaldgasse 6, 1050 Wien
Reinprechtsdorfer Straße 1, 1050 Wien
Reinprechtsdorfer Straße 1B, 1050 Wien
Kohlgasse 2A, 1050 Wien
Margaretengürtel 62-64, 1050 Wien
Siebenbrunnenfeldgasse 1B, 1050 Wien
Siebenbrunnenfeldgasse 1C, 1050 Wien
Siebenbrunnenfeldgasse 1, 1050 Wien
Siebenbrunnenfeldgasse 1A, 1050 Wien
Wohnen in Wien
Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 m² auf 55 m² angehoben.
Geschichte
Im Jahre 1951 erfolgte der Spatenstich für den Theodor-Körner-Hof. Früher war auf dem Baugelände der Heu- und Strohmarkt abgehalten worden. Im Zentrum der Anlage entstand ab 1954 ein 20-stöckiges Hochhaus (Wohnhochhaus am Matzleinsdofer Platz).
Die Architektur
Der Theodor-Körner-Hof ist als gartenstadtartige Wohnhausanlage angelegt. Auf einer Gesamtfläche von 30.000 m² gruppieren sich 14 Wohnblöcke um Höfe und Grünflächen. Die vier- bis siebengeschoßigen Wohnblöcke werden von Straßen umrahmt. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die einzelnen Wohnblöcke nur durch ihre unterschiedlichen Fassadenfarben und die verschiedenfärbigen Balkone voneinander. Bei genauerer Betrachtung findet man an Fensterrahmen, Stiegenaufgängen, vorspringenden Gebäudeteilen und Balkonen individuelle Details. Die Anordnung der Häuser folgt den Gegebenheiten des Geländes. Gegeneinander geschobene Blöcke lassen interessante Hauseingänge und Durchgänge entstehen. Die Stiegen 9 bis 17 bilden einen massiven Block, der nur durch zwei mächtige Risalite aufgelockert wird. Inmitten der Wohnhausanlage stehen zwei Wohnblöcke als losgelöste Bauteile. An den Fassaden finden sich insgesamt 350 Balkone, die passend zu den jeweiligen Fassadenfarben in Rot, Grün und Blau gehalten sind. Die Balkone sind unterschiedlich gestaltet (rechteckig, trapezförmig, Doppelbalkone). Modern wirken einzelne vor die Fassade gestellte Balkontürme. Aufzüge sind in die Stiegenhäuser eingebaut oder stehen direkt vor der Fassade. Die Wohnanlage verfügt über Geschäfte, Ordinationen, Kinderwagen- und Fahrradräume. Für Künstler sind einige Atelierwohnungen vorgesehen.
... und die Kunst
Wander Bertoni schuf das als Supraporte dienende Kunsteinrelief "Abstrakte Flächenteilung" (1956/57), Karl Sterrer das Mosaikwandbild "Zwei Pferde". Der "Figurale Fries" über der Straßendurchfahrt stammt von Fritz Wotruba (1953-1955). Weiters befinden sich in der Anlage die Bronzeplastik "Freunde" von Siegried Charoux (1955/57), die Kalksteinplastiken "Zwei sitzende weibliche Figuren" von Margarete Hanusch (über einem Tor, 1953) und die "Kinderdoppelrutsche" aus Beton von Josef Seebacher (1955). Die nur noch zum Teil erhalten Hauszeichen und Rahmungen an den Eingängen stammen von Mea Bratusch, Adolf Kloska und Franz Pixner. Der "Gedenkstein für Theodor Körner" wurde von Ferdinand Welz gestaltet.
Der Name
Theodor Körner (1873-1957) war sozialdemokratischer Politiker. Er war Mitglied des Republikanischen Schutzbundes und riet im Bürgerkrieg 1934 von einem gewaltsamen Widerstand gegen die austrofaschistische Diktatur ab. Körner war von 1945 bis 1951 Bürgermeister von Wien und von 1951 bis 1957 österreichischer Bundespräsident. In seiner Amtszeit förderte er die Zusammenarbeit der Großparteien.
Architekten
Robert W. Preissecker - Robert W. Preissecker (1910-2000) erhielt sein Diplom 1937 an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er die Meisterschule von Peter Behrens besuchte. Von ihm stammt unter anderem der Entwurf für den Gemeindewohnbau Ottakringer Straße 217-221 in Wien 16 (1960-1962). Auch war er an der Planung für den Theodor-Körner-Hof in Wien 5 (Margaretengürtel 68-74, 1951-1955) beteiligt.
Wolfgang Horak - Wolfgang Horak (1918-2002) studierte von 1936 bis 1941 an der Technischen Hochschule Wien. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zunächst im Büro von Michel Engelhart beschäftigt, wo er am Wiederaufbau des Burgtheaters und an der Gesamtplanung des Tiergartens Schönbrunn beteiligt war. Als selbständiger Architekt entwarf Horak mehrere Wohnhäuser in Wien und in Bad Vöslau.
Siegfried Mörth - Siegfried Mörth (1904-1990) studierte an der Technischen Hochschule Wien. Er war zunächst in den Baubüros von Robert Oerley und Hubert Gessner beschäftigt, bevor er sich 1929 als Architekt selbständig machte. Bereits unter dem Regime der Nationalsozialisten errichtete er mehrere Siedlungs- und Wohnbauten in Wien und in Linz. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwarf er einige Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien sowie Bürohäuser und zahlreiche Restaurants in Wien und Umgebung.
Ceno Kosak - Ceno Kosak (1904-1985) studierte Architektur an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Clemens Holzmeister. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er unter anderem am Wiederaufbau der Staatsoper beteiligt, wo nach seinen Entwürfen ein neuer Pausenraum, der Gobelin-Saal, enstand. In Wien 13 wurde die Kirche zum Guten Hirten nach seinen Plänen errichtet (1963-1965).
Friedrich (Fritz) Kastner - Friedrich (Fritz) Kastner (1910-2002) studierte an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1938 mit einer Arbeit über den Standort von Hochbauten (Raststätten, Tankstellen) an der deutschen Reichsautobahn (RAB) promovierte. Er absolvierte unter anderem ein Berufspraktikum im RAB-Büro in München, wo er für Raststätten, Tankstellen, Straßenmeistereien und andere Hochbauten zuständig war, die er später auch entlang der Alpenstraße und der RAB-Strecke München-Salzburg realisierte. Weiters entstanden im gesamten Reichsgebiet Volkswohnhäuser unter seiner Planung.
Albert Hein - Albert Hein (1913-1993) studierte Architektur bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er 1936 sein Diplom erhielt. Unter anderem war er an den Entwürfen für den Theodor-Körner-Hof in Wien 5 (Margaretengürtel 68-74, 1951-1955) beteiligt.
Hans Paar - Hans Paar (1892-1977) praktizierte nach seinem Studium an der Technischen Hochschule in Prag im Büro Gessner in Wien, wo er unter anderem am Ferdinand-Lassalle-Hof mitarbeitete. Mit seinem Bruder Adolf Paar und seinem Partner Paul May schuf er die beiden Gemeindebauten in der Hickelgasse in Wien 14 und Fultonstraße 3-11 in Wien 21. Nach Kriegsende zeigte Paar, der selbst in der Künstlersiedlung lebte und sich während des Zweiten Weltkrieges mit der Planung von Industriebauten beschäftigte, reges Interesse am Wiederaufbau in Wien.
Josef Schmelzenbart - Josef Schmelzenbart (1906-1978) studierte an der Hochschule für angewandte Kunst und an der Akademie der bildenden Künste, wo er die Meisterklasse von Alexander Popp besuchte. Nach dem Studium etablierte er sich als Architekt in Wien vor allem im Bereich Hotelbau. Nach 1946 erweiterte er das Schloss Velden um mehrere Neubauten. Neben diversen Geschäftslokalen wurden in Wien auch Villenbauten und einige Wohnhäuser nach seinen Plänen realisiert.
Heinrich Benedikt - Heinrich Benedikt (1918-1997) studierte zunächst 1938 und 1939 Malerei an der Wiener Kunstgewerbeschule und erst von 1942 bis 1946 Architektur bei Franz Schuster. Zusammen mit Hermann Aichinger entwarf er die Wohnhausanlagen Breitenseer Straße 68-74 in Wien 14 (1957-1959) und Neilreichgasse 95-99 in Wien 10 (zusammen mit Lucia Aichinger, 1960-1962). Außerdem war Benedikt an der Errichtung des Theodor-Körner-Hofes in Wien 5 (Margaretengürtel 68-74, 1951-1955) beteiligt.
Hans Riedl - Hans (Johann) Riedl (1920-1993) studierte von 1940 bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien war er an der Errichtung mehrerer großer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa am Heinrich-Hajek-Hof in Wien 15, Oeverseestraße 13-19 (1954-1956), und der Anlage Engerthstraße 232-238 in Wien 2 (1963/64).
Albrecht F. Hrzan - Der in Malmö/Schweden geborene Albrecht Hrzan (1903-1975) war 1922/23 und 1924/25 an der Technischen Hochschule Wien inskribiert und ist ab 1940 als Student von Alexander Popp an der Akademie der bildenden Künste Wien nachweisbar. Für die Gemeinde Wien entwarf Albrecht Hrzan unter anderem die Wohnhausanlagen Braunhirschengasse 33-37 und 43 in Wien 15 (1965-1967) und Speisinger Straße 100 in Wien 13 (1970/71). Von ihm stammen auch die Pläne für das Film-Casino in Wien 5, Margaretenstraße 78 (1954).
Friedrich Schlossberg - Friedrich Schlossberg (1900-1968) studierte von 1919 bis 1921 an der Technischen Hochschule Wien. Er war zunächst in verschiedenen Büros tätig, bevor er sich 1931 als Architekt selbständig machte. Sein einzig dokumentiertes Werk aus dieser Zeit ist die kommunale Wohnhausanlage Custozzagasse 14-18 in Wien 3 (1931). Während des Zweiten Weltkrieges mit einem Berufsverbot belegt, war er nach 1945 am Wiederaufbau der Wiener Secession beteiligt und plante in Zusammenarbeit mit verschiedenen Architekten mehrere Wohnhäuser für die Gemeinde Wien.
Julius Gretzmacher - Julius Gretzmacher (1909-1996) studierte Architektur an der Deutschen Technischen Hochschule Brünn. Für die Gemeinde Wien war er an den Plänen zum Theodor-Körner-Hof in Wien 5, Margaretengürtel 68-74 (1951-1955) beteiligt.
Fritz Sammer - Fritz Sammer (1901-1991) studierte an der Technischen Hochschule Wien. Er war ab 1931 selbständig als Architekt tätig und entwarf mit seinem langjährigen Partner Hans Richter vor allem Wochenendhäuser und Wohnhäuser. Bemerkenswert ist vor allem das 1932 entstandene Ensemble von Flachbauten in der Glanzinggasse 23 und 25 in Wien 19, in dem, ursprünglich als Miethaus und Einfamilienhaus konzipiert, heute ein Hotel untergebracht ist.
Hermann Aichinger - Hermann Aichinger (1885-1962) studierte - ebenso wie sein späterer Arbeitskollege Heinrich Schmid - an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner. Das 1912 gegründete Architekturbüro Schmid & Aichinger war das meistbeschäftigte des Wohnbauprogramms des "Roten Wien". Auch in den späten 1930er- und in den 1940er-Jahren erhielt das Büro noch prestigeträchtige Aufträge. In dieser Zeit entstanden unter anderem das Wohn- und Geschäftshaus "Bärenmühle" (Wien 4, Operngasse 18-20) und das RAVAG-Gebäude (Wien 4, Argentinierstraße 30a; gemeinsam mit Clemens Holzmeister).
Wilhelm (Willi) Reichel - Wilhelm (Willi) Reichel (geb. 1917) studierte von 1935 bis 1949 Architektur an der Technischen Hochschule Wien und besuchte ebendort 1951/52 auch die Meisterschule. Für die Gemeinde Wien war er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften an der Errichtung mehrerer Wohnhausanlagen beteiligt, wie etwa der Anlagen Paulinengasse 13 in Wien 18 (1950-1952) und Ottakringer Straße 188 in Wien 16 (1984/85).