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Nora-Hiltl-Hof

Fakten

Nora-Hiltl-Hof

Anton-Langer-Gasse 37, 1130 Wien

Baujahr: 1985-1988

Wohnungen: 14

Architekt: Ernst-Helmar Zwick

Wohnen in Wien

Ab den 1980er-Jahren bestimmte ein neuer Stadtentwicklungsplan die Wohnhaussanierung. Der 1984 gegründete Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und das Wohnhaussanierungsgesetz 1985 ergänzten die optimalen Voraussetzungen für eine sanfte Stadterneuerung. 36 Prozent der Sanierungsgelder flossen in Gemeindebauten, sodass die berühmtesten Gemeindebauten aus der Zwischenkriegszeit saniert werden konnten, wie z. B. der Karl-Marx-Hof, der George-Washington-Hof oder der Rabenhof. Für Neubauten wurde durch Wettbewerbe eine qualitativ hochwertige und individuelle Architektur sichergestellt, wie das Beispiel Hundertwasserhaus zeigt.

Geschichte

Das Wohnhaus wurde auf einem Grundstück errichtet, das schon seit dem 19. Jahrhundert der Gemeinde Wien gehört und ursprünglich von der Speisinger Straße bis zur Anton-Langer-Gasse reichte. Auf einer an das hintere Grundstücksende angrenzenden Liegenschaft steht das alte Speisinger Volksschulgebäude, das einige Jahre nach der Eingemeindung Speisings nach Wien 1897 erbaut wurde. 1955 beschloss die Gemeinde, das Nachbargrundstück für den Wohnhausbau zu nutzen und zudem einen Kindergarten im rückwärtigen Bereich zu errichten. Bis dahin befanden sich auf dem Gelände Gärten.

Die Architektur

Das Wohnhaus hebt sich vor allem durch seine Fassadengestaltung von den Nachbarhäusern ab. Straßenseitig wird die Fassadenmitte von einem ab dem ersten Stock konvex vorschwingenden Fassadenabschnitt dominiert, der leicht über die Traufenhöhe reicht und in der Mittelachse durch Loggien aufgelockert wird. Darunter liegt im Erdgeschoß der Hauseingang. Die anschließenden, rau verputzten Fronten werden durch Fenster unterschiedlicher Größe und über drei Geschoße reichende Erker gegliedert, ein Erker betont die Gebäudeecke. Ein auskragendes Gesims, das über den Fenstern im dritten Stock ausgebuchtet ist, schließt die Fassade zum Dach hin ab.

Gartenseitig wird die Fassade durch vier vertikale Achsen mit Loggien strukturiert. Baudetails wie der bis in Brusthöhe geflieste Haussockel oder die mit Glasbausteinen eingefassten Loggien auf der Gartenseite sind charakteristisch für die Architektur der 1980er-Jahre. Die Wohnungen sind über zwei im Inneren des Gebäudes liegende Stiegenhäuser zu erreichen und besitzen sowohl zur Straße als auch zum Garten hin orientierte Räume. Hinter den voll verglasten Erkern liegen die Wohnzimmer.

... und die Kunst

An der Straßenfassade befindet sich über dem Hauseingang und der in der Mittelachse bis in den dritten Stock reichenden Quermauer ein "Computermosaik" von Valentin Oman.

Der Name

Das Wohnhaus ist nach der Journalistin und Politikerin Dr. Nora (Eleonora) Hiltl (1905-1979) benannt. Hiltl war langjährige Leiterin der Abteilung "Allgemeine Frauenbildung" im Unterrichtsministerium und gründete die Wochenzeitschrift "Frau von heute", deren Chefredakteurin sie auch war. Daneben war sie als Vorsitzende des Gemeinderates und Mitglied des Bundesrates politisch tätig. Sie gilt als Mitbegründerin der österreichischen Frauenbewegung und war Leiterin der Wiener ÖVP-Frauenbewegung. Eine Gedenktafel erinnert an die Namensgeberin der Wohnhausanlage.

Architekten

Ernst-Helmar Zwick - Ernst-Helmar Zwick (geb. 1939 in Klagenfurt) studierte bis 1967 Architektur an der Technischen Universität Wien. Bereits während seines Studiums absolvierte er mehrere Praktika in Hamburg, Helsinki und Wien. Nach der Gründung eines eigenen Büros 1974 in Wien beschäftigte er sich in erster Linie mit Wohnbauforschung und führte eine Forschungsarbeit zum Thema "Wohnbausystem verdichteter Flachbau" durch. Auf Basis dieser Arbeit erfolgten sodann die Planung und Realisierung von Reihenhaussiedlungen mit Mietermitbestimmung sowie der Bau von solarbeheizten Niedrigenergiehäusern. Für die Stadt Wien plante Ernst-Helmar Zwick unter anderem die Siedlung samt Solaranlage Johann-Gottek-Gasse 18 in Wien 23 (1981).