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Gemeindebau in Döbling nach Mira Lobe benannt

Der Döblinger Gemeindebau in der Boschstraße 24 wurde am 16. Oktober nach der berühmten Kinderbuchautorin Mira Lobe benannt. Sie lebte 37 Jahre in dieser Wohnhausanlage. Nahezu alle ihre Kinderbücher, wie "Das kleine Ich bin Ich", "Valerie und die gute Nachtschaukel" oder "Komm, sagte die Katze" wurden in dem Gemeindebau geschrieben.

Unser Redakteur Markus Egger hat Mira Lobes Sohn Reinhard Lobe voriges Jahr in der Boschstraße 24 getroffen und mit ihm über seine Mutter Mira Lobe vor Ort im Gemeindebau geplaudert.

1913 als Hilde Mirijam Rosenthal in Görlitz an der heutigen deutsch-polnischen Grenze geboren, absolvierte Mira Lobe 1933 das Abitur, wurde aber als Jüdin nicht zum Studium zugelassen. Stattdessen besuchte sie die Textil- und Modeschule in Berlin. 1936 emigrierte sie aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Palästina. Dort heiratete sie 1940 den Schauspieler und Regisseur Friedrich Lobe und bekam zwei Kinder.

Mehr als 100 Kinderbücher stammen von Mira Lobe

In dieser Zeit begann sie auch Kinderbücher zu schreiben und zu illustrieren. Ihr erstes Buch, Insu-Pu, erschien zunächst auf Hebräisch. 1950 zog sie mit ihrer Familie nach Wien, wo sie -nur kurz unterbrochen von einem einjährigen Aufenthalt 1957 in Berlin – ab 1958 im Gemeindebau Boschstraße 24 lebte. In Wien lernte sie auch die Illustratorin Susi Weigel kennen, mit der sie eine jahrzehntelange erfolgreiche Zusammenarbeit einging. In späteren Jahren arbeitete sie auch mit Angelika Kaufmann, Christina Oppermann-Dimow und Winfried Opgenoorth zusammen. Zu den bekanntesten Arbeiten der beiden zählen "Die Omama im Apfelbaum" (1965), "Das kleine Ich-bin-ich" (1972) und "Die Geggis" (1985). "Das kleine Ich-bin-ich" wurde in rund 20 Sprachen, die „Omama im Apfelbaum“ sogar in rund 30 Sprachen übersetzt.

Mira Lobe schrieb mehr als 100 Bücher für Kinder unterschiedlichen Alters. Ihre zeitlosen Geschichten handeln von Gerechtigkeit, Gemeinsamkeit und Solidarität, aber auch von der Selbstbehauptung ihrer Figuren. Mira Lobe erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, u.a. vier Mal den Österreichischen Staatspreis für Kinder- und Jugendliteratur und 10 mal den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien. Heute vergibt die Literaturabteilung des Bundeskanzleramtes Mira-Lobe-Stipendien. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie teilweise im Maimonides-Zentrum, einem jüdischen Seniorenheim in Wien. Mira Lobe starb am 6. Februar 1995 im jetzt nach ihr benannten Gemeindebau in der Boschstraße 24. 

Über den Mira-Lobe-Hof

Die Wohnhausanlage umfasst mehrere parallel und winkelig zueinander geordnete Blöcke. Diese wurden zwischen 1953 und 1956 errichtet und umfassen insgesamt 273 Wohnungen. Nach den Plänen der Architekten, Friedrich Schlossberg, Karl Eckensdorfer, Josef Ludwig Kalbac, Hans Bichler, und Lois Holk wurden auch mehrere, großzügige Grünflächen angelegt. Die zur Straße hin geöffnete Anlage ist eine Weiterentwicklung von Wohnkonzepten aus den 1920er- und 1930er-Jahren. Sie bricht mit der Wiener Tradition der intimen, geschlossenen Hofform zugunsten einer möglichst konzentrierten Stapelung der Wohnungen. Die einzelnen Häuser sind weitgehend einheitlich gestaltet.