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Schlöglgasse 17

Fakten

Schlöglgasse 17

Schlöglgasse 17, 1120 Wien

Baujahr: 1953-1954

Wohnungen: 88

Architekt: Erika Hotzy-Peters, Willy Grunert

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Schlöglgasse gehört zu Hetzendorf, das ebenso wie Meidling wahrscheinlich eine Schenkung von Markgraf Leopold III., dem Heiligen, an das Stift Klosterneuburg war. 1190 gelangte das Straßendorf als landesfürstliches Lehen in den Besitz des Deutschen Ordens. Hetzendorf wurde während der Türkenkriege schwer in Mitleidenschaft gezogen, im 16. Jahrhundert gab es hier nur noch eine kleine Ansiedlung, die sich auf dem Areal des später errichteten Hetzendorfer Schlosses erstreckte. Erst unter Maria Theresia entwickelte sich wieder ein Straßendorf, das seinen dörflichen Charakter bis zur Parzellierung Mitte des 19. Jahrhunderts beibehalten hat. Die fünfteilige Wohnhausanlage liegt zwischen Schlöglgasse und Hetzendorfer Straße nordöstlich von Schloss Hetzendorf. Auf dem Baugrund der Gemeinde Wien befindet sich noch heute im südöstlichen Eck ein Schulbau aus der Jahrhundertwende, in dem damals eine Volksschule untergebracht war. In den 1970er-Jahren wurde der Altbau erweitert und die BHAK und BHAS Wien 12 gegründet. Heute beherbergt die neu adaptierte Schule das International Business College Hetzendorf.

Die Architektur

Die Anlage besteht aus fünf dreigeschoßigen Blöcken ähnlicher Länge und Breite auf einem Grundstück zwischen der Schlöglgasse im Norden und der Hetzendorfer Straße im Süden. Der erste Block befindet sich im Norden, am südlichen Ende des Grundstücks liegen einander zwei etwa gleich lange Blöcke gegenüber. Auf der Westseite sind die zwei weiteren Gebäude Richtung Süden positioniert, wovon der vorletzte deutlich kürzer ist. Er ist außerdem um eine Schmalseitenhälfte nach Osten in den Grünbereich gerückt. Von der Schlöglgasse aus wird man auf der geschlossenen nördlichen Schmalseite des ersten Blocks von einem monumentalen Sgraffito, das ein Wiener Genrebild zeigt, optisch empfangen. Ein Weg entlang der Ostseite des Baus führt zum mittig gelegenen Eingang der Stiege 1. Jeweils vier Fensterachsen flankieren die leicht zurückversetzte Stiegenhausachse. Auf der südlichen Schmalseite befindet sich eine Altane mit darunter liegendem Eingang in den Kellerbereich. Über der Altane erhebt sich eine Balkonachse. Die Blöcke zur linken und rechten Hand sind an die Grundstücksgrenzen hinausgerückt, dazwischen erstreckt sich ein Grünbereich.
Die hofseitigen Fassaden sind völlig identisch gestaltet, allerdings ist der im Osten liegende Baukörper etwas länger. Die rückseitigen Fassaden werden meist durch einfach eingeschnittene Fensterachsen gegliedert. Von den beiden im südwestlichen Teil des Grundstücks in kurzen Abständen anschließenden Bauten fällt der kürzere, vorletzte Block 4 besonders auf: Seine Fassade weist nur eine eingetiefte Aufgangsachse und drei flankierende Fensterachsen auf. An seiner südlichen Schmalseite befinden sich im Sockelgeschoß zwei Eingänge für das Stadtgartenamt. Alle Bauten sind in einem dezenten Gelb gehalten und besitzen einen grauen, rauverputzten Sockel. Betonierte Wege und Bruchsteinmäuerchen gliedern den großen Grünbereich.

... und die Kunst

Auf der Schmalseite des ersten Blocks an der Schlöglgasse ist ein monumentales Wandbild von Florian Maximilian angebracht mit dem Titel "Wiener Spaziergänge von Schlögl". Der Titel bezieht sich auf den Wiener Volksdichter Friedrich Schlögl. Dieser hat in seinen Beschreibungen Wiens und der Wiener aus der Zeit zwischen 1848 und 1892 schonungslos die unpolitische und unsensible Vergnügungssucht der Wiener dargestellt - egal, ob es sich dabei um das Großbürgertum, den unteren Adel oder die Ärmsten der Gesellschaft handelte. Das Bild zeigt die Klassengesellschaft bei ihren Freizeitvergnügungen.

Der Name

Die Schlöglgasse ist nach Friedrich Schlögl (1821-1892), einem Wiener Volksschriftsteller, benannt. Schlögls Beschreibungen von Wien und den Wienern aus der Zeit zwischen 1848 und 1892, dem Jahr seines Todes, sind getragen von einem liberalen, aufklärerischen Ansatz, da er selbst ein begeisterter Anhänger der revolutionären Ideen der 1948er-Generation war. Schlögl zitiert die Menschen im Wiener Dialekt, welcher mitunter ziemlich derb sein kann, und präsentiert so ein historisch interessantes Szenario der Kaiserstadt Wien, die vom Vielvölkerstaat ebenso geprägt war wie von den sozialen Gegensätzen. Neben Adel und Großbürgertum, Kleinbürgern und Beamten gab es ja auch viele Arbeiter, Bettler und Obdachlose in der Metropole. Friedrich Schlögl beschrieb nicht nur Leute und Zustände, sein Blick erfasste auch politische und gesellschaftliche Probleme. Seine oft giftige und spitzzüngige Autorschaft machte ihn zu einem Vorgänger von Karl Kraus, obwohl er mehr auf den Dialekt setzte, um seinen Figuren stärkere Lebendigkeit, Drastik und Direktheit zu verleihen.

Architekten

Erika Hotzy-Peters - Erika Hotzy-Peters (geb. Karrer, 1919-2002; auch Erika Peters bzw. später Erika Hotzy) studierte von 1940 bis 1945 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Franz Schuster. Bereits während der Studienzeit arbeitete sie in den Büros von Otto Niedermoser und Carl Witzmann und im Hochbaubüro Siemens mit. Bevor sich Erika Hotzy-Peters 1952 als Architektin selbständig machte, leitete sie unter anderem die Bautischlerei Dr. Franz Thiel in Wien 16 (1948) und war Kostümberaterin der Wessely-Filmgesellschaft (1949). Mit ihrem Ehemann Alexander Peters entwarf sie sodann vor allem in den Bundesländern zahlreiche Wohnhausanlagen und gestaltete in Wien rund 16 Bankfilialen. Für die Gemeinde Wien plante sie von den 1950er-Jahren bis in die 1980er-Jahre mehrere Wohnhäuser, zuletzt in Arbeitsgemeinschaft mit Libuse Partyka und Eugenie Pippal-Kottnig. Beachtenswert sind ihr angekaufter Wettbewerbsbeitrag zum Flughafen Wien-Schwechat und das mit einem Preis honorierte Sanierungsprojekt des Blutgassenviertels in Wien 1 (beide 1950er-Jahre). Von Hotzy-Peters stammt auch die Schutzumhüllung für den "Stock im Eisen" in Wien 1 (Ecke Kärntner Straße/Am Graben).

Willy Grunert - Der aus Sachsen stammende Willy Grunert (1897-1978) studierte an der Technischen Hochschule und an der Kunstakademie in Dresden. Schon früh arbeitete er als Städteplaner im Atelier von Adolf Muesmann mit. Nach Beendigung seines Studiums machte er sich als Architekt in Dresden selbstständig und nahm bald eine führende Rolle auf dem Gebiet des gemeinnützigen Wohnungsbaus ein. Nach seinen Plänen entstanden in und um Dresden einige Tausend Wohnungen. Ende des Zweiten Weltkriegs übersiedelte Grunert nach Wien, wo er sich vor allem am Wiederaufbau von Wiener Neustadt sowie am Wohnhausbau der Gemeinde Wien beteiligte. Aufgrund seiner Verdienste um den Wohnhausbau wurde ihm das Ehrenamt eines Bezirksrats der Gemeinde Wien übertragen, durch das er entscheidenden Einfluss auf die Assanierungspläne der Wiener Innenstadt hatte.