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Jagdgasse 1d

Fakten

Jagdgasse 1d

Jagdgasse 1d, 1100 Wien

Baujahr: 1954-1956

Wohnungen: 278

Architekt: Johann Rezac, Fritz Waage, Hermann Tamussino

Weitere Adressen

Dampfgasse 4-6, 1100 Wien

Jagdgasse 7-9a, 1100 Wien

Jagdgasse 2d, 1100 Wien

Jagdgasse 1E, 1100 Wien

Jagdgasse 8a, 1100 Wien

Jagdgasse 2e, 1100 Wien

Laxenburger Straße 12, 1100 Wien

Jagdgasse 2F, 1100 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet von Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung begann erst mit der Errichtung des Arsenals (1849-1856), des Südbahnhofs (1867-1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken einen großen Aufschwung erlebten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gelände bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken entlang der Quellenstraße, wie etwa der Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstumsschub. Auf den noch unverbauten Flächen ließ die Gemeinde Wien in der Zwischenkriegszeit sowie nach 1945 zum Teil weitläufige Wohnhausanlagen errichten.

Die Architektur

Die insgesamt 14 Stiegenhäuser umfassende Wohnhausanlage erstreckt sich auf beiden Seiten der Jagdgasse und schließt die Baulücken zweier Wohnblöcke aus der gründerzeitlichen Rasterverbauung von Favoriten. Sie besteht aus einer weitläufigen Hofverbauung Ecke Dampfgasse/Jagdgasse, zu der auch eine Baulückenverbauung an der Laxenburger Straße gehört, und der gegenüberliegenden Straßenverbauung entlang der Jagdgasse.
Das Erdgeschoß an der Laxenburger Straße wird als Geschäftszone genutzt. Die glatt verputzte Fassade der fünf darüber liegenden Obergeschoße ist betont schlicht gehalten, die Fenster verfügen nur über schmale Rahmungen. Die jeweils beiden äußersten Achsen sind etwas abgesetzt in Paaren angeordnet und setzen so gliedernde Akzente. Ein mittig gelegener Durchgang führt in den Innenhof, wo die Wohnbauten ein zusätzliches, siebentes Geschoß aufweisen. Die langen Fronten werden durch Vor- und Rücksprünge in einzelne Abschnitte gegliedert und durch Achsen breiterer und schmaler Fenstern strukturiert. Französische Fenster lockern den strengen Fassadenaufbau etwas auf, nachträglich errichtete Aufzugstürme aus Glas dominieren das Erscheinungsbild. Zwei rau gerahmte Durchgänge führen zur Jagdgasse, wo dem Wohnhaus ein schmaler, begrünter Vorplatz vorgelagert ist. Die beiden schmalen, an die Baulinie vorgezogenen Seitenteile sind um ein Geschoß niedriger und verfügen über markant gerahmte, breite Fenster.

Der gegenüberliegende Bauteil beherbergt an der Ecke Jagdgasse/Dampfgasse ein Geschäftslokal. Die lange, sechs Geschoße umfassende Front an der Jagdgasse wird durch breite und schmale Fenster strukturiert. Die rhythmisch hochspringenden Dachgauben setzen gliedernde Akzente. Städtebaulich markant hebt sich ein breiter, flacher Erker ab, der das Dachgesims durchbricht.

... und die Kunst

Die Fassade an der Laxenburger Straße ist mit einem Mosaik des Künstlers Rudolf Pleban versehen (1954/55). Das Wandbild zeigt "Ziegelarbeiter aus Favoriten".

Der Name

Benannt wurde die Gasse 1862 nach den Hasenjagden, die in dieser Gegend bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stattfanden.

Architekten

Johann Rezac - Johann Rezac (geb. 1911) studierte ab 1931 bei Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Von ihm stammen etwa die Entwürfe für den beachtenswerten Gewerbebau Zeillergasse 3 in Wien 16 (1958). Für die Gemeinde Wien war er an der Errichtung der Wohnhausanlage Jagdgasse 1d in Wien 10 (1954-1956) beteiligt.

Fritz Waage - Fritz Waage (1898-1968) studierte an der Technischen Hochschule Wien und war Hospitant in der Architekturklasse von Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbeschule. Er arbeitete zunächst im Büro von Hubert Gessner, bevor er sich 1928 mit Eugen Kastner selbständig machte. Bereits mit ihrem ersten Projekt, dem Umspannwerk Favoriten (Humboldtgasse 1 - 5, Wien 10, 1928 - 1930), erregten sie große Aufmerksamkeit. Nach 1945 arbeitete Waage vor allem mit Wilhelm Kroupa zusammen, mit dem er zahlreiche Wohnhäuser für die Gemeinde Wien realisierte.

Hermann Tamussino - Hermann Tamussino (1898-1969) studierte bis 1923 Architektur bei Franz Krauß und Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Im Anschluss unterrichtete er zunächst an der Bundeslehranstalt in Mödling und arbeitete in verschiedenen Architekturbüros, bevor er sich 1924 als Architekt in Mödling selbständig machte. Neben mehreren Wohnhäusern in Wien und Niederösterreich plante er unter anderem auch das Schwimm- und Freiluftbad in Mödling, Badgasse 25 (1927-1929), und das städtische Wasserwerk in Mödling, Quellenstraße (1926).