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Ich habe nie einen Plan gehabt...

...aber dafür alle vor dem Mikrophon. Von Amy Winehouse bis Leonard Cohen von Tom Waits bis Suzi Quatro interviewte der Journalist und DJ Samir Köck einen Großteil der Pop-, Rock- und Soul-Größen der letzten 40 Jahre.

Jugend in der Großfeldsiedlung

Von seinem zehntem bis zu seinem 20. Lebensjahr war die Großfeldsiedlung in Floridsdorf die Heimat von Samir Köck – auf 88 m2 mit seiner Mutter und seinen zwei Schwestern. Viele seiner FreundInnen und KollegInnen von damals sind „abgestürzt“. Aber nicht Samir Köck. Er hat von „Transdanubien“ aus den Weg in die große, weite Musikwelt gefunden.

Es ist ein lauer, aber windiger Herbstnachmittag, an dem wir Samir Köck in der Großfeldsiedlung treffen. Er kommt öfter in die Wohnhausanlage. Wenn er das Grab seiner Mutter auf dem Stammersdorfer Friedhof besucht, schaut er gerne im Gemeindebau vorbei und erinnert sich an früher.

Meine allererste Single war "Song Sung Blue" von Neil Diamond!" - Samir Köck

1970, als Samir zehn Jahre alt war, zog er mit seinen beiden Schwestern und seiner Mutter aus dem 4. Bezirk hierher nach Floridsdorf. „Im Gegensatz zu unserer ersten Wohnung hat es hier fließendes Wasser und ein Klo gegeben. Das war für uns eine wahnsinnige Errungenschaft!“, so der Musikjournalist. Mit zwölf Jahren entdeckte er seine Liebe zur Musik.

Das kommt ihm heute vor, als wäre es vorgestern gewesen: „Ein Freund und ich sind damals in der Großfeldsiedlung als Nikolo und Krampus gegangen und mit den 500 Schilling, die wir gekriegt haben, habe ich mir hier im Konsum die ersten Platten gekauft: die Beatles 1962 bis 1966!“

Gemeindebau mit Musik beschallt

Als Teenager wollte Samir Köck sich ein Moped kaufen. „Der Typ ist aber nicht dahergekommen, da habe ich mir stattdessen eine Stereoanlage gekauft!“ Das war die erste Weichenstellung Richtung Musik, Mitte der 1970er-Jahre. In seinem Kabinett im Gemeindebau hingen damals – neben halbnackten Frauen – Pink Floyd, Jimi Hendrix und Led Zeppelin an der Wand.

Bei offenem Fenster beschallte Samir Köck die BewohnerInnen mit seiner Musik. Gestört hat das damals niemanden. Im „Kleinen Cafe“ von Hanno Pöschl und in der „Wunderbar“ in Wien lernte er Helmut Qualtinger, Franz West und andere aus der Wiener Kunst- und Kulturszene kennen. „Je älter ich geworden bin, desto mehr hat es mich von hier weggezogen!“ Nachdem er die Matura nachgemacht hatte, zog er mit 20 aus dem Gemeindebau aus und studierte Theaterwissenschaften und Philosophie.

Diskjockey neuer Trend aus Großbritannien

1987 erhielt Samir Köck das Angebot, im Volksgarten als DJ aufzulegen. Heute hat er 25.000 Platten. Der Großteil wird in seiner 110 m2 großen Wohnung gelagert. „Es ging mir immer darum, Sachen zu spielen, die andere nicht haben!“ Heute legt er auch bei privaten Feiern als DJ auf.

Neben seiner Arbeit im Plattenladen „Black Market“ verfasste er erste Geschichten für den „Falter“ und das „City-Magazin“, 1996 kam eine Anfrage von der „Presse“, für die er heute noch schreibt. „Mit dem Journalismus habe ich auch Möglichkeiten gehabt, für Interviews und Konzerte ins Ausland zu fahren.“ Samir Köck zählt heute zu den renommiertesten Musikjournalisten des deutschsprachigen Raumes. Er hat alle Großen der Musikwelt interviewt – von Paul McCartney über Isaac Hayes und Amy Winehouse bis Leonard Cohen standen ihm alle Rede und Antwort.

Heute wohnt er im zweiten Bezirk in einer Altbauwohnung mit Blick auf den Prater. „Solange ich es mir leisten kann, werde ich hier wohnen bleiben. Und wenn nimmer, dann bewerbe ich mich bei Wiener Wohnen wieder um eine Gemeindewohnung!“, so Samir Köck mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.

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