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Karl-Frey-Hof

Fakten

Karl-Frey-Hof

Hütteldorfer Straße 81a, 1150 Wien

Baujahr: 1953-1954

Wohnungen: 234

Architekt: Norbert Mandl, Anton Potyka, Alois Brunner, Karl Eckenstorfer

Weitere Adressen

Wurmsergasse 36, 1150 Wien

Selzergasse 31, 1150 Wien

Wohnen in Wien

Ab 1949 war der Wohnbau zahlenmäßig wieder auf dem Niveau des "Roten Wien" der Zwischenkriegszeit. Doch noch war die Bevölkerung verarmt und oft obdachlos. Kleine Duplex-Wohnungen, die später zusammengelegt werden konnten, linderten schließlich die Wohnungsnot. 1951 wurde Franz Jonas, Sohn einer Arbeiterfamilie, Bürgermeister von Wien. In seine Amtszeit fiel die rege Bautätigkeit im Rahmen des Projektes "Sozialer Städtebau" ab 1952. Das 8-Punkte-Programm hatte die Trennung von Wohn- und Gewerbebereichen, eine Auflockerung der Wohnbereiche sowie die Assanierung einzelner Viertel zum Ziel. Die standardmäßige Ausstattung der Wohnungen wurde verbessert - alle neu gebauten Wohnungen waren mit Badezimmern ausgestattet und die Mindestgröße wurde von 42 auf 55 Quadratmeter angehoben.

Geschichte

Die Wohnhausanlage liegt zwischen den Straßenzügen Hütteldorfer Straße, Wurmsergasse und Selzergasse sowie am Leopold-Mistinger-Platz, ein Gebiet, das ursprünglich für die Erweiterung des Wasserreservoirs Schmelz gedacht war. Der Leopold-Mistinger-Platz entstand nach dem Umbau des alten Wasserbehälters und des Meiselmarkts und wurde nach dem sozialdemokratischen Politiker Leopold Mistinger benannt.

Die Architektur

Die Wohnhausanlage besteht aus fünf Baublöcken mit geradliniger Bauflucht, die über insgesamt 16 Stiegen erschlossen werden und einen gegen die Hütteldorfer Straße abgeschirmten, begrünten Hof umschließen. Die Fassaden folgen einem für viele Gemeindebauten der 1950er-Jahre klassischen Schema: Über einem niedrigen Sockel folgen die glatt verputzten Obergeschoße ohne jedwede Gliederung, hofseitig wurden zum Teil Balkone angebracht. Das ursprüngliche Erscheinungsbild der Anlage wurde durch den im Jahre 1986 erfolgten Anbau von straßenseitigen Liftschächten an den Stiegen zwei bis sechs verändert.

... und die Kunst

An der Wandfläche Wurmsergasse Ecke Hütteldorfer Straße befindet sich das 1954 geschaffene Mosaik "Dekoratives Band" von Josef Seebacher (1918-1981). Seebacher gilt als einer der "Spitzenreiter", was die Aufträge für Kunst am Wiener Gemeindebau betrifft. Er schuf vor allem dekorative Gebrauchsobjekte wie Kinderspielplastiken, Brunnen- und Vogeltränkendekor. Von Seebacher stammt auch der vor dem Planetarium im Wiener Prater aufgestellte Globus aus Polyester. Im Foyer der Mütterberatungsstelle (Wurmsergasse 36), befindet sich die 1959 geschaffene Plastik "Mutter und Kind" von Gustav Jekel. Jekel schuf etwa auch für die Wohnhausanlage Jedleseer Straße 79-95 sowie für die Wohnhausanalge Wattmanngasse 58 Kunst am Bau.

Der Name

Eine Gedenktafel an der Schmalseite des Bauteiles in der Wurmsergasse erinnert an Karl Frey (1867-1950), nach dem die Wohnhausanlage benannt worden ist. Frey war von 1919 bis 1933 Bezirksvorsteher des damaligen 14. Gemeindebezirks Rudolfsheim. In dieser Zeit entstanden zahlreiche Gemeindebauten und andere kommunale Einrichtungen im Bezirk.

Architekten

Norbert Mandl - Norbert Mandl (1911-2001) studierte Architektur an der Technischen Hochschule Wien, wo er 1936 auch promovierte. Für die Gemeinde Wien entwarf er vorwiegend in Arbeitsgemeinschaften mehrere Wohnhausanlagen in den 1950er- und 60er-Jahren, wie etwa die Anlage Zeillergasse 39-43 in Wien 17 (1957/58) und der Karl-Frey-Hof in Wien 15, Hütteldorfer Straße 81a (1953/54). Das 1981 bis 1983 errichtete Wohnhaus Apostelgasse 35 in Wien 3 entstand als eigenständige Arbeit von Norbert Mandl.

Anton Potyka - Anton Potyka (1899-1973) gehörte während seines Studiums an der Technischen Hochschule ab 1917 zum engeren Kreis um Adolf Loos. Er arbeitete zunächst in verschiedenen Wiener Architekturateliers, ehe er sich in den 1930er-Jahren vor allem mit der Ausstattung von Kaffeehäusern selbstständig machte. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete er mit seinem Sohn Hugo Potyka (geb. 1927) zusammen. Sie restaurierten u. a. das Wiener Dorotheum und planten mehrere Wohnbauten für die Gemeinde Wien.

Alois Brunner - Alois Brunner (1921-1983) studierte von 1937 bis 1943 Architektur bei Franz Schuster an der Hochschule für angewandte Kunst Wien. Nach dem Studium arbeitete er zunächst bei verschiedenen Baufirmen mit und machte sich 1950 als Architekt selbständig. Zu Beginn war Alois Brunner vorwiegend im Wiederaufbau tätig. Zahlreiche Wohn- und Geschäftsbauten wurden nach seinen Entwürfen errichtet, wie etwa für die Gemeinde Wien die Wohnhäuser Vollbadgasse 1 in Wien 17 (1962-1964) und Krottenbachstraße 40 in Wien 19 (1966-1970).

Karl Eckenstorfer - Karl Eckenstorfer (1899-1978) studierte ab 1921 bei Franz Krauß und Peter Behrens an der Akademie der bildenden Künste Wien. Sein bemerkenswertestes Werk ist der Umbau eines ehemaligen Lagerhauses in der Wattgasse 21-23 in Wien 16 zu einem Wohnbau (1936/37). Für die Gemeinde Wien entwarf er zusammen mit Alois Brunner, Norbert Mandl und Anton Potyka den Karl-Frey-Hof in Wien 15 (Hütteldorfer Straße 81a, 1953/54).