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Neilreichgasse 95-99

Fakten

Neilreichgasse 95-99

Neilreichgasse 95-99, 1100 Wien

Baujahr: 1960-1962

Wohnungen: 162

Architekt: Hermann Aichinger jun., Heinrich Benedikt, Lucia Aichinger

Weitere Adressen

Herzgasse 106-110, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Im Zuge der systematischen Verbauung der Neilreichgasse entstand auf einem bis dahin unverbauten Grundstück südlich des Jean-Jaurès-Hofes (Neilreichgasse 105) eine Wohnhausanlage, bestehend aus drei freistehenden Gebäuden mit dazwischen liegenden Grünflächen.

Die Architektur

Auf der Parzelle Neilreichgasse/Migerkastraße/Herzgasse wurden auf leicht ansteigendem Terrain drei gleich gestaltete Wohnblöcke mit je sechs Geschoßen und Satteldach errichtet. Zwischen den in Riegelverbauung parallel zur Migerkastraße angeordneten Wohntrakten liegen breite, bepflanzte Grünflächen. An den Stirnseiten der einzelnen Blöcke entlang der Neilreichgasse dienen je zwei Geschäftslokale der Versorgung der Bewohner der großen Anlage. An den Bauten mit regelmäßiger Fensterverteilung entstehen gliedernde Akzente im Wechselspiel zwischen den kubisch vortretenden Balkonen und dem leicht vorgezogenen, dazwischen liegenden Bauteil. Die Balkone sind an den Süd- und an den Stirnseiten angebracht und zeittypisch mit gewelltem Kunststoff verblendet. An der Nordseite der glatten Fassaden werden die dahinter liegenden Stiegenhäuser durch breite Verglasung angedeutet. Die unterschiedliche Farbgebung der Balkone und der Fassade lockert das Erscheinungsbild der Anlage auf.

Der Name

Die Herzgasse (vorher: Gerstlergasse) wurde 1874 nach Dr. Rudolf Herz (1813-1873), einem Arzt und Wohltäter, benannt. Herz war Mitglied des Bezirksausschusses im 5. Wiener Gemeindebezirk.
Die Migerkastraße wurde 1932 nach Dr. Franz Migerka (1828-1915), dem Mitbegründer des Volksbildungswerkes, benannt.
Die Neilreichgasse wurde 1875 nach dem Botaniker August Neilreich (1803-1871) benannt, der vor allem die Pflanzenwelt von Wien und Niederösterreich erforschte.

Architekten

Hermann Aichinger jun. - Hermann Aichinger jun. (1917-1965) studierte an der Technischen Hochschule Wien. 1949 trat er in die erfolgreiche Bürogemeinschaft seines Vaters Hermann Aichinger mit Heinrich Schmid ein, die jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg nicht an die früheren Erfolge anschließen konnte. Augrund der Namensgleichheit sind genaue Zuschreibungen oft nicht möglich. Sein bedeutendstes Werk ist die gemeinsam mit seinem Vater (und K. Klaudy) 1951 errichtete Fabrik der Seidenweberei Silz A.G. in Tirol.

Heinrich Benedikt - Heinrich Benedikt (1918-1997) studierte zunächst 1938 und 1939 Malerei an der Wiener Kunstgewerbeschule und erst von 1942 bis 1946 Architektur bei Franz Schuster. Zusammen mit Hermann Aichinger entwarf er die Wohnhausanlagen Breitenseer Straße 68-74 in Wien 14 (1957-1959) und Neilreichgasse 95-99 in Wien 10 (zusammen mit Lucia Aichinger, 1960-1962). Außerdem war Benedikt an der Errichtung des Theodor-Körner-Hofes in Wien 5 (Margaretengürtel 68-74, 1951-1955) beteiligt.

Lucia Aichinger - Lucia Aichinger (geb. Klär, 1921; verh. Stamminger) studierte ab 1941 an der Technischen Hochschule Wien und war bereits in den späten 1940er-Jahren als selbständige Architektin tätig. Von ihr stammt unter anderem der Um- und Dachausbau des Finanzamtes in Wien 15 (Ullmanngasse 54) und der Kindergarten am Kinzerplatz in Wien 21. Während ihrer vorübergehenden Tätigkeit in Deutschland wurde ein Hotel in Pocking (Niederbayern) nach ihren Plänen errichtet. Aichingers bedeutendstes Bauwerk ist das gemeinsam mit Sepp Stein entworfene Institut für Krebsforschung in Wien 9 (Borschkegasse 84, 1972-1976).