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Onno-Klopp-Gasse 12-16

Fakten

Onno-Klopp-Gasse 12-16

Onno-Klopp-Gasse 12-16, 1140 Wien

Baujahr: 1929-1956

Wohnungen: 141

Architekt: Walther Raschka, Karl Badstieber

Weitere Adressen

Cumberlandstraße 83, 1140 Wien

Rupertgasse 5-7, 1140 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnanlage entstand in drei Bauphasen auf mehreren brachliegenden Grundstücken. Zuerst wurde der Bauteil mit den Stiegen 1-10 errichtet und kurz nach seiner Fertigstellung um die Stiegen 11-13 ergänzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die beiden letzten freien Parzellen im Anschluss an die Wohnanlage verbaut (Stiege 14 und 15). In den letzten Kriegstagen wurde die Anlage bei einem Luftangriff durch Bomben, die eigentlich die Gleisanlagen der Westbahn treffen sollten, an den Stiegen 2, 12 und 13 beschädigt.

Die Architektur

Die Wohnanlage reicht von der Onno-Klopp-Gasse über die Cumberlandstraße bis in die Rupertgasse und bildet den U-förmigen Abschluss eines Häuserblocks. Die Architektur der Anlage spiegelt verschiedene Architekturauffassungen wieder, die sich dennoch aufeinander beziehen und eine Einheit bilden. Die nach Plänen von Karl Badstieber errichteten Bauteile fallen durch ihre expressiv-romantische Gestaltung auf: Die drei- bis viergeschoßigen Trakte werden durch Vor- und Rücksprünge, die höhenmäßige Staffelung und die Dachsilhouette belebt. Spitze, flache und über Eck gesetzte Erker sowie polygonale Gebäudeecken mit türmchenartigem Charakter gliedern die Fronten und akzentuieren die Bauteile. Rundbogentore führen in den Hof, wo die Hauseingänge massiv mit Klinker umrahmt sind. Die Zubauten von Walther Raschka weisen eine schlichtere Gestaltung auf. Die Baublöcke sind weniger durchgeformt. In Putz vertiefte Felder mit breiten Fensterbankgesimsen rahmen die Fenster oder fassen sie zu Einheiten zusammen. Hofseitig bilden die Stiegenhäuser vertikale Achsen. Die aus zwei Bauteilen bestehenden Anbauten aus den 1950er-Jahren fügen sich sensibel in die bestehende Bausubstanz ein. Der eine Bauteil tritt straßenseitig ab dem ersten Stock erkerartig vor und gewährleistet so die Verbindung mit der Anlage. Der andere Bauteil ist versetzt angeordnet und schließt an die Nachbarbebauung an.

... und die Kunst

An der Onno-Klopp-Gasse schmückt ein Kunststeinrelief von Gabriele Waldert von 1954/59 die Hauswand. Das sieben Meter hohe Relief stellt Rinder dar.

Der Name

Die Onno-Klopp-Gasse, an der die Wohnanlage liegt, erinnert seit 1904 an den Historiker und Publizisten Dr. Onno Klopp (1822-1903), der mit König Georg V. von Hannover nach der Annexion des Königreiches durch Preußen 1866 nach Wien kam. Sechs Jahre später erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft.

Architekten

Walther Raschka - Walther Raschka (1891-1971) studierte an der Technischen Hochschule sowie an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er plante unter anderem die Wohnhausanlagen in der Dornbacher Straße 84a (Wien 17), in der Max-Emanuel-Straße 13 (Wien 18; zusammen mit Ernst Egli) sowie in der Rupertgasse 5-7 (Wien 14).

Karl Badstieber - Karl Badstieber (1875-1942) studierte von 1898-1901 an der Akademie der bildenden Künste Wien. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg errichtete Badstieber als selbständiger Architekt zahlreiche Wohnhäuser für das Großbürgertum in Wien. Bis 1929 war er als Architekt für die Südbahngesellschaft tätig, für deren Bedienstete er in Wien und der Steiermark Wohnhäuser erbaute. Im Auftrag der Gemeinde Wien errichtete er drei Wohnhausanlagen. 1908 entstand das heute im Burggarten aufgestellte Kaiser-Franz-Joseph-Denkmal nach seinen Entwürfen.