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Holbeingasse 11

Fakten

Holbeingasse 11

Holbeingasse 11, 1100 Wien

Baujahr: 1960-1961

Wohnungen: 120

Architekt: Fritz Judtmann, Anton Steflicek, Alois Tischer

Weitere Adressen

Graffgasse 15, 1100 Wien

Brunnweg 8, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Das Areal zwischen Brunnweg und Graffgasse war bis zur Verbauung Anfang der 1960er-Jahre landwirtschaftlich genutzt. 1961 wurde mit der Planung für eine große Wohnanlage begonnen, die in 2 Bauabschnitte unterteilt war. Den Bauteil A bildet diese Wohnanlage an der Holbeingasse.

Die Architektur

Das Architektenteam um den im sozialen Wohnbau erfahrenen Fritz Judtmann setzte einen mächtigen Riegelbau zwischen Holbein- und Fernkorngasse. Der imposant aufragende Block, über rechteckigem Grundriss errichtet, hat über dem als Sockelzone gestalteten Erdgeschoß, bedingt durch die ansteigende Lage, sieben bis acht weitere Geschoße unter einem Walmdach. Die Gliederung der Baumasse erfolgt einerseits durch die rasterartige Fassadengliederung mittels horizontaler Putzprofile, andererseits durch vertikale Achsen von Halbloggien, die durch kubisch an die Fassade gesetzte Bauteile abgeschirmt werden. Dadurch entsteht das für diese Zeit so typische Wechselspiel von Licht und Schatten an der Fassade. Ostseitig gliedern vertikale, mit Industrieglas verglaste Stiegenhaustrakte und regelmäßige Fensterbänder die Außenfront. An der nördlichen Stirnseite verbinden Farbfelder die beiden Fensterachsen in der Horizontalen. Die südliche Stirnseite ist durch Halbloggien besetzt, was den Bau umso plastischer wirken lässt. Farbige Putzbänder, die farblich abgesetzten Achsen der Halbloggien und ein mittiger Farbstreifen akzentuieren das Erscheinungsbild der Fassade zusätzlich.

Der Bau ist zu beiden Seiten von einem kleinen Vorgarten umgeben.

Der Name

Die Holbeingasse ist seit 1898 nach Franz Ignaz Holbein Edler von Holbeinsberg (1779 bis 1855) benannt. Franz Holbein war nicht nur Burgtheaterdirektor (1841 - 1849) und Direktor des Kärntnertortheaters (1848 - 1853), sondern auch vielseitiger Künstler: Textdichter, Maler, Schauspieler und Musiker.

Architekten

Fritz Judtmann - Fritz Judtmann (1899-1968) studierte von 1918 bis 1922 an der TH Wien, wo er 1928 promovierte. Zusammen mit Egon Riss errichtete er für das Rote Wien unter anderem die Wohnhausanlage Diehlgasse 20-26 in Wien 5 (1928) und den TBC-Pavillon im Lainzer Krankenhaus (1929-1931). Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand unter anderem die Wohnhausanlage Lindengasse 57 in Wien 7 (1966-1968) nach seinen Plänen.

Anton Steflicek - Anton Steflicek (1909-1988) studierte ab 1931 Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Clemens Holzmeister. Für die Gemeinde Wien entwarf er gemeinsam mit Fritz Judtmann unter anderem den Hans-Binder-Hof in Wien 7 (Lindengasse 61, 1962-1964) und die Wohnhausanlage Vollbadgasse 3-5 in Wien 17 (1953-1957). Nach den Plänen von A. Steflicek erfolgte auch der Wiederaufbau der 1944 durch Bomben schwer beschädigten Antoniuskirche am Antonsplatz in Wien 10.

Alois Tischer - Alois Tischer (1901-1976) studierte von 1926 bis 1929 bei Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Für die Gemeinde Wien entwarf er unter anderem das Wohnhaus Waldvogelstraße 10-14 in Wien 13 (1953/54) und gemeinsam mit Fritz Judtmann und Anton Steflicek die Anlagen Brunnweg 4 in Wien 10 (1960-1961) und Holbeingasse 11 in Wien 10 (1960-1961).