22. Bezirk: Seestadt aspern / Lotte-Brainin-Hof

Die neue Wohnhausanlage in der Mela-Köhler-Gasse 7 umfasst auf sieben Geschossen 76 innovative 1-bis 4-Zimmer-Wohnungen, 2 Wohnen-/Arbeiten-Einheiten und 3 Büros und wurde auf dem ehemaligen Flugfeld Aspern errichtet.
Der Einsatz von nachhaltigen Materialien, u.a. eines integrierten Wärmeverbundsystems für eine hohe Energieeffizienz sowie einer PV-Anlage am Dach der Garage heben seine ökologischen Vorteile für die Mieter*innen hervor.
Die Wohnungen können in kleinteilige Nutzungsbereiche gegliedert oder einfach als großzügige Lofts genutzt werden. Schiebewände sowie Zimmer mit zwei Zugängen gewährleisten eine hohe Flexibilität und rasche Anpassbarkeit. So kann zum Beispiel eine Typ-B-Wohnung mit 2 Zimmern leicht adaptiert und wie eine 4-Zimmer-Wohnung genutzt werden. Damit kann situationsabhängig Platz geschaffen werden - etwa für das Homeoffice, die Kinderbetreuung, eine Pflegerin oder andere individuelle Wohnbedürfnisse. Großzügige umlaufende Balkone und große, raumhohe Fenster unterstreichen die hohe Qualität des Wohnungsangebots.
Der Baubeginn erfolgte im September 2021, die Fertigstellung erfolgte im Frühjahr 2023. Die ersten Mieter*innen sind Ende März 2023 eingezogen. Der neue Gemeindebau wurde einer außerordentlich mutigen Frau, die sich dem Nazi-Regime entgegenstellte, gewidmet. Bürgermeister Michael Ludwig und Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál nahmen am Dienstag den 20. Mai 20025 die Benennung gemeinsam mit Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy sowie im Beisein zahlreicher Ehrengäste vor, darunter Hugo Brainin, der 100-jährige Witwer der 2020 verstorbenen Lotte Brainin, weiterer Mitglieder der Familie und der Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek. Sie war Lotte Brainin sehr verbunden und ihr ist ein wesentlicher Impuls für die Namensgebung zu verdanken.
Das Leben der großen Widerstandskämpferin Lotte Brainin
Lotte Brainin, geb. Charlotte (Lotte) Sontag wurde am 12.11.1920 in Wien geboren und verstarb im 101. Lebensjahr am 16.12.2020. Bereits in ihrer Jugend schloss sich Lotte Sontag der sozialistischen Jugendorganisation Rote Falken an und kämpfte aktiv gegen den erstarkenden Nationalsozialismus in Österreich. Nach den Februarkämpfen 1934 wurde sie aus politischen Gründen zum ersten Mal verhaftet und zu drei Wochen Haft verurteilt. Nach dem Anschluss Österreichs war sie als Jüdin bedroht und setzte sich nach Belgien ab. Dort schloss sie sich der jüdischen Widerstandsgruppe Österreichische Freiheitsfront (ÖFF) an. Im Rahmen der „Travail Allemand“ beteiligte sie sich an der lebensgefährlichen „Mädelsarbeit“. Junge Frauen versuchten mit Angehörigen der Deutschen Wehrmacht ins Gespräch zu kommen und sie im antifaschistischen Sinn zu beeinflussen.
Im Jahr 1943 wurde sie beim Übergeben einer Antikriegszeitung festgenommen, brutal verhört und gefoltert. Dann deportierten sie die Nazis im Jänner 1944 aus dem Sammellager Mechelen ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dort war sie im lagerinternen Widerstand in der Kampfgruppe Union Kommando aktiv, die versuchte, eines der Krematorien zu sprengen. Anfang 1945 wurde sie zur Teilnahme an einem Todesmarsch gezwungen. Sie kann ins KZ Ravensbrück, aus dem ihr Ende April die Flucht gelang. Ein Leben lang setzte sie sich dafür ein, diese Erinnerung an das NS-Verbrechensregime und die Lehren daraus zu vermitteln und wachzuhalten.