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Gründorfgasse 1-3

Fakten

Gründorfgasse 1-3

Gründorfgasse 1-3, 1140 Wien

Baujahr: 1928-1929

Wohnungen: 34

Architekt: Viktor Fenzl

Weitere Adressen

Cervantesgasse 20, 1140 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Im Einzugsgebiet des einstigen Betriebsbahnhofs der Wiener Verkehrsbetriebe an der Hütteldorfer Straße entstanden zwischen Meiselstraße, Drechsler- und Gurkgasse Ende der 1920er-Jahre zahlreiche Gemeindebauten. Dieser Bereich, wo sich vormals Äcker und Gärten befanden, wurde ab 1890 rasterförmig parzelliert und bebaut. Doch blieben viele Parzellen noch lange unbebaut. Die Gemeinde Wien erwarb 1924 zahlreiche freie Bauplätze, um sie für den Wohnhausbau zu nutzen. Vier Jahre später wurde die Wohnanlage errichtet, wobei, wie bei vielen Gemeindebauten dieser Zeit üblich, auch Versorgungseinrichtungen für die Bewohner eingeplant waren. An der Cervantesgasse befand sich früher der Zugang zu einem Kinderambulatorium.

Die Architektur

Die auf einem abfallenden Eckgrundstück errichtete vier- bis fünfgeschoßige Wohnanlage fügt sich in die bestehende Bebauung ein. In einer Linie mit den Nachbarhäusern reicht die Wohnanlage von der Gründorfgasse, wo ein Höhensprung den Anschluss an die Nachbar-häuser erleichtert, bis in die Cervantesgasse. Im Grundriss L-förmig angelegt, entsteht so ein schmaler Innenhof. Auffallend ist die massive und farblich hervorgehobene Sockelzone der Straßenfassade, die in der Gründorfgasse durch den monumental gerahmten Hofzugang unterbrochen wird. In der Cervantesgasse lockern die Fenster des ehemaligen Kinderambulatoriums die Erdgeschoßzone auf. Die ersten drei Obergeschoße sind durch spitze Erker rhythmisiert. Das vierte Geschoß ist durch ein Gurtgesims abgesetzt. Unterschiedlich große Fenster, die seitlich mit Ziegelbändern gefasst sind, bilden ein Gestaltungselement. Auf der Hofseite bestimmt ein hoher Sockel aus Klinkersteinen das Erscheinungsbild und überbrückt den Höhenunterschied. Auch hier beleben Spitzerker die Fassade. Im Hof befinden sich nicht nur die Stiegenhauszugänge, sondern auch das ehemalige Kinderambulatorium. Details wie die Rahmungen der Hofzugänge in klassizistischen Formen, die Erker und der Einsatz von Klinkerstein sind typische Merkmale der Gemeindebauarchitektur der 1920er-Jahre.

Der Name

Die Wohnanlage steht in der seit 1906 so benannten Gründorfgasse, die offiziell eigentlich Gründorfstraße heißt. Sie erinnert an den Schauspieler, Regisseur und Bühnenautor Karl Gründorf (1830-1906), der vorwiegend Schwänke und Volksstücke, aber auch Operntexte schrieb.

Architekten

Viktor Fenzl - Viktor Fenzl (1882-1968) studierte an der Technischen Hochschule und der Akademie der bildenden Künste in Wien. Neben seiner Tätigkeit als Architekt lehrte er auch an der technischen Gewerbeschule in Wien. Über sein architektonisches Schaffen ist wenig bekannt. In der Schlöglgasse 28 in Hetzendorf ist von ihm ein frühes Wohnhaus aus dem Jahr 1910 erhalten.