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Hermann-Fischer-Hof

Fakten

Hermann-Fischer-Hof

Ybbsstraße 15-21, 1020 Wien

Baujahr: 1928-1929

Wohnungen: 69

Architekt: Otto Prutscher

Weitere Adressen

Harkortstraße 4, 1020 Wien

Wohnen in Wien

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde die Sozialdemokratie bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. 1922 wurde Wien ein selbstständiges Bundesland. Damit war auch der Grundstein für das "Rote Wien" gelegt. Neben Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen wurde 1923 ein umfangreiches Bauprogramm gestartet, um für die Bevölkerung menschenwürdige Wohnungen zu schaffen - hell, trocken, mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Bassena-Wohnungen in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil der Anlagen waren Gemeinschaftseinrichtungen wie Bäder, Kindergärten, Waschküchen, Mütterberatungsstellen, Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turnhallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien errichtete in der Zwischenkriegszeit 63.000 Wohnungen.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt inmitten des Stuwerviertels, das von der Ausstellungsstraße, der Lassallestraße und der Donau begrenzt wird. Lange Zeit war ein Teil des heutigen Stuwerviertels - wegen seiner Nähe zur damals noch unregulierten Donau - Augebiet. Erst nach Abschluss der Donauregulierung 1875 setzte hier die städtebauliche Entwicklung ein. Seinen Namen verdankt das Viertel Johann Georg Stuwer (1732-1802), der ab 1774 die Wienerinnen und Wiener mit Kunstfeuerwerken begeisterte. Seine Nachfahren waren bis 1879 im nahe gelegenen Prater als Feuerwerksveranstalter tätig.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage umfasst eine lange Verbauung entlang der Ybbsstraße und eine schmale Lückenverbauung in der Harkortstraße, die über einen großzügigen Innenhof miteinander verbunden sind. Die lange Front in der Ybbsstraße wird durch zwei leicht überhöhte Seitenrisalite eingefasst. Diese sind mit je einer Achse massiv gemauerter Balkone besetzt, die von geometrischen, dunkelroten Zierformen und Gesimsen begleitet werden. Doppelachsen von Loggien leiten zum zurückversetzten Mittelteil über, der über die Gesimse und das wiederkehrende dunkelrote Ziermotiv an die Außenrisalite angebunden ist. Im Erdgeschoß gibt es zwei runde Eingänge; einer davon führt in den Innenhof. Die dazwischen liegende Fassade ist in Rundbogenfenster aufgelöst. Ein breiter, in Loggien aufgebrochener Erker bestimmt die schmale Fassade in der Harkortstraße. Das als Geschäftszone ausgebildete Erdgeschoß ist leicht vor die Bauflucht der Straße gezogen. Bemerkenswert ist die zierende Vergitterung der darüber liegenden kleinen Fenster. Auch von hier führt ein Durchgang in den Innenhof, der durch die massiv vortretenden Türme der nachträglich eingebauten Aufzüge bestimmt und durch die Blendbögen der Trennmauer, eine kleine freistehende Treppenanlage und die Steinkugeln mit gebogenem Geländer an den Stiegeneingängen dekorativ belebt wird.

Der Name

Der gelernte Schlosser Hermann Fischer (1867-1933) war zunächst Hauptvertrauensmann in der Firma "Siemens-Schuckert" und Funktionär des Metallarbeiterverbandes. 1913 wurde er Bezirksobmann der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Leopoldstadt und 1919 Wiener Gemeinderatsmitglied. 1932/33 hatte Fischer einen Sitz im Nationalrat inne.

Architekten

Otto Prutscher - Otto Prutscher (1880-1949) studierte bis 1901 an der Wiener Kunstgewerbeschule und trat nach einem längeren Auslandsaufenthalt in das Büro von Josef Hoffmann ein. Als Mitarbeiter der Wiener Werkstätten beschäftigte er sich zunächst vor allem mit Inneneinrichtungen und stattete unter anderem mehrere Kaffeehäuser aus. Erst später wendete sich Prutscher der Architektur zu und entwarf neben mehreren Wohnhausanlagen für die Gemeinde Wien auch Villen in Baden und Mariazell.