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Meiselstraße 73

Fakten

Meiselstraße 73

Meiselstraße 73, 1140 Wien

Baujahr: 1928

Wohnungen: 11

Architekt: Theodor Schöll

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Der Bereich der Meiselstraße ab der Beckmanngasse, wo sich früher Äcker und Gärten befanden, wurde ab 1890 rasterförmig parzelliert und in den folgenden Jahren verbaut. Ab 1924 erwarb die Gemeinde Wien zahlreiche freie Bauplätze. Vier Jahre später entstand die Wohnanlage, die zur Versorgung der Bevölkerung ursprünglich über zwei Geschäftslokale im Erdgeschoss verfügte.

Die Architektur

Das in einer schmalen Baulücke errichtete Wohnhaus fällt durch die klare Struktur der Straßenfassade auf, die es von den Nachbarhäusern deutlich abhebt. Das dominierende gestalterische Element ist der mächtige Erker über dem mittig liegenden Hauseingang. Er ruht auf massiven Konsolen, reicht über vier Stockwerke und ragt über die Trauflinie der Hauswand hinaus. Durch kräftige Gesimse und Putzquadersteinrahmungen sind die Erkerfenster band-artig zusammengefasst. Das Erdgeschoß ist durch tiefe Fugen von den Obergeschoßen ab-gesetzt. Die klare Fassadenstruktur spiegelt sich auch im Grundriss wider. Der Eingangsbereich und das Stiegenhaus dienen als Verbindung zwischen Straße, Hof und Wohnungen. An der um ein Stockwerk erhöhten Hoffassade gliedern Balkone die Front, die durch den turmartigen Treppen- bzw. Aufzugsschacht dominiert wird. Zusammen mit den Gemeinde-bauten Gründorfgasse 4, Sebastian-Kelch-Gasse 5-7 und Cervantesgasse 16 bildet das Wohnhaus einen gemeinsamen begrünten Hof und folgt damit der für Gemeindebauten übli-chen Forderung nach ausreichend belichteten Wohnungen und begrünten Höfen.

Der Name

Der ursprünglich Obere Märzstraße genannte Straßenzug wurde 1892 in Erinnerung an den Kanzleidirektor der Gemeinde Rudolfsheim und Ehrenbürger Johann Meisel (1821-1890) in Meiselstraße umbenannt.

Architekten

Theodor Schöll - Theodor Schöll (1895-1980) wurde zunächst als Maurer ausgebildet, bevor er 1924 an der Akademie der bildenden Künste in die Meisterklasse von Peter Behrens aufgenommen wurde. Danach war er im Atelier von Robert Oerley mit Projekten zur Stadtverbauung betraut. In der Zwischenkriegszeit und unter dem Regime der Nationalsozialisten entstanden mehrere kleine Wohnhäuser nach seinen Plänen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von ihm das zerstörte Stadionbad neu konzipiert. Von 1956 bis 1959 erfolgte gemeinsam mit Franz Jakob die Renovierung und Erweiterung des Praterstadions.