Mobile Version aus nicht mehr nachfragen

Zirkusgasse 30

Fakten

Zirkusgasse 30

Zirkusgasse 30, 1020 Wien

Baujahr: 1981-1983

Wohnungen: 14

Architekt: Libuse Partyka, Erika Hotzy-Peters, Eugenie Pippal-Kottnig

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Das Gebiet, in dem sich der Gemeindebau befindet, war bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Wohnstätte zahlreicher Fuhrleute. Seit 1887 prägte die Nähe zu einer Synagoge, dem "Türkischen Tempel", die 1938 zerstört wurde, den kulturellen Alltag der Bewohner des 1801 errichteten Vorgängerbaus. Das Grundstück wurde 1957 von der Stadt Wien erworben.

Die Architektur

Bei diesem Haus handelt es sich um eine Lückenverbauung mit Flachdach und sieben Wohngeschoßen, von denen das oberste zur Zirkusgasse hin mit einer Terrasse abgesetzt ist. Der Hauseingang ist etwas eingezogen und asymmetrisch gestaltet. Darüber bilden hochrechteckige Fenster eine Achse aus. Die Fensterachsen links und rechts der Mitte reichen bis in das Erdgeschoß. Hier befindet sich jeweils ein querformatiges Fenster. In den darüber liegenden Stockwerken schließt an die ebenfalls querformatigen Fenster nach der Mitte ein französisches Fenster an. Die Fassade ist sienarot verputzt, während die Fenstereinfassungen und Unterteilungen in Weiß gehalten sind. Durch den Eingangsbereich gelangt man in den etwas abgesenkten Hof und in den Garten. Die Hoffassade ist abgetreppt. Diese Gestaltung orientiert sich an dem Gemeindebau Weintraubengasse 13, der von denselben Architekten geplant wurde und an der gegenüberliegenden Hofseite liegt. Es alternieren zwei in Weiß gehaltene, aus Loggien gebildete Achsen mit in der Grundfarbe verputzten Mauerabschnitten, die jeweils hochrechteckige Fenster in einer Achse aufweisen.

Der Name

Die Straße, in der das Haus steht - die ehemalige Große Fuhrmanngasse -, ist seit 1862 nach dem 1853 für den Zirkus Renz errichteten Gebäude benannt, das 1945 durch eine Bombe vernichtet wurde.

Architekten

Libuse Partyka - Libuse Partyka (geb. Partykova, 1921-1995; verh. Bazalka) studierte ab 1944 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Wien. Für die Gemeinde Wien plante sie meist in Zusammenarbeit mit anderen Architektinnen mehrere Bauwerke, wie etwa mit Erika Peters und Eugenie Pippal-Kottnig die Wohnhäuser Weintraubengasse 6-10 und 13 in Wien 2 (1982-1983) und Zirkusgasse 30 in Wien 2 (1981-1983). Die Pläne zur Anlage Schottenfeldgasse 37 in Wien 7 (1987-1989) stammen von Partyka alleine.

Erika Hotzy-Peters - Erika Hotzy-Peters (geb. Karrer, 1919-2002; auch Erika Peters bzw. später Erika Hotzy) studierte von 1940 bis 1945 an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien bei Franz Schuster. Bereits während der Studienzeit arbeitete sie in den Büros von Otto Niedermoser und Carl Witzmann und im Hochbaubüro Siemens mit. Bevor sich Erika Hotzy-Peters 1952 als Architektin selbständig machte, leitete sie unter anderem die Bautischlerei Dr. Franz Thiel in Wien 16 (1948) und war Kostümberaterin der Wessely-Filmgesellschaft (1949). Mit ihrem Ehemann Alexander Peters entwarf sie sodann vor allem in den Bundesländern zahlreiche Wohnhausanlagen und gestaltete in Wien rund 16 Bankfilialen. Für die Gemeinde Wien plante sie von den 1950er-Jahren bis in die 1980er-Jahre mehrere Wohnhäuser, zuletzt in Arbeitsgemeinschaft mit Libuse Partyka und Eugenie Pippal-Kottnig. Beachtenswert sind ihr angekaufter Wettbewerbsbeitrag zum Flughafen Wien-Schwechat und das mit einem Preis honorierte Sanierungsprojekt des Blutgassenviertels in Wien 1 (beide 1950er-Jahre). Von Hotzy-Peters stammt auch die Schutzumhüllung für den "Stock im Eisen" in Wien 1 (Ecke Kärntner Straße/Am Graben).

Eugenie Pippal-Kottnig - Eugenie Pippal-Kottnig (geb. 1921 in der UdSSR, Anscher Grube, gest. 1998 in Wien) studierte von 1935 bis 1939 Architektur an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Otto Niedermoser und Franz Schuster. 1943 heiratete sie den Maler Hans Robert Pippal. Einer ihrer ersten bedeutenden Aufträge war die Illustration für das "Österreichbuch" (Hrsg. Ernst Marboe, 1948). In den 1950er-Jahren war sie an der Planung mehrerer Wohnhäuser für die Gemeinde Wien beteiligt. Pippal-Kottnig war auch als Designerin von Inneneinrichtungen und Möbelstücken tätig und arbeitete an zahlreichen künstlerischen Ausführungen ihres Mannes mit, wie etwa an den Mosaiken für die Oktogone im Foyer des 2. Ranges des Burgtheaters (1955).