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Felleishof

Fakten

Felleishof

Hagenmüllergasse 32, 1030 Wien

Baujahr: 1927-1928

Wohnungen: 100

Architekt: Johann Rothmüller

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Hagenmüllergasse verläuft über das ehemalige Gelände der "Wällischen Gärten", die bis ins 19. Jahrhundert ein wichtiger Versorgungsfaktor für die Wiener Bevölkerung waren. Die Gründe gehörten zum Besitz der aus Verona stammenden Oria della Scala. 1445 schenkte sie die Gartenanlagen dem Augustinerorden. Zum Gedenken der aus dem "Welschland" stammenden Stifterin wurden diese bis zur Verbauung ab der Mitte des 19. Jahrhunderts als "Wällische Gärten" bezeichnet.

Die Architektur

Die lang gezogene Fassade wird seitlich durch vorspringende, leicht überhöhte Blöcke begrenzt. Rechteckige Balkone leiten zum zurückversetzten Fassadenteil über, aus dem spitze Erkerachsen herauswachsen. Ein schmaler Vorplatz wird dadurch dem Gebäude vorgelagert. Die schlicht eingeschnittene Hofeinfahrt wird von vier kannelierten Wandpfeilern flankiert, die ein massives Gebälk tragen.
Im Gegensatz zur dynamisch-expressiven Durchformung der Straßenseite ist der Haupthof der F-förmigen Anlage eher schlicht gestaltet. Den Wandpfeilern auf der Straßenseite entsprechen im Hof sechs freistehende Stützen. Neben diesen klassizistischen Elementen finden sich in den spitz verdachten Eingängen zu den Seitenflügeln auch pittoreske Formen. Ein unscheinbarer Durchgang führt in den zweiten, kleineren Hof.

Der Name

Eine Gedenktafel in der Hofeinfahrt erinnert an Roman Felleis (1903-1944). Felleis war Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend. Nachdem diese 1934 unter dem Ständestaat verboten worden war, gründete er gemeinsam mit Bruno Kreisky die illegale Bewegung "Revolutionäre Sozialistische Jugend". 1939 wurde Felleis verhaftet und ins KZ Buchenwald gebracht, wo er am 24. August 1944 bei einem Bombenangriff ums Leben kam.

Architekten

Johann Rothmüller - Johann Rothmüller (1882-1965) errichtete 1912 seine ersten Wohnbauten. Aus der Zusammenarbeit mit dem Architekten Alfred Mautner stammen seine wichtigsten Werke: das Löwenkino (Wien 3, Löwengasse 33; heute in anderer Verwendung) und das Orthopädische Krankenhaus Gersthof (Wien 18, Wielemansgasse 28).