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Quellenplatz 4

Fakten

Quellenplatz 4

Quellenplatz 4, 1100 Wien

Baujahr: 1985-1987

Wohnungen: 35

Architekt: Annemarie Obermann

Weitere Adressen

Laxenburger Straße 71, 1100 Wien

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet von Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung begann erst mit der Errichtung des Arsenals (1849-1856), des Südbahnhofs (1867-1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken einen großen Aufschwung erlebten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gelände bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken entlang der Quellenstraße, wie etwa der Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstumsschub.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage erstreckt sich von der Laxenburger Straße über den Quellenplatz bis in die Quellenstraße. Sie umfasst ein als Geschäftszone genutztes Erdgeschoß und sechs Wohngeschoße. Das Erdgeschoß ist durch einen Kolonnadengang aufgebrochen, dessen Stützen bis ins erste Obergeschoß reichen. Ein mittig gelegener Durchgang führt zum zentralen Stiegenhaus sowie zum kleinen Hinterhof. Links davon befindet sich die Zufahrt zur Tiefgarage.

Die Wohnungen werden über Laubengänge erschlossen, die als Pufferzone zwischen dem verkehrsreichen Quellenplatz und den zum Hinterhof hin ausgerichteten Wohnräumen dienen. Der Laubengang des ersten Obergeschoßes ist mit gelben Platten verkleidet und großzügig verglast. Erst im zweiten Obergeschoß greift das feste Mauerwerk durch, das auf den massiven Stützen der Kolonnaden ruht. Dazwischen durchbrechen quadratische Fensteröffnungen und Parapetfelder die Fassade, die nach oben hin immer mehr von der geschlossenen Mauerfläche abgelöst werden. Blaue Kacheln setzen dazwischen dekorative farbliche Akzente. Das wellenartige Dachgesims folgt in seiner Silhouette der Laubengangstruktur des ersten Stockwerks. In den Obergeschoßen springen die Übergangszonen zu den schmalen Straßenfronten nach hinten - dadurch sind dem zweiten Stockwerk Terrassen mit Blumenwannen vorgelagert. Zum Hinterhof sind die Wohnungen zum Teil mit Loggien und breiten französischen Fenstern ausgestattet.

Der Name

Der Quellenplatz ist seit 1874 nach dem im Bereich Laimäckergasse/Absberggasse befindlichen Behälter der Ersten Wiener Hochquellwasserleitung benannt.

Architekten

Annemarie Obermann - Annemarie Obermann (geb. 1940) studierte bis 1964 Architektur an der Technischen Universität Graz. Im Anschluss absolvierte sie einige Praxisjahre in Grazer Architekturbüros, bevor sie nach abgelegter Ziviltechnikerprüfung nach Wien ging, wo sie sich 1971 als Architektin selbstständig machte. Annemarie Obermann war an der Errichtung mehrerer Wohnbauten beteiligt, wie etwa dem Josef-Bohmann-Hof in Wien 22 (Oskar-Grissemann-Straße 2, 1976-1978). Später arbeitete sie vorwiegend im Sanitär- und Sozialbereich. Sie entwarf unter anderem das Pensionistenwohnhaus Arbeitergasse 45 in Wien 5 (ca. 1984) und verschiedene Um- und Zubauten von Rehabilitationszentren und Krankenstationen. Darüber hinaus gestaltete Annemarie Obermann Messestände der Österreichischen Wirtschaftskammer im In- und Ausland.