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Handelskai 390-392

Fakten

Handelskai 390-392

Wehlistraße 303, 1020 Wien

Baujahr: 1967-1969

Wohnungen: 28

Architekt: Otto Niedermoser

Wohnen in Wien

In den 1960er-Jahren nahm der Wohnbau in Wien bis hin zum Wohnungsbauboom der 1970er-Jahre kontinuierlich zu. Die Grundlage dafür bildeten 1961 ein städtebauliches Konzept und ein Generalverkehrsplan von Roland Rainer. Der geplante U-Bahn-Bau sowie die Erschließung bisheriger Randgebiete nördlich der Donau förderten diese Entwicklung. Besonders am südlichen und östlichen Stadtrand gab es Grundstücke zu günstigen Preisen, auf denen neue große Wohnviertel geschaffen wurden. Die neue Fertigteilbauweise mit vorgefertigten Betonelementen erlaubte es, in kurzer Zeit ganze Stadtteile neu zu errichten.

Geschichte

Durch die latente Hochwassergefahr war eine Besiedelung der Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, über Jahrhunderte hinweg unmöglich. Erst mit der Donauregulierung, 1870 - 1875, gewann man ein wenig Kontrolle über den Strom. Damit war die Möglichkeit zur Industrialisierung eröffnet - ein für die wirtschaftliche Entfaltung der Donaumonarchie höchst bedeutsamer Faktor. Auch zahlreiche Handelsunternehmen siedelten sich hier an. Bedingt durch die kurze Entstehungszeit des Wohnviertels, besitzt dieses eine relativ einheitliche und unverwechselbare Charakteristik. Das Grundstück, auf dem das Wohnhaus steht, wurde lange Zeit ebenfalls für Zwecke der Industrie genutzt. Es befand sich bis 1941 im Besitz der Wiener Fleischhauerkompanie und war später Eigentum der Riva Parfümerie und Seifen Industrie G. m. b. H. 1965 wurde es von der Stadt Wien erworben.

Die Architektur

Das fünf Stockwerke hohe Gebäude ist Teil eines zur Straße hin geöffneten Wohnkomplexes, der mehrere winkelig zueinander ausgerichtete Blöcke umfasst. Die Anlage bricht mit der Wiener Tradition der intimen, geschlossenen Hofform. Wie schon in den 1920er- und 1930er- Jahren wurde versucht, durch konzentrierte Stapelung möglichst vieler Wohnungen ausgedehnte Zonen für Erholungs- und Bildungseinrichtungen zu schaffen. Der Bau ist höchst einfach gegliedert und primär nach funktionalen Belangen ausgerichtet. Die zum Handelskai ausgerichtete Front wird im Erdgeschoß durch Geschäftsfenster durchbrochen. Breite, dreigeteilte Fenster charakterisieren die Stockwerke. Zwei laterale Abschnitte sind durch farblich differenzierten Putz akzentuiert und werden von kleineren Fenstern in jeweils zwei Achsen begrenzt, die hochrechteckiges und quadratisches Format aufweisen. Der Mittelteil der Gartenfassade ist durch breit gelagerte Loggien akzentuiert, die von Balkonen flankiert werden. Die beiden Eingangsbereiche sind spiegelgleich in den Seitenteilen der Front angeordnet. In den äußersten Abschnitten setzen Balkone einen weiteren Akzent.

Der Name

Der Handelskai ist seit 1884 so benannt, weil sich nach der Donauregulierung hier zahlreiche Handelsunternehmen ansiedelten.

Architekten

Otto Niedermoser - Otto Niedermoser (1903-1976) studierte an der Wiener Kunstgewerbeschule Bühnenbild bei Alfred Roller und Architektur bei Josef Hoffmann. 1925 wechselte er an die Akademie der bildenden Künste, wo er sein Studium bei Peter Behrens abschloss. Niedermoser war vor allem als Innen- und Filmausstatter tätig, wie etwa bei den Filmen "Der Engel mit der Posaune" (1948) und "1. April 2000" (1952). Sein bedeutendstes architektonisches Werk ist der mit Hans Petermaier geplante Wiederaufbau der Fischerstiege und der angrenzenden Wohnhäuser in Wien 1 (1952-1954).