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Chopinhof

Fakten

Chopinhof

Am Tabor 1-3, 1020 Wien

Baujahr: 1957-1959

Wohnungen: 93

Architekt: Otto Nobis, Alfred Dreier

Weitere Adressen

Trunnerstraße 2, 1020 Wien

Taborstraße 82-88, 1020 Wien

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

"Am Tabor" befand sich eine halbkreisförmig angelegte Befestigungsanlage zum Schutz der Donaubrücken. Mit dem Neubau der Donaubrücken nach deren Zerstörung von 1683 wurden auch die Befestigungsanlagen verlegt.

Die "Taborbrücken" boten Gelegenheit, Steuern und Maut einzuheben. Zu diesem Zweck wurde das heute noch erhaltene Mauthaus eingerichtet. Seit der Zuschüttung des Fugbaches, der die Gegend durchkreuzte, setzte eine zunehmende Verbauung ein. Besonders der 1857 eröffnete Nordbahnhof prägte die Entwicklung des Gebietes bis zum Zweiten Weltkrieg. Das Grundstück, auf dem der Neubau steht, wurde 1927 von der Stadt Wien erworben.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage gliedert sich in einen aus neun Wohngeschoßen und einem Dachgeschoß bestehenden Hauptbau, dessen Längsachse mit der Straßenfront gegen die Taborstraße gestellt ist, sowie ein Nebengebäude. Dieser nur zwei Stockwerke hohe Trakt liegt an der Trunnerstraße. Die beiden in der Höhe stark differenzierten rechteckigen Blöcke werden mit einem eingeschoßigen Bauelement verbunden. In städtebaulicher Hinsicht wurde versucht, dem bei der Errichtung des Gebäudes in Entwicklung stehenden Umfeld mit dem Hochhaus seine architektonische Dominante zu geben. Es drückt sich darin eine für die Zeit des Wiederaufbaus typische Auffassung aus. Der Nebenkomplex nimmt die Gebäudehöhe des nächstgelegenen Pfarrhauses auf und setzt damit dessen Gesimslinienführung fort. Die gegen den Straßenzug Am Tabor verbleibende Grundstücksfläche ist als Grünzone angelegt. Der Kubus der Stockwerke des Hochhauses wird von Außenstützen getragen, die durch die beiden untersten Geschoße führen. Ein breites umlaufendes Band gibt diesen einen kräftigen Akzent. Die Längsfronten des Hauptgebäudes erhalten durch ein Rastersystem, das durch Stahlbetonstützen in der Außenmauer und auf gleicher Ebene vorkragende Horizontalteile gebildet wird, ihre Charakteristik. Je ein vertikaler, verglaster Loggienstreifen teilt die Hauptfronten in zwei ungleiche Flächen. Die Seitenfronten sind durch eine zentral angelegte Fensterachse bestimmt. Das Nebengebäude weist wie das Hochhaus ein Flachdach auf und ist diesem in seiner Gestaltung angeglichen.

... und die Kunst

In der Grünzone des Wohnkomplexes befindet sich eine Skulptur von Otto Eder. Das zwei Meter hohe Kamel aus Kunststein wurde zwischen 1957 und 1958 geschaffen. Es handelt sich um eine Spielplastik, wie sie seit der ersten Hälfte der 1950er-Jahre oft aufgestellt wurde. Im Gegensatz zu anderen Kunst-am-Bau-Objekten ist bei den Kinderspielplastiken direkter haptischer Kontakt beabsichtigt.

Neuesten Datums ist eine an der Front zur Trunnerstraße angebrachte Gedenktafel für eine Zivilperson aus dem Volkertviertel. Es handelt sich um ein Kommunikationsprojekt von Kristina Leko in Zusammenarbeit mit SchülerInnen des BRG Vereinsgasse. Dieses stellt sich u. a. gegen die großstädtische Lebensgewohnheit der Anonymität.

Der Name

Die Wohnhausanlage ist nach Fryderyk Franciszek ("Frédéric") Chopin benannt. Der Namensgeber wurde 1810 in Zelazowa Wola nahe Warschau geboren und verstarb 1849 in Paris. Chopin war Komponist, Pianist und Pädagoge. Er gilt als einer der einflussreichsten Klavierkomponisten des 19. Jahrhunderts.

Architekten

Otto Nobis - Otto Nobis (1914-2000) studierte bis 1941 an der Technischen Hochschule Wien. Bis 1945 arbeitete er im Büro von Siegfried Theiß an der Ausführung von Bunker- und Wehrbauten. Im Anschluss ging Nobis eine Bürogemeinschaft mit Alfred Dreier ein. Nach ihren Plänen erfolgte unter anderem der Wiederaufbau der Ankerbrot-Werke in Wien 10 (Absberggasse 35) und des "Hauses der Barmherzigkeit" in Wien 18 (Vinzenzgasse 2-6). Otto Nobis war ab 1964 auch maßgeblich am Bau des Schwesternheims und des neuen Wiener AKH in Wien 9 (Lazarettgasse) beteiligt.

Alfred Dreier - Alfred Dreier (1920-1987) besuchte zunächst die Staatsgewerbeschule in Villach, bevor er an der Technischen Hochschule Wien studierte, wo er 1939 sein Diplom erhielt. Nach seinem Abschluss war Dreier bis 1945 Assistent am Institut für Gebäudelehre und machte sich im Anschluss als Architekt selbständig, wobei er eine Bürogemeinschaft mit Otto Nobis einging. Zusammen waren sie vor allem im Wiederaufbau von Industrieanlagen und für die Gemeinde Wien tätig. Unter anderem erfolgten die Sanierung und der Umbau der Albertina in Wien 1 nach ihren Plänen.