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Robert-Uhlir-Hof

Fakten

Robert-Uhlir-Hof

Engerthstraße 148-150, 1020 Wien

Baujahr: 1975-1978

Wohnungen: 550

Architekt: Gottfried Fickl, Edgar Göth

Weitere Adressen

Weschelstraße 1, 1020 Wien

Vorgartenstraße 109-111, 1020 Wien

Wohnen in Wien

In den 1970er-Jahren begann eine erste Sanierungswelle des Wohnungsaltbestands der Stadt Wien, um den Wohnstandard anzuheben. Zusätzlich wurden von 1972 bis 1977 rund 16.500 neue Wohnungen gebaut. Der Wohnungsmangel war beseitigt. Nun sollten sich neue Anlagen auch besser in ihre Umgebung einfügen, sich vom Straßenverkehr abwenden, öffentlich gut erreichbar und vor allem mit der nötigen Nahversorgung ausgestattet sein. Damit rückte auch ein Grundgedanke des "Roten Wien" aus den 1930er-Jahren wieder in den Mittelpunkt: Es wurde wieder Wert auf die Sozialisierung des Wohnens gelegt. 1978 wurde die Grundsteinlegung der 200.000sten Wohnung seit 1923 gefeiert.

Geschichte

Durch die latente Hochwassergefahr war eine Besiedelung der Gegend, in der sich die Wohnhausanlage befindet, über Jahrhunderte hinweg unmöglich. Erst mit der Donauregulierung 1870-1875 gewann man etwas Kontrolle über den Strom. Damit war die Möglichkeit zur Industrialisierung eröffnet - ein für die wirtschaftliche Entfaltung der Donaumonarchie höchst bedeutsamer Faktor. Bedingt durch die kurze Entstehungszeit, besitzt das Wohnviertel eine relativ einheitliche und unverwechselbare Charakteristik. An der Stelle des Robert-Uhlir-Hofes befanden sich ursprünglich die Siemens-Schuckert-Werke. Diese Fabrik, die vor der Errichtung des Gemeindebaus umgesiedelt wurde, zählte um 1900 zu den größten und modernsten der Elektroindustrie. Für drei in der Zeit des Nationalsozialismus in den Siemens-Schuckert-Werken beschäftigte WiderstandskämpferInnen wurde im März 2013 im Robert-Uhlir-Hof eine Gedenktafel enthüllt: Leopoldine Padaurek, Franz Sebek und Ferdinand Platzer waren in den 1940er-Jahren wegen ihres Widerstands gegen das Naziregime hingerichtet worden.

Die Architektur

Die Anlage besteht aus fünf- bis elfgeschoßigen, großen Wohnhöfen, die zwischen der Engerthstraße und der Vorgartenstraße liegen. Anstelle der ehemaligen Siemens-Werke wurde der Gemeindebau als Bindeglied zwischen der angestrebten Neugestaltung des rechten Donauufers und dem typischen Baubestand des Bezirks errichtet. Alle Wohnungen sind nach Süden bzw. Südwesten ausgerichtet. In zwei einander gegenüber befindlichen Ketten angeordnet, werden die Gebäude von Grünzonen begrenzt und umschließen ausgedehnte, begrünte Freiflächen. Die einzelnen Baukörper sind großteils durch winkelig aneinandergefügte Elemente charakterisiert, die gegenüber dem Rechteck des Mittelteils an den Flanken einer der Fronten sowie in der Längsachse vortreten. Das abgewinkelte Zueinander ist für eine flexible Fertigteiltechnik charakteristisch, durch deren kreative Nutzung die Wohnqualität seit Ende der 1960er-Jahre beträchtlich gesteigert werden konnte. Das Erdgeschoß der Wohnhöfe dient der allgemeinen Nutzung und enthält außerdem Behindertenwohnungen mit Eigengarten. Die Integration urbaner Funktionen in die Erdgeschoßzone ist unter anderem als Reaktion auf die "Funktionstrennung" der früheren Fertigteilbauära zu werten.

... und die Kunst

Im Innenbereich der Anlage befindet sich ein abstraktes Kunstwerk von Wolfgang Helminger. Die Steinplastik trägt den Titel "Druck - Gegendruck".

Bemerkenswert ist auch ein ebenfalls im Inneren der Anlage platzierter "Gedenkstein" aus Waldviertler Granit. Das Objekt stammt aus der Ausstellung "Die ökologische Stadt", die im Oktober 1993 im Wiener Rathaus stattfand.

Der Name

Eine Gedenktafel erinnert an den Namensgeber der Wohnhausanlage Robert Uhlir (1900-1982). Uhlir war einer der führenden Funktionäre der revolutionären Sozialisten und engagierte sich besonders für Opfer der Verfolgung. Während des Zweiten Weltkrieges verbrachte er mehr als vier Jahre in Gefängnissen und Konzentrationslagern. Nach Kriegsende gehörte er dem Nationalrat sowie dem Wiener Vorstand der SPÖ an und fungierte als Bezirksobmann der SPÖ Leopoldstadt. Zudem war er Direktor der Pensionsversicherungsanstalt.

Architekten

Gottfried Fickl - Gottfried Fickl (geb. 1933) studierte ab 1952 bei Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste Wien. Für die Gemeinde Wien war er beispielsweise in einer Arbeitsgemeinschaft an den Plänen zur Wohnhausanlage Krottenbachstraße 122 in Wien 19 (1969-1972) beteiligt.

Edgar Göth - Edgar Göth (geb. 1933) studierte von 1952 bis 1957 an der Akademie für angewandte Kunst in Wien, wo er die Meisterklasse von Prof. Franz Schuster besuchte. Nach seinem Studium war er einige Jahre in Stockholm als Architekt beschäftigt. 1963 kehrte er nach Wien zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung 1998 als selbstständiger Architekt vor allem für die Gemeinde Wien tätig war. Zu seinen wichtigsten Bauten gehören die Wohnhausanlagen Engerthstraße 150 (Wien 2; 1974-1979, gemeinsam mit Arch. Fickl) und Vorgartenstraße 177 (Wien 2; 1979-1984).

Freie Garagenplätze

Art Miete