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Zirkusgasse 22

Fakten

Zirkusgasse 22

Zirkusgasse 22, 1020 Wien

Baujahr: 1985-1987

Wohnungen: 13

Architekt: Eva Weil

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bildeten ein neuer Stadtentwicklungsplan und ein Stadterneuerungsfonds die Grundlage für eine sanfte Stadterneuerung Wiens. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten. So konnten die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, saniert werden. Darüber hinaus fanden für Neubauten Wettbewerbe statt, um möglichst viele neue Ideen in die Architektur einzubringen.

Geschichte

Bis 1938 hatte die angesehene sefardisch-türkische Gemeinde ihren Hauptsitz in der Zirkusgasse 22. Die an der Stelle des heutigen Gemeindebaus befindliche Synagoge wurde 1885-1887 nach Plänen des Architekten Hugo von Weidenfeld erbaut und in der "Reichskristallnacht" am 10. November 1938 zerstört. Eine Gedenktafel erinnert an dieses Ereignis. Das Grundstück wurde 1952 an die israelitische Kultusgemeinde restituiert und 1975 von der Stadt Wien erworben. 1985 errichtete die Gemeinde Wien auf dem Grundstück einen Neubau.

Die Architektur

Das Haus fügt sich harmonisch in das Erscheinungsbild der historischen Nachbargebäude ein.
Obwohl der Neubau mit sechs Stockwerken und teilweise ausgebautem Dachgeschoß nur sechs Achsen hat, sind diese durch Abtreppung und versetzte Dachhöhen in drei Trakte eingeteilt, u. a. um den Anschluss an die Nachbarhäuser zu gewährleisten. Die Zirkusgasse verläuft nämlich hier in einer leichten Kurve. Die Art der Untergliederung betont zudem die Vertikale der einzelnen Bauteile. Die Ausbildung einer Zentralachse wird dadurch vermieden. Im linken Trakt ist das Erdgeschoß mit dem aus Glas und Alu konstruierten Eingangsbereich durch ein Gesims von den darüber liegenden Stockwerken abgesetzt. Ab dem ersten Obergeschoß werden jeweils zwei Fenster pro Stock durch Putzfelder zusammen gefasst. Im rechten Trakt tritt die Fassade im Erdgeschoß zurück. Darüber setzen zwei flache Erker an. Dieser Bauteil weist anders als die anderen Trakte mit flachem Giebeldach zwei Mansarden auf. Die hell gestrichene Fassade ist durch leuchtend blau gehaltene Details gegliedert und charakterisiert.

Der Name

Die Straße, in der das Haus steht, ehemals Große Fuhrmanngasse, ist seit 1862 nach dem 1853 auf Nummer 44 für den Zirkus Renz errichteten Gebäude benannt, das 1945 durch eine Bombe vernichtet wurde.

Architekten

Eva Weil - Eva Weil (geb. 28.7.1940) studierte von 1958 bis 1967 an der Technischen Hochschule Wien unter anderem bei Karl Schwanzer und Erich Boltenstern. Nach Abschluss ihres Studiums war sie zunächst bei Hubert Prachensky in Innsbruck und später in den Büros von Eugen Wörle und Sepp Stein in Wien beschäftigt. Seit 1984 führt sie zusammen mit ihrer Schwester Christine Ohrenberger ein eigenes Architekturbüro. Weil plante unter anderem für die Gemeinde Wien den Max-Böhm-Hof in Wien 8 (Tigergasse 22, 1986-1988) und das Wohnhaus Zirkusgasse 22 in Wien 2 (1985-1987). Gemeinsam mit Helmut Stumvoll und Georg M. Feferle entwarf sie die 1991-1993 errichtete Wohnhausanlage Simmeringer Hauptstraße 30-32 in Wien 11.