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Hickelgasse 8

Fakten

Hickelgasse 8

Hickelgasse 8, 1140 Wien

Baujahr: 1950-1951

Wohnungen: 33

Architekt: Friedrich Euler, Herbert Thurner

Weitere Adressen

Märzstraße 129, 1140 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Der östliche Abschnitt der Hickelgasse zwischen März- und Goldschlagstraße war seit der städtebaulichen Erschließung des Bereichs ab 1890 noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg unbebaut geblieben. Die Gemeinde erwarb die freien Bauplätze und nutzte sie dann für den Wohnhausbau. Gemeinsam mit dem benachbarten Gemeindebau schließt die Wohnanlage eine der letzten Baulücke in der Hickelgasse.

Die Architektur

Das auf einem Eckgrundstück errichtete Wohnhaus gliedert sich in einen an der Hickelgasse gelegenen Trakt mit dem Hauseingang und einer Stiege und einen an der Märzstraße gelegenen Trakt mit zwei Stiegen, die über den Hof zu erreichen sind. Das Haus fällt vor allem durch seine schlichte und nüchterne Architektur auf, wie sie für den Wohnhausbau nach 1945 typisch war. Die glatt verputzten Fassaden werden durch Form, Größe und Verteilung der Fensteröffnungen und ihrem Verhältnis zur geschlossenen Wand definiert. An der Hickelgasse ist die Fassadengliederung symmetrisch. Das zentrale Eingangsportal und die Stiegenhausfenster liegen in einer vertikalen Achse, deren Abschluss ein Rundfenster bildet. Regelmäßig über die Wand verteilte Wohnungsfenster schließen sich zu beiden Seiten an. An der Märzstraße sind die Fenster ihrer Größe nach entweder paarweise oder einzeln angeordnet und zu vertikalen Achsen zusammengefasst. Die Verteilung der Fenster folgt bei diesem Wohnbau funktionalen Gesichtpunkten und richtet sich nach den Wohnungsgrundrissen. Dennoch entsteht durch die Anordnung ein rhythmisiertes Fassadenbild.

... und die Kunst

An der Gebäudeecke befindet sich an der Hauswand ein Wandmosaik aus Naturstein von Erich Huber aus dem Jahr 1951. Ineinander verschlungene männliche und weibliche Figuren symbolisieren "Tag und Nacht" - so auch der Titel des Mosaiks.

Der Name

Die Straße wurde 1893 nach dem Porträtmaler Joseph Hickel (1736-1807) benannt. Joseph Hickel war k.k. Kammermaler und Mitglied der Akademie der bildenden Künste. Der sehr produktive Maler schuf zahlreiche Schauspielerportraits für die Galerie des Burgtheaters und porträtierte mehrfach Kaiser Josef II.

Architekten

Friedrich Euler - Friedrich Euler (1898-1983) studierte zunächst an der Technischen Hochschule Wien, musste das Studium jedoch wegen des Ersten Weltkrieges unterbrechen. Ab 1918 besuchte er die Wiener Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Josef Hoffmann. In der Zwischenkriegszeit entstanden nur wenige Gebäude nach seinen Plänen, wie etwa das Haus Nerad in der Innocentiagasse 3, Wien 13 (1928/29). Nach dem Zweiten Weltkrieg war er, in Zusammenarbeit mit Herbert Thurner, vorwiegend im Wiederaufbau tätig. Die Errichtung mehrerer Wohnhausanlagen der Gemeinde Wien und die Revitalisierung des Blutgassen-Viertels in der Wiener Innenstadt erfolgten nach ihren Entwürfen.

Herbert Thurner - Herbert Thurner (1905-1998) studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Carl Witzmann und Josef Hoffmann, wo er 1926 sein Diplom erhielt. Über seine Tätigkeit in der Zwischenkriegszeit ist nichts Näheres bekannt. Nach 1945 arbeitete er, vorwiegend in Zusammenarbeit mit Friedrich Euler, im Wiederaufbau. Thurner war unter anderem am Bau der Wohnhausanlagen Unter-Meidlinger Straße 16-22 in Wien 12 und Ernst-Karl-Winter-Hof (Thimiggasse 63-69) in Wien 18 beteiligt. Als selbständige Arbeit entstand 1975/80 das Kindertagesheim im Karl-Wrba-Hof in Wien 10 (Sahulkastraße 3-5).