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Puchsbaumgasse 11-13

Fakten

Puchsbaumgasse 11-13

Puchsbaumgasse 11-13, 1100 Wien

Baujahr: 1929-1930

Wohnungen: 29

Architekt: Rudolf (Rolf) Eugen Heger

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war das Gebiet von Favoriten noch weitgehend unverbaut. Die städtebauliche Entwicklung begann erst mit der Errichtung des Arsenals (1849-1856), des Südbahnhofs (1867-1870) und der Bautätigkeit an der Ringstraße, wodurch die in Favoriten ansässigen Ziegelfabriken einen großen Aufschwung erlebten. Die günstige Verkehrsanbindung durch den neuen Südbahnhof hatte zudem die Ansiedlung zahlreicher Betriebe zur Folge. Um Wohnraum für die zugezogenen Arbeiter zu schaffen, wurde das Gelände bis zur Quellenstraße nach einem Rasterplan mit viergeschoßigen Zinshausblöcken verbaut. Nach dem Börsenkrach 1873 stagnierte allerdings die Bautätigkeit. Ab 1890 kam es durch die Ansiedlung von mittelgroßen Fabriken entlang der Quellenstraße, wie etwa der Ankerbrot-Fabrik (1892), zu einem neuerlichen Wachstumsschub. Die noch freien Flächen wurden in der Zwischenkriegszeit mit zum Teil weiträumigen Wohnhausanlagen verbaut.

Die Architektur

Die fünf Hauptgeschoße umfassende Wohnhausanlage ist das älteste Gebäude in diesem Abschnitt der geschlossen verbauten Puchsbaumgasse. An der zweifarbigen, flächig geschichteten Fassadengestaltung zeigt sich der Übergang vom Expressionismus der 1920er-Jahre zur flächig reduzierten Architektur des Internationalen Stils, der sich in den 1930er-Jahren im kommunalen Wohnbau durchzusetzen begann. Die Fensterreihen sind mit schlicht gerahmten und farblich abgehobenen Putzfeldern eingefasst. Dadurch wird in erster Linie die Horizontale betont, ohne jedoch die Wandfläche zu verlieren. Die beiden erkerartig vortretenden Stiegenhäuser stellen den vertikalen Ausgleich dar. Die bemerkenswert großzügig verglasten Achsen durchschneiden das Dachgesims und bilden zugleich den Unterbau für den Dachausbau am mittleren Gebäudeteil. Die kleinen Fensteröffnungen des Dachgeschoßes wirken beinahe wie eine abschließende Zierleiste, über der sich das breite, flache Dachgesims spannt und das den Fassadenaufbau kompakt zusammenfasst. Die von einem Dreiecksgiebel überfangene Gartenseite des Wohnbaus ist großzügig mit Loggien und Gitterbalkonen ausgestattet.

Der Name

Die Puchsbaumgasse wurde 1872 nach dem Baumeister Hans Puchsbaum (1390-1454) benannt. Puchsbaum war von 1446 bis 1454 Dombaumeister zu Sankt Stephan, wo er an der Einwölbung des Langhauses arbeitete und mit dem Bau des Nordturmes begann. 1452 wurde unter seiner Leitung die Spinnerin am Kreuz an der Triester Straße in Wien 10 wiedererrichtet.

Architekten

Rudolf (Rolf) Eugen Heger - Rudolf (Rolf) Eugen Heger (1892-1954) studierte an der Technischen Hochschule und bis 1920 an der Akademie der bildenden Künste Wien. Als selbständiger Architekt plante er für die Gemeinde Wien drei Wohnhausanlagen: Cervantesgasse 9 und Meiselstraße 67-69 (mit Anton Drexler und Rudolf Heger) in Wien 14 und den "Richard-Platzer-Hof" in Wien 10. 1946 wurde Heger als Professor an die Technische Hochschule Graz berufen.