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Schüttelstraße 3

Fakten

Schüttelstraße 3

Schüttelstraße 3, 1020 Wien

Baujahr: 1956-1959

Wohnungen: 38

Architekt: Margarete Schütte-Lihotzky

Wohnen in Wien

In den 1950er-Jahren ging es vor allem darum, Zerstörtes wieder aufzubauen und viele neue Wohnungen zu errichten. In den kommunalen Wohnbauten dieser Zeit finden sich die ersten Ansätze der sich später durchsetzenden Zeilenbauweise, die bis heute die großen Vorstadtsiedlungen prägt. Die Wohnbauten wurden größer, höher und waren verstärkt in Blockform gestaltet. Das Flachdach setzte sich durch. Alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern und WC ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Gegend, in der das Wohnhaus steht, war lange Zeit öde und verwahrlost, da sie aus einer Aulandschaft bestand, die alljährlich von Hochwassern geplagt wurde. Sein heutiges Gesicht bekam das Gebiet erst mit der Donauregulierung 1870 - 1875. Zu dieser Zeit entstanden neben Bädern Hotels, Cafés und andere wichtige Einrichtungen. Das Areal wurde zur beliebten Wohngegend. Das Grundstück, auf dem das Wohnhaus errichtet ist, ging 1951 in den Besitz der Stadt Wien über.

Die Architektur

Das fünf Stockwerke hohe Eckhaus ist mit der Hauptfassade an der Schüttelstraße gelegen. Es weist eine erhöhte, farblich differenzierte Sockelzone auf, die durch ein schmales Gesims von den darüber liegenden Stockwerken abgesetzt ist. Bestimmend für das Erscheinungsbild der neunachsigen Front in der Schüttelstraße ist ein auf symmetrischer Gliederung basierendes Alternieren von Fenstertüren mit hochrechteckigen Fenstern. Der Mittelteil der Fassade wird durch einen breitgelagerten Dachaufbau betont. Auffallend ist vor allem die Gestaltung des zentrierten Portalbereichs, dessen oberer Abschluss mit der Höhe des Gesimses der Erdgeschoßzone zusammen fällt. Der von einer abgetreppten, über die Mauerfläche vorkragenden Steinrahmung umgebene Eingang ist eingezogen. Eine weitere leicht vortretende Steinrahmung fasst das Portal mit den flankierenden Fenstern zu einer Rechteckform zusammen. Ein Dacherker, der über alle Stockwerke reicht, akzentuiert den äußersten, an der Hausecke gelegenen Fassadenabschnitt in der Helenengasse. An der gegenüber liegenden Flanke findet sich ein Dachaufbau. Der Wechsel von französischen Fenstern mit quadratischen und hochrechteckigen Fenstern ergibt ein rhythmisches Erscheinungsbild. Die Hoffassaden sind einfach gegliedert und dem Stil der Straßenseiten angepasst.

Der Name

Die Straße, in der das Wohnhaus steht, wurde schon im Mittelalter "Am Schüttel" genannt. Es handelt sich um eine von der Donau angeschüttete Landzunge, die sich zwischen dem Donaukanal und dem ehemaligen Fugbach befindet.

Architekten

Margarete Schütte-Lihotzky - Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) war die erste Frau in Österreich, die ein Architekturstudium abschließen konnte. Sie studierte von 1915 bis 1919 an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad und Heinrich Tessenow. Anfang der 1920er-Jahre arbeitete sie mit Adolf Loos an der Realisierung mehrerer Wohnhaussiedlungen in Wien, wie etwa der Heuberg-Siedlung (Röntgengasse, Wien 17) oder der Hirschstetten-Siedlung (Hermesstraße, Wien 13). 1926 wurde Schütte-Lihotzky ans Stadtbauamt in Frankfurt/Main berufen, wo sie ihre Frankfurter-Küche entwickelte, den Prototyp der modernen Einbauküche. Nach dem Zweiten Weltkrieg, den sie in Gefangenschaft verbrachte, war sie als Architektin und Publizistin in Wien ansässig, konnte allerdings nur noch wenige Projekte realisieren.